EVS und die Universität Lüttich (ULiège) haben gemeinsam den akademischen Lehrstuhl „Computer Vision and Data Analysis for Sports Understanding“ ins Leben gerufen. Die Professur ist dem Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) zur automatischen Auswertung von Sportbildern und -videos gewidmet. Sie wird von Anthony Cioppa geleitet, einem Experten für Computer Vision und Datenanalyse.
Ziel: Sportspiele wie ein Mensch verstehen
Der neue Lehrstuhl verfolgt das Ziel, Systeme zu entwickeln, die Spiele in Echtzeit analysieren und verstehen – ähnlich einem menschlichen Experten. Laut Professor Cioppa soll die KI künftig nicht nur erkennen, was auf dem Spielfeld geschieht, sondern auch die Bedeutung der Spielszenen erfassen.
EVS bringt praktische Erfahrung ein
EVS hat bereits mehrere KI-gestützte Lösungen im Portfolio. Dazu gehört etwa Xeebra, ein System zur Multikamera-Analyse inklusive automatischer Abseitslinien-Erkennung, sowie XtraMotion, das mithilfe generativer KI Superzeitlupen aus herkömmlichem Videomaterial erzeugt. Die Zusammenarbeit mit der Universität soll die Forschung zu solchen Anwendungen weiter vertiefen und neue Einsatzfelder erschließen.
Forschung mit internationalem Anspruch
Die Universität Lüttich will mit dem neuen Lehrstuhl ein international sichtbares Zentrum für KI-Forschung im Sport etablieren. Dabei stehen folgende Themen im Fokus:
- Analyse komplexer Videodaten mit hoher semantischer Tiefe
- Langzeitverständnis von Sportspielen durch KI
- Gedächtnisstrukturen in neuronalen Netzen
- Kombination verschiedener Datenquellen wie Bild, Ton und Sensorik
- Nutzung generativer KI für immersive Erlebnisse, etwa durch virtuelle Kameraperspektiven
Offene Datenbasis als Treiber
Anthony Cioppa ist auch Mitbegründer von SoccerNet, der weltweit größten Open-Source-Datenplattform für die Analyse von Sportvideos. Das Projekt vernetzt seit 2018 Forschung und Industrie und fördert Innovation durch offene Wettbewerbe und Benchmarks.
Ein Blick in die Zukunft des Sports
Für EVS ist die Kooperation ein logischer Schritt. „Innovation ist ein zentrales Element unserer Strategie. Mit dem Lehrstuhl stärken wir unsere Position im Bereich KI“, sagt CEO Serge Van Herck. Auch die Universität sieht große Potenziale. Rektorin Anne-Sophie Nyssen betont, dass die Professur ein sichtbarer Ankerpunkt für Lehre und Forschung im Bereich Sport und KI werde. Olivier Barnich, Leiter für Innovation bei EVS, spricht von einer „natürlichen Erweiterung einer langjährigen Partnerschaft“.
Die zunehmende Nutzung von KI in der Sportanalyse könnte viele Arbeitsprozesse verändern: von der automatisierten Highlight-Erstellung bis zur objektiven Spielanalyse. Systeme, die Spielszenen inhaltlich erfassen und sogar umstrittene Schiedsrichterentscheidungen einordnen, sind keine Zukunftsmusik mehr – sondern Forschungsgegenstand in Lüttich.