Mit innovativen Ideen und Dienstleistungen unterstützt Christian Brenner seit fast 20 Jahren die Rundfunkentwicklung. 1992 gründete er die Satelli-Line Infodienste GmbH und bündelte darin Infodienst-Aktivitäten (SatelliFax), technische Dienstleistungen für Radio- und TV-Sender sowie Beteiligungen an dem TV-Sender Volksmusik.TV und dem bayerischen Radiosender Hitwelle. „Anfangs waren die Satelli-Line-Aktivitäten noch sehr radiobezogen. Erst ab 2000 sind wir dann stärker ins TV-Geschäft eingestiegen“, erklärt Brenner.
Als Playout-Dienstleister unterstützte er damals mit automatisierten Lösungen das TV-Projekt „Channel D“, mit dem Hauptgesellschafter Harald Schmidt deutsches Pay-TV in Nord- und Südamerika offerierte. Wegen mangelnder Akzeptanz musste Channel D nach zwei Jahren jedoch eingestellt werden. „Wir haben damals noch mit Fremdsoftware gearbeitet und waren damit wenig zufrieden. 2002 haben wir deshalb angefangen, eigene TV-Playout-Software zu entwickeln und sukzessive zu verbessern“, berichtet Brenner. Dabei habe man stark von den eigenen Radio-Playout-Lösungen profitiert, die man bereits seit 1995 entwickele.
„Den hohen Automationsgrad, den wir vom Radio her kannten, konnten wir erfolgreich auf das Fernsehen übertragen. Unsere Playout-Erfahrungen bei Channel D haben uns veranlasst, im TV-Bereich weiter zu machen und dort neue Sender als Kunden zu suchen“, sagt Brenner.
Die fand man dann auch 2003 mit Astro TV und Hollywood Cinema. Allerdings: Astro-TV wurde in den folgenden Jahren zum 24-Stunden Live-Sender mit eigenen Fernsehproduktionsstudios umgebaut und benötigte die Satelli-Line-Dienstleistungen nicht mehr.
Mittlerweile gehören jedoch zwei Komplementärsender von Astro TV wieder zum Kundenstamm.
Die von Satelli-Line angebotenen technischen Dienstleistungen für Radio- und TV-Sender wurden immer stärker angenommen. 2007 entschloss sich Brenner deshalb, sie in die hundertprozentige Tochtergesellschaft SmartCast GmbH auszugründen.
Das Unternehmen bietet folgende Services an:
• SmartPlayout:
digitale Sendeabwicklung via Satellit, Kabel, DVB-T und IPTV.
• SmartMultiUplink:
dezentraler Playout-Service direkt am Uplink bzw. Multiplex.
• SmartEncoding:
optimiertes Encodingverfahren ermöglicht bei gleich bleibender Bildqualität mit weniger MPEG-2-Bandbreite zu senden.
• SmartMediaNet:
Live-Programmtransport in DVB-Qualität via Internet.
• SmartStreaming:
Streaming zu IPTV-Boxen, auf PCs oder auf mobile Endgeräte. An den SmartCast Uplink-Standorten wird parallel zu MPEG-2 auch in H.264 für das Internet encodiert.
• SmartMonitoringCenter:
Alle Downlinks der von SmartCast betreuten Sender aus allen Playout-Centern werden im Monitoring- und Management-Center in München-Unterföhring rund um die Uhr (24/7) überwacht.
• SmartAudioNetworking:
SmartCast betreibt terrestrische UKW-Sender, außerdem ein Audio-Contributions-Netzwerk über Satellit, das mit kleinen Sat-Antennen Live-Audio preiswert überträgt.
• SmartScrambling:
Über eine Scrambling-Plattform (Conax) verschlüsselt SmartCast Signalzuführungen oder stellt Pay-TV-Umgebungen inklusive Kundenverwaltung und Smartcard-Management her.
