Herr Tillmann, Anfang Februar werden Sie in den Ruhestand verabschiedet – mitten in einer Phase großer Veränderungen beim BR. Viele neue Projekte wurden von ihnen angestoßen. Fällt Ihnen der Abschied da schwer?
Herbert Tillmann: Das ist in der Tat eine spannende Zeit und da juckt es natürlich. Allerdings ist es, gemeinsam mit einem hervorragenden und kompetenten Team, so glaube ich gelungen, das Feld, wie man so schön sagt, gut zu bestellen. Innovationen sind in Produktion und Technik unser tägliches Brot.
Daher bin ich sehr zuversichtlich, dass wir die Weichen für die anstehenden Veränderungen richtig gestellt haben. Meine Nachfolgerin Birgit Spanner-Ulmer kann als Expertin für das wichtige Zukunftsthema Workflow-Management gut darauf aufsetzen. Und natürlich werde ich dem BR auch weiterhin verbunden bleiben, das ist doch klar.
Was sind die großen Zukunftsthemen beim BR?
HT: Zunächst geht es ja darum, unsere linearen, beim Publikum erfolgreichen Programme weiterhin ohne technische Störungen oder Ausfälle zu produzieren und auszustrahlen. Dazu zählen insbesondere die Gewährleistung der Betriebssicherheit,
der HDTV-Ausbau und die Einrichtung von integrierten Medienproduktionsplattformen.
Inwieweit ist die Betriebssicherheit ein Zukunftsthema?
HT: Viele der Systeme, die bei uns in der TV-Produktion eingesetzt werden, sind in die Jahre gekommen und müssen dringend ersetzt werden. Auch manche IT-Komponenten wie Server und Plattenspeicher funktionieren leider nicht mehr so wie gewünscht. Wenn es Plattenabstürze gibt, dann kann das Rückwirkungen auf das komplette Sendesystem haben. Deshalb müssen wir ein besonderes Augenmerk darauf legen, hier die Betriebssicherheit zu erhalten. Das betrifft insbesondere die
Systemkomponenten in den Bereichen Playout Center und Material-Transfer aber auch die Postproduktion mit den Schnitteinrichtungen.
Wir ersetzen unter anderem unsere drei Omneon-Knoten durch Harris-Produktionsserver (NEXIO AMP). Das sind zentrale Komponenten. Sie bilden die Drehscheibe, auf der man das Material in alle Produktionsbereiche einschließlich Archiv transferiert.
Warum wechseln sie von Omneon auf Harris?
HT: Die Entscheidung war das Ergebnis einer EU-weiten Ausschreibung und hat natürlich was mit Geld zu tun. Beide Systeme sind, was die Verfügbarkeit und andere technische Parameter angeht, mittlerweile gleichwertig. Das haben wir natürlich vorher getestet. Die Gesamtbetriebskosten sind jedoch bei den Harris-Systemen günstiger. Kurzum: Wir entscheiden uns immer für die insgesamt wirtschaftlich sinnvollste Lösung.
Hannspeter Richter: Die Omneon-Server müssen ersetzt werden, weil wir da Plattenausfälle und Schwierigkeiten in der ganzen Struktur hatten. Dazu kommt natürlich auch, dass wir unser Sendezentrum auf HDTV umrüsten wollen. Wenn es um die Gewährleistung der Betriebssicherheit geht, versuchen wir natürlich immer, Ersatzinvestitionen mit Investitionen in Zukunftstechnologien zu verbinden.
Sind die Harris-Server schon in Betrieb?
HR: Nein. Wir sind noch in der Phase der Installation. Ein Harris-Knoten ist aufgebaut, der nächste ist gerade in der Werkabnahme. Und der dritte folgt Anfang nächsten Jahres. Die planmäßige Inbetriebnahme ist dann für März 2012 vorgesehen.
Die Server-Erneuerung ist eine besondere Herausforderung für unsere Kollegen. Wir machen das Ganze schließlich im laufenden Betrieb und können da nicht beliebig lang einen Parallelbetrieb machen. Irgendwann muss der Schalter umgelegt werden, damit der Materialfluss von A nach B wieder funktioniert. Wir gehen da durchaus ein Risiko ein, wenn auch ein beherrschbares.
HT: Leider kann ich die Inbetriebnahme nicht mehr persönlich übernehmen. Gerade an dieser Stelle hätte ich gerne eine ordentliche Übergabe gemacht. Aber es ist nun mal bei Investitionsprojekten so, dass die damit verbundenen Implementierungen nicht immer genau nach dem festgelegten Zeitplan ablaufen.
Mit welchen Dienstleistern arbeiten sie bei der Server-Installation zusammen?
