Die RTL Group hat ihre Zahlen für das erste Halbjahr 2025 vorgelegt und darin klare Signale für einen beschleunigten Umbau des Medienkonzerns gesetzt. Während das klassische TV-Werbegeschäft rückläufig ist, wächst das Streaming-Geschäft deutlich. Mit der anstehenden Übernahme von Sky Deutschland und dem Verkauf von RTL Nederland stellt sich der Konzern strategisch neu auf.
Streaming treibt die Transformation
Im Zentrum der Unternehmensstrategie steht das Streaminggeschäft: Die Zahl der zahlenden Abonnenten stieg um 15,3 Prozent auf 7,2 Millionen, die Streaming-Erlöse kletterten um 27 Prozent auf 235 Millionen Euro. Besonders erfolgreich ist RTL+ in Deutschland, das allein 6,36 Millionen Abonnenten zählt und mit 346 Millionen gestreamten Stunden seine Marktführerschaft im deutschen Entertainment-Segment untermauert.
Die Verluste im Streaming-Neugeschäft wurden deutlich reduziert – von 84 Millionen Euro im Vorjahr auf nun 34 Millionen Euro. Bis 2026 soll das Streamingsegment profitabel arbeiten, unter anderem durch die Migration von RTL+ auf die Bedrock-Plattform, die Einsparpotenziale verspricht.
Sky-Übernahme als Wachstumsbeschleuniger
Ein Meilenstein für die Zukunft ist die im Juni angekündigte Übernahme von Sky Deutschland (DACH). RTL will damit nicht nur seine Streamingreichweite steigern, sondern auch Sportrechte wie Bundesliga, DFB-Pokal, Premier League und Formel 1 ins eigene Portfolio integrieren. Die Transaktion – vorbehaltlich der regulatorischen Freigabe – soll die Diversifizierung der Einnahmen vorantreiben. Der Kaufpreis beträgt 150 Millionen Euro in bar zuzüglich einer variablen, aktienbasierten Komponente.
TV-Werbemarkt bleibt schwach
Die Gesamtumsätze der RTL Group sanken im ersten Halbjahr um 3,2 Prozent auf 2,78 Milliarden Euro, vor allem aufgrund eines rückläufigen Werbemarkts im klassischen Fernsehen. Die TV-Werbeerlöse lagen mit 1,02 Milliarden Euro um 6,9 Prozent unter Vorjahr, während digitale Werbung um 27,1 Prozent auf 230 Millionen Euro zulegte.
Das operative Ergebnis (Adjusted EBITA) ging um 7 Prozent auf 160 Millionen Euro zurück. Der Gesamtgewinn fiel aufgrund von Sondereffekten deutlich auf 59 Millionen Euro (Vorjahr: 173 Millionen Euro). Für das Gesamtjahr hält die RTL Group an ihrer Prognose fest und rechnet mit einem Anstieg des Adjusted EBITA auf rund 780 Millionen Euro – unter der Annahme, dass sich das TV-Werbegeschäft im zweiten Halbjahr wieder erholt.
Verkauf von RTL Nederland abgeschlossen
Am 1. Juli 2025 wurde der Verkauf von RTL Nederland an DPG Media für 1,1 Milliarden Euro abgeschlossen. Ein Teil des Erlöses soll in Form einer Sonderdividende von fünf Euro je Aktie im Jahr 2026 an die Anteilseigner ausgeschüttet werden. Parallel wurde eine strategische Partnerschaft mit DPG Media vereinbart, die unter anderem Technologie- und Werbedienstleistungen sowie First-Look-Rechte für neue Inhalte umfasst.
Fremantle mit Investitionen in IP und KI
Im Produktionsgeschäft Fremantle sank der Umsatz leicht um 5,4 Prozent auf 905 Millionen Euro – hauptsächlich bedingt durch einen starken Vorjahreseffekt in den USA. Dennoch investiert Fremantle weiter in neue Inhalte und Strukturen: Mit eigenen Studios für KI-basierte Inhalte (Imaginae Studios), globalen Originalproduktionen und Sportformate will das Unternehmen mittelfristig einen Jahresumsatz von drei Milliarden Euro erreichen.
Partnerschaften und Allianzen
Auch bei Allianzen setzt RTL auf strategische Weichenstellungen. Die Vertriebspartnerschaft mit der Deutschen Telekom wurde bis mindestens 2030 verlängert – RTL+ Premium ist weiterhin in MagentaTV integriert. Zudem kündigten RTL Zwei und Warner Bros Discovery Germany ein Joint Venture im Werbeverkauf an, das 2026 starten soll.
Ausblick: Wachstum mit Risiko
Trotz eines weiterhin unsicheren wirtschaftlichen Umfelds hält RTL an seinen Zielen fest: Für das Gesamtjahr erwartet der Konzern ein Umsatzwachstum auf rund 6,45 Milliarden Euro, vor allem getragen durch Streaming und Portfolioeffekte. Die Dividendenpolitik bleibt unverändert – mindestens 80 Prozent des bereinigten Jahresergebnisses sollen ausgeschüttet werden.