Dezentrale Playouts
SmartCast verfügt derzeit über 18 dezentrale Playout-Center. Das letzte wurde kürzlich in Moskau aufgebaut. In Deutschland hat SmartCast Playout-Standorte in Berlin, Usingen, Unterföhring, Stuttgart und Frankfurt Rödelheim (bei Kabel Deutschland). In allen Playouts arbeitet SmartCast ohne Bedienpersonal. Hier findet sich nur die benötigte IT- und Server-Technik. Alles wird über Fernwartung betrieben. „Nur Standorte in der Nähe unterstützen wir selbst. An den entfernten Standorten wie Bangkok fahren wir ein sehr großzügiges Redundanz-Konzept, um gegen alle Eventualitäten gerüstet zu sein“, erklärt Jens Leidenberger, ehemaliger Leiter Kundenprojekte bei APS Astra und seit April 2010 Co-Geschäftsführer bei SmartCast.
Ein wesentlicher Vorteil dezentraler Playouts liegt nach Angaben der SmartCast-Geschäftsführer in der hohen Kosteneffizienz. Da die Zuspielung der Inhalte über Internet-Verbindungen realisiert wird, können TV-Sender bei diesem Playout-Konzept auf das Anmieten teurer Festverbindungen verzichten. „Das bedeutet auch einen theoretischen Sicherheitsgewinn, weil bei uns keine Leitungen ausfallen können“, meint Leidenberger. Im Rahmen der Fernüberwachung würden zudem zahlreiche automatisierte Funktions- und Durchgängigkeitsprüfungen gemacht. SmartCast-Kunden profitierten stark von der permanenten Kontrolle der Betriebssicherheit aller Systeme. Auch das angelieferte Material wird mit Blick auf die Verwendbarkeit hin genau überprüft. Gibt es hierbei Probleme wird automatisch eine E-mail an den betroffenen Kunden bzw. TV-Kanal generiert, die darauf hinweist, dass das fehlerhafte File ausgetauscht werden muss. Der hohe Automatisierungsgrad sei wichtig, um möglichst schlank arbeiten zu können. Brenner: „Wir könnten nicht so gute Preise bieten, wenn hier bei jedem Fehler Großalarm ausgelöst würde. Das System muss automatisch und eigenständig Probleme regeln können. Das hat nur Vorteile. Ich bin ein Gegner von unnötigen Routineaufgaben. Unsere Leute sollen lieber die Zeit nutzen, um neue Software zu schreiben.“
Die SmartCast-Strategie geht allerdings nur deshalb auf, weil der Playout-Betrieb mit zeitkritischen Programmen kaum zu tun hat. „Die meisten Kunden liefern ihre Files Tage vor der Ausstrahlung ab. Von der Anlieferung bis zum Sendetermin benötigt das SmartCast Content-Management circa zehn Minuten, für einen Nachrichtensender wäre das schon zu lange.“, meint Brenner.
Der SmarCast-Chef glaubt, dass dezentrale Playouts auf Grund der genannten Vorteile immer wichtiger werden und dass immer mehr Playout-Anbieter künftig darauf setzen werden. Angst vor wachsender Konkurrenz hat er indes nicht. „Die zehn Jahre Erfahrung, die wir damit schon sammeln konnten, wird man nicht so schnell aufholen können“, ist er sich sicher.
Kosten sparen
Als wichtiges Alleinstellungsmerkmal von SmartCast betrachtet Brenner das selbst entwickelte Bandbreite sparende Encoding-Verfahren SmartCoding. Damit würden viele kleine Kunden überhaupt erst in die Lage versetzt, on-air zu gehen. „Bei vielen TV-Anbietern rechnet sich erst das Geschäftsmodell, wenn sie nicht die regulären teuren Leitungs- und Transponderkosten bezahlen müssen“, sagt Brenner.