HR: Wir arbeiten hier wieder mit der Firma VTS zusammen. Das Unternehmen ist für den Integrationsanteil verantwortlich. Harris selbst macht als zweiter GU die komplette Softwareintegration.
Was planen sie im Bereich der Postproduktion?
HT: Da haben wir uns sehr intensiv mit der Frage befasst, wie die Postproduktion insgesamt aufgestellt wird und ob wir sie auf Grund von veränderten Programm-Anforderungen nicht neu konfigurieren müssen.
Wir haben dazu einen gemeinsamen Workshop mit den Kolleginnen und Kollegen aus dem Programm- und dem Postproduktionsbereich gemacht und sehr schnell festgestellt, dass einerseits ein Rückgang nach Leistungen in der Bearbeitung bei aufwändigen Dokumentation, Features und Reportagen zu verzeichnen ist und andererseits ein stetig wachsender Bedarf im Bereich der aktuellen und sendenahen Beiträge, also dort wo sehr schnelle Durchläufe gefragt sind, vorhanden ist. Wir haben deshalb die Entscheidung getroffen, die Zahl der konventionellen Schnittplätzen in der Postproduktion zu reduzieren und dafür im Bereich der Aktualität deutlich mehr Schnitt- und Bearbeitungskapazität zur Verfügung stellen – und das für veränderte Arbeitsweisen. Wenn Sie so wollen, reden wir im Prinzip von kommunzierenden Röhren, allerdings jeweils mit unterschiedlichen Inhalten.
Was heißt das?
HT: Wir wollen im Grunde eine Art skalierbaren Redaktionsschnitt einführen. Wenn ein Redakteur in der Lage ist, selbst Bilder zusammen zu stellen, kann er das auf seinem Redaktionsrechner tun, ebenso wie einfache Vertonungsarbeiten. Wenn es aber komplexer oder aufwändiger wird, kann er das gesamte Material auf einen voll ausgerüsteten Schnittplatz transferieren, der speziell für schnelle Bearbeitungen ausgerichtet sein wird. Hier kann er dann auch mit Unterstützung des Cutters arbeiten. Wir haben uns solche Prozesse beim NDR angeschaut, wo sie ja bereits bei „ARD aktuell“ mit durchaus guten Erfolgen implementiert wurden.
Da konnte man auch schon sehen, wie unterschiedlich die Redakteure mit dem Material umgehen. Einige arbeiten lieber weiter mit dem Cutter zusammen, andere, die die neuen Möglichkeiten bereits verinnerlicht haben, schneiden lieber selbst.
In dem Zusammenhang sind wir auch zu dem Schluss gekommen, dass wir die Inhalte der BR-Nachrichtenprogramme „Rundschau“ und „Abendschau“ sowie der aktuellen Magazine schneller der Online-Verwertung bereit stellen können. Wir wollen deshalb einen Workflow realisieren, indem alle Beteiligten unmittelbar zusammenarbeiten und die Programmplanung gemeinsam betreiben.
Das setzt zwei Dinge voraus: Erstens entsprechende Räumlichkeiten zur direkten Kommunikation und zweitens die dafür nötigen Redaktionssysteme. Die Räumlichkeiten haben wir mittlerweile. Die alte Betriebszentrale wurde entkernt und neu gestaltet. Dort gibt es nun auch die Möglichkeit, moderne und offene Raumkonzepte zu realisieren.
Wann wurde der Umbau gemacht?
HR: Die Baumaßnahmen wurden vor gut zwei Jahren gestartet. Mit dem Umzug wollen wir noch in diesem Jahr beginnen. Die Redakteure von „Abendschau“, „Rundschau“ etc. werden dann mit den Online-Redakteuren in den gleichen Räumlichkeiten zusammengeführt. Provisorisch sind die Kollegen in Containern in Freimann untergebracht.
HT: Anfangs werden wir unserer Werkzeuge wie das Planungs- und Recherche-Tool Open Media weiter benutzen. Und die Ausschreibung zum Redaktionsschnitt wird sich noch etwas hinziehen weil es wieder ein aufwändiges europaweites Ausschreibungsverfahren geben wird. Auch hier war meine Hoffnung ursprünglich, das Projekt noch in meiner Amtszeit abschließen zu können. Dazu wird es nun nicht mehr kommen. Der Redaktionsschnitt wird also in 2013 eingeführt.
Welche Anbieter kommen dafür in Frage?