Überschaubar und fair ist nach Angaben der SmartCast-Geschäftsführer das Bezahlmodell des Unternehmens. Die Playout-Kunden bekommen ein Komplettpaket geboten für das sie eine monatliche Gebühr zahlen. Es gibt Zwei- oder Dreijahresverträge. Brenner: „Bei anderen Dienstleistern muss man für jede Veränderung und Erweiterung bei Laufschrift, Logo, Banner oder Ton extra bezahlen. Bei uns hingegen ist im Grundpaket bereits sehr viel enthalten. Der Kunde bekommt also eine Art Rundum-Sorglos-Paket und muss mit uns nicht jedes Mal neu verhandeln, wenn er Dienstleistungskorrekturen wünscht.“
Zum Grundpaket Playout-Dienstleistungen können Encoding-Services dazu gebucht werden. „Die meisten Kunden nutzen gerne unser Encoding, denn sie bekommen für rund 2.000 Euro im Monat ein Produkt, mit dem sie auf der anderen Seite durch Bandbreitenreduktion vielleicht 20.000 Euro sparen können. Da muss man nicht viel argumentieren, um das zu verkaufen“, betont Brenner. Die SmartCoding-Technik sei überhaupt ein wichtiger Grund dafür, dass viele Sender SmartCast als Playout-Dienstleister wählen würden und dass das Unternehmen gerade im letzten Jahr wirtschaftlich sehr erfolgreich gewesen sei. Gerade in der Krisenzeit sei es natürlich für viele interessant, Bandbreite zu sparen. „Für die Kosten eines Technikers pro Monat bekommt man bei uns Playout und Encoding inklusive Hardware, Software und Manpower in einem Paket“, so Brenner.
Neben SmartPlayout und SmartEncoding sind vor allem SmartMediaNet und SmartStreaming weitere Produkte, die SmartCast sehr erfolgreich verkauft. SmartMediaNet erlaubt Live-Programmtransport in DVB-Qualität via Internet mit Qualitätsgarantie „Quality of Service“ (QoS).
Mit SmartStreaming wird das Streaming von Signalen zu IPTV- Boxen, an PCs oder direkt auf das Handy ermöglicht. Interessant dabei ist, dass die Software-Encoder an den SmartCast Uplink-Standorten parallel zur MPEG-2-Encodierung auch gleich die Encodierung in MPEG-4 H.264 erledigen. So können die Signale gleichzeitig auf Satellit geschickt und ins Internet gestreamt werden.
„Wir haben einen größeren Kunden, Al Arabiya aus Dubai, für den wir ausschließlich einen Stream erstellen und ihm den via Internet zuliefern“, berichtet Brenner.
Der SmartCast-Chef weist darauf hin, dass Hardware-Encoder, die sowohl MPEG-2- als auch MPEG-4-tauglich sind, heute meistens über 25.000 Euro kosten.
Mit den Software-Encodern und den damit realisierbaren Skaleneffekten verfüge sein Unternehmen über deutliche Kostenvorteile, die sich in der Preisgestaltung der SmartCast-Serviceangebote sehr positiv für den Kunden niederschlagen würden. Mitbewerber hätten damit ein Problem. Sie hätten mit ihrer klassischen Technik schlicht eine ganz andere Kostenstruktur und müssten bei ihren Kunden deshalb entsprechend höhere Preise einfordern.
Ein weiterer wichtiger Vorteil für Playout-Kunden ist laut Leidenberger, dass SmartCast vorzugsweise mit konstanten Bitraten statt mit statistischem Multiplex arbeitet. Bei letzteren Verfahren werden innerhalb eines Transponders Datenraten hin- und hergeschoben, je nachdem, welcher Sender gerade welche Bitrate braucht. „Indem wir unseren Kunden eine Festbitrate garantieren, können wir uns beim Encoding darauf konzentrieren, bei jedem einzelnen Kanal das Optimum an Bildqualität herauszuholen. Mit dem StatMux-Verfahren würde das so nicht funktionieren“, erklärt Leidenberger.
Marktentwicklung
Von den Mitbewerbern in Deutschland, darunter vor allem Astra Playout Services (APS) und deren Tochterfirma Virtual Planet, bietet keiner dezentrales Playout an.