HT: Da gibt es mehrere, insbesondere Avid, Quantel oder Sony. Wir haben uns schon verschiedene Lösungen angeschaut. Entscheidend für uns ist, dass wir hier eine bestehende Infrastruktur haben, in welche das Redaktionsschnitt-System integriert werden muss. Das ist nicht so einfach. Denn wir stellen fest: Es gibt keine Standardschnittstellen – durchgehend und überall – sondern nur partiell. Man muss deshalb hinsichtlich der Integration neuer Systemkomponenten beachtlichen Aufwand treiben. Und zum anderen müssen wir die Total Cost of Ownership im Auge haben, also welcher Aufwand ist zur Wartung und beim Support der Systeme erforderlich. Nachdem wir zwischenzeitlich überwiegend softwarebasierte Systeme im Broadcastbereich im Einsatz haben, gewinnen diese Aspekte immer mehr an Bedeutung.
Eine vordergründig günstige Lösung kann leicht sehr teuer werden, wenn die Folgekosten durch Wartung und Support unangemessen hoch sind. Gegenüber allen Herstellern habe ich daher einer klare Position: Zum einen müssen alle Komponenten mit Standardschnittstellen unterstützt werden und zum anderen muss es, mit Blick auf die Wartung von Systemen, sinnvolle Vereinbarungen mit den Anbietern geben. Wir wollen ein vernünftiges, faires Geschäft. Die Lizenzen auf jeden Arbeitsplatz müssen für uns am Ende des Tages auch bezahlbar bleiben. Deshalb schauen wir bei der Auswahl von Systemen immer auf diese Punkte: Wie einfach ist die Integration und wie hoch sind die Wartungs- und Supportkosten? Und drittens ist natürlich auch wichtig, dass die Mitarbeiter ein neues System akzeptieren.
Wann erfolgt die Ausschreibung für die neuen Schnittsysteme?
HT: Sie ist in Arbeit und startet nächstes Jahr. Wir müssen erst noch die gewünschten Funktionalitäten und den Kostenrahmen festlegen. Das ist nicht ganz einfach. Wenn wir alles wollen, können wir das nicht bezahlen. Wichtig ist mir, dass gewährleistet werden kann, dass der Redakteur im Newsroom in verschiedenen Stufen selbst damit arbeiten kann und dass er auf demselben System mit denselben Rohmaterialdaten auch mit einem Cutter zusammen arbeiten kann. Das verstehen wir unter einem skalierbaren Schnittsystem.
Werden Sie an dem Open Media-Planungssystem festhalten?
HT: Unbestritten ist, dass man damit gut arbeiten kann. Eine Änderung ist momentan noch nicht erforderlich, langfristig mit Blick auf die Trimedialität aber sicherlich denkbar.
Und was passiert mit ihren vorhandenen Avid-Systemen?
HT: Mit Blick auf den HD-Umstieg werden fünf Unity Server-Systeme und alle Clients komplett ersetzt. Das gleiche gilt für alle Avid-Systeme, die in der sendenahen Bearbeitung eingesetzt werden. Auch die sind mittlerweile in die Jahre gekommen und gehören ausgetauscht. Bislang sind die auch noch nicht mit dem Newscenter verkoppelt. Das wird dann aber auch erfolgen. Das eingespielte und mit Metadaten versehene Material muss durchgängig überall zur Verfügung stehen. Das haben wir leider momentan noch nicht.
HR: Das Thema Workflow wird immer wichtiger. Es geht nicht an, dass Material zigmal in die Hand genommen werden muss. In der Zukunft muss es besser mit Metadaten versehen sein. Die beschreibenden Daten braucht man spätestens bei der Archivierung aber auch, um das Material auf unterschiedlichen Plattformen zur Ausspielung zu bringen und beim Rechtemanagement. Man kommt nicht darum herum, egal was man macht, die Metadaten mit aufzunehmen. Die Implementierung entsprechender Standards ist nicht ganz einfach. Früher sind Metadaten erst nachträglich zum Material hinzugefügt worden. Heute ist es wichtig, dass sie quasi schon bei der Inhalte-Erzeugung, am besten schon bei der Aufzeichnung mit der Kamera, zur Verfügung gestellt und dann fortgeschrieben werden können. Auf dem Weg zu einem trimedialen Arbeiten und damit bereits bei der Programmplanung sind die Metadaten eine entscheidende Größe.
Was hat der BR in Richtung Trimedialität konkret vor?
HT: Wir planen die Einführung eines Aktualitätenzentrums – verbunden mit trimedialer Aufgabenstellung.
Bei der Betrachtung von Mediaanalysen wird schnell klar, dass wir gut beraten sind, neben dem, was wir heute an linearen Produkten haben, verstärkt das Thema Internet-Präsenz in Angriff zu nehmen. Die richtigen Workflows spielen dabei eine wichtige Rolle. Die Inhalte im Internet müssen noch intensiver aus den Fernseh- und Hörfunkinhalten entstehen. Wir haben Nachrichtensendungen und verschiedene aktuelle Magazinformate im TV. Im Radio haben wir über alle Wellen verteilt weitere diverse Nachrichtenformate. Die Redaktionen arbeiten dort oftmals getrennt voneinander. Die Sortierung der Wichtigkeit und die Verpackung sind dadurch sehr unterschiedlich. Das macht es schwierig, diese Inhalte auch im Internet zu präsentieren. Am Beispiel der Aktualität wollen wir deshalb eine trimediale Arbeitsweise einführen.
Wie soll die aussehen?
HT: Wie bereits angesprochen basiert die auf einer gemeinsamen Programmplanung für alle – für Hörfunk, Fernsehen und Multimedia, auf einem gemeinsamen Recherchetool und einer gemeinsamen Datenbasis. Der Redakteur benötigt individuelle Werkzeuge, die ihm erlauben, Inhalte für die unterschiedlichen Ausspielwege passgenau zu konfektionieren. Leider stellen wir fest, dass es auf dem Markt keine professionellen trimedialen Bearbeitungstools gibt. Für Radio, Fernsehen und Multimedia werden nach wie vor unterschiedliche Systeme angeboten. Obwohl wir inhaltlich am gleichen Produkt arbeiten, müssen sich damit immer drei Abteilungen oder Bereiche beschäftigen. Bezogen auf das Produkt wollen wir aber eine gewisse Zusammenführung aller drei Ausspielwege haben. Durch solche Strukturen können wir schlagkräftiger – und damit attraktiver mit unseren Angeboten für unsere Nutzer werden. Wir wollen außerdem schneller und effizienter werden.
Welche Rolle spielen Einsparungen bei den trimedialen Planspielen des BR?
HT: Entscheidend bei dem Weg des BR hin zu einem trimedialen Medienunternehmen sind die vielfältigen Chancen und Möglichkeiten, die sich gerade den öffentlich-rechtlichen Rundfunkunternehmen bieten. Im Kern geht es darum die journalistische Kompetenz noch zu verstärken und all das, was die Redaktionen jetzt schon schaffen, noch besser zu verbreiten. Gemeinsame Planung und Recherche führen dazu, mehr Zeit für Hintergrundberichte und Einordnung zu haben – die zentrale Rolle des öffentlich-rechtlichen Rundfunks. Die trimediale Ausrichtung ist auch eine ganz klare Positionierung des BR, mit dem wir auch langfristig unsere hervorragende Stellung und auch die gesellschaftliche Relevanz sichern werden. Synergien sind gewollt und werden entstehen, das ist auch wichtig. Aber im Fokus steht die Stärkung unseres Auftrags.
Dass wir daneben natürlich auch Sparen müssen, ist ja bekannt. Schließlich ist absehbar, dass die Finanzausstattung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks künftig magerer ausfallen wird. Und das hat Folgen. Im TV-Bereich hat der BR sein Budget schon reduzieren müssen, was sofort einen Niederschlag auf die bearbeitenden Bereiche hat.
Hier beim BR kommt weiterer Kostendruck durch die nötigen Instandhaltungskosten der Gebäude dazu. Der Hörfunkstudiobau muss komplett saniert werden. Wir brauchen offene Raumkonzepte wie bei B5 aktuell, wo bereits Radio- mit Online-Redakteuren zusammen arbeiten.
Aber zurück zu den trimedialen Ansätzen: Wir sehen hier dringenden Handlungsbedarf bei der Einführung trimedialer Workflows. Bei anderen Häusern innerhalb der ARD ist das nicht so. Und auch bei der EBU ist das Thema trimediale Bearbeitung noch nicht richtig angekommen. Die ganze technische Plattform, die man dazu braucht, was auch wieder auf Standards hinaus läuft, ist da noch nicht im Fokus. Als Verbindungsmann zwischen ARD und EBU habe ich den Anstoß dafür gegeben, dass sich die EBU-Generalversammlung Ende Dezember zu mehr trimedialem Engagement bekennt. Wenn die EBU als Community eine klare Position zum Thema Trimedialität bezieht, werden wir auch von den Herstellern ernster genommen und besser unterstützt. Heute jedenfalls können die Hersteller von den Produktionswegen her betrachtet noch kein trimediales System zur Verfügung stellen.
Auf den Broadcast-Messen wird das aber anders dargestellt.
HT: Aber wenn sie etwas einkaufen wollen, dann geht das nicht. Die Produktions- und Ausspielwege in allen Systemen sind im Moment noch getrennt angelegt. Das muss sich ändern. Wir brauchen Systeme, die auf das Material aller Speicher zugreifen können und das dann zur Produktion für alle Ausspielwegen genutzt werden kann.
Gibt es neben technischen und redaktionellen Maßnahmen weitere zur Einführung trimedialer Arbeitweisen?
HT: Ja. Die sind vor allen Dingen organisatorischer Natur. Die bislang getrennten Zuständigkeiten für das Fernseh- und Radio-Archiv werden in dem Zusammenhang zusammengelegt – und zwar in der Produktions- und Technikdirektion. Wir wollen allen Redakteuren im Archivbereich eine gemeinsame Nutzeroberfläche und gemeinsame Zugriffsmöglichkeiten anbieten. Die organisatorischen Veränderungen reichen aber noch weiter. Es wird künftig auch keine klassische Trennung mehr zwischen Hörfunk- und TV-Produktion geben. Stichwort: Technik aus einer Hand. Auch die Supportabteilungen mit den Bereichen Anlagentechnik Fernsehen und Hörfunk sind betroffen. Alles wird neuorganisiert. Natürlich werden wir dabei nichts zur Seite legen, was gut funktioniert. Aber der Gesamtumbau des Senders ist uns sehr wichtig.
Auch in Sachen HDTV wird umgebaut. Wie ist da der Stand der Dinge?
HR: Vor einem Jahr haben wir erstmal von der HD-Umstellung der dritten Programme gesprochen. Da hatten wir noch den Zeitraum 2013/2014 im Visier. Mit der Abschaltung der analogen Satellitenausstrahlung zum 30. April 2012 werden diese Pläne obsolet. Wir werden schon zum 1. Mai 2012 die von der ARD angemieteten, frei werdenden Transponder nutzen, um die dritten Programme des BR, SWR, NDR und WDR auf HD zu senden, simultan zur SD-Übertragung. Für die HD-Abwicklung ist bis dahin aber noch viel zu tun.
Was steht noch an?
HR: Wir haben derzeit eine Reihe großer Projekte in Arbeit, um die eingangs angesprochene Betriebssicherheit zu erhalten, in dem Zusammenhang aber auch gleichzeitig die HD-Umstellung zu ermöglichen. Im Moment werden die Produktionsmittel wie Ü-Wagen und Studios dafür ausgerüstet. Im September wurde der FÜ3 auf HD umgerüstet, mit gleicher Technik wie im FÜ1 HD, unserem ersten HD-Ü-Wagen. Wir sind jetzt dabei, Studio FM1 bis zum 1. Mai 2012 HD-tauglich zu machen und wollen im Sommer 2012 auch noch Studio FM3 entsprechend umbauen. Das ist wichtig. Das Studio brauchen wir schließlich für die Abwicklung der Winterspiele 2014 in Sotschi. Hierbei hat der BR für die ARD die Federführung übernommen. Bei uns in Freimann manchen wir die ganze Abwicklung dafür. Dazu brauchen wir dann auch das Sendezentrum in HD. In diesem Rahmen ist auch die neue Installation der Harris-Server zu sehen. Ein sehr ehrgeiziges Projekt zielt darauf, die ganze Infrastruktur des Sendezentrums auf HD umzubauen. Alles muss man da in die Hand nehmen. Auch hier ist das Ziel Fertigstellung April 2012. Für Ende nächsten Jahres ist außerdem der HD-Umbau von Studio Unterföhring 1 (UF1) eingeplant.
Was plant der BR für Sotchi 2014?
HT: Unsere Absicht ist, zur Abwicklung der Übertragung der Olympischen Winterspiele 2014 eine Kopfstelle in Freimann einzurichten. Die Konfektionierung der in Sotschi produzierten Inhalte soll hier bei uns passieren – und zwar trimedial aufgesetzt. Wir orientieren uns dabei an Sendern wie NBC, die ein ähnliches Produktionskonzept bereits bei der Sommerolympiade 2008 in Peking umgesetzt haben.
Es ist technisch zwar sehr komplex aber durchaus machbar, mit weniger Mitarbeitern vor Ort produziertes Material einem Heimatsender zeitnah zur Bearbeitung bereit zu stellen. Mit solchen Lösungen lassen sich die Kosten reduzieren. Zur Vorbereitung der Sotschi-Produktion haben wir bereits vor geraumer Zeit eine Taskforce gegründet.
Den Übergang in der Produktions- und Technikdirektion bekommen wir so wunderbar auf die Reihe. Ich bin da sehr optimistisch, dass das gut klappt.
Eckhard Eckstein
(MB 12/11_01/2012)