Auch international ist das SmartCast-Geschäftsmodell einzigartig. „Ich kenne zumindest weltweit kein weiteres dezentrales Playout-Konzept, so wie wir es fahren“, meint Brenner. Das SmartCast-Angebot mache viel Sinn bei Sendern, die einen hohen Automationsgrad und nur geringen Live-Betrieb hätten. Und das treffe heute bei 80 Prozent aller Programmanbieter zu.
„Es war damals schon recht mutig von uns, so konsequent auf die Software-Karte zu setzen. Einige haben uns deswegen auch belächelt. Aber es war, wie sich jetzt zeigt, die richtige Entscheidung“, betont der SmartCast-Chef.
Wie effizient die Umstellung auf den Service seines Unternehmens ablaufen kann, zeigt das Beispiel des Hannoveraner Interaktions-Kanals DHD24. Der hatte vor dem Wechsel zu SmartCast einen Kanal mit eigenem Playout und Standleitung. „Wir haben mit SmartCoding die Kapazitäten des vorhandenen Kanals geteilt, zwei Kanäle daraus gemacht und das Playout übernommen. Der Kunde hat seine Standleitung abbestellt und bezahlt uns mit dem eingesparten Betrag. Ergebnis: Er kann heute für das gleiche Geld zwei TV-Kanäle betreiben“, erzählt Brenner.
Als kleine unternehmergeführte Firma sei SmartCast in der Lage, sich auch mal mutig mit innovativen Dingen zu befassen. „Wir haben unlängst eine sehr aufwändige Software für Digitalradio DAB+ entwickelt, ohne einen Auftrag dafür zu haben. Bei vielen anderen Unternehmen hätte mir der Controller deshalb den Kopf abgerissen, zumal wir nicht davon ausgehen konnten, dass wir unsere Softwarepläne für DAB+ auch erfolgreich umsetzen können. Wir haben es trotzdem gemacht und es funktioniert prima“, sagt Brenner. Mit der neuen Software können Radiosender DAB+-Programme im X.21-Protokoll als IP-Signale über das Internet transportieren. Mit der Software lassen sich mehrere Multiplexe gleichzeitig versorgen.
Freiheit zum Experimentieren
Brenner: „Wir probieren öfters Softwareentwicklungen aus, ohne vorher einen konkreten Businessplan zu haben. Dann arbeiten zwei Mitarbeiter für vier Wochen mal eben nicht produktiv. Das hat sich bisher immer gelohnt. Auch wenn es manchmal länger gedauert hat, haben wir bislang noch jedes Projekt zum Laufen gebracht.“ Insbesondere mit SmartMedianet und SmartCoding habe man so voll ins Schwarze getroffen. „Unsere Stärke ist die Freiheit zum Experimentieren. Auch wenn wir natürlich kommerziell arbeiten müssen, agieren wir an mancher Stelle wie eine Art Forschungsinstitut“, betont Brenner. Nur so könne man letztlich das in der Firma steckende Innovationspotenzial voll ausschöpfen. Davon profitierten letztlich auch die Kunden. Sie würden auch Nutzen daraus ziehen, wenn auf Wunsch eines einzelnen Verbesserungen an einer Software vorgenommen würde. In der Monatsgebühr enthalten sind auch alle Updates. Brenner: „Unsere Kunden müssen nicht extra für jede neue Funktion bezahlen. Das führt zu großer Kundenzufriedenheit, dazu, dass wir viel Rückhalt auf dem Markt haben und gerne weiter empfohlen werden.“
SmartCast-Kunden
SmartCast zählt aktuell 40 Unternehmen mit 52 Sendern zu seinen Kunden. Dazu kommen noch ein paar Sonderprojekte. Bei Kabel Bremen läuft zum Beispiel ein Ad-Insertion-Projekt bei dem SmartCast die Werbespots der Werbeagentur Bonsai austauscht.
„Anfang 2009 hatten wir 18 Sender. Ende 2009 waren wir bei 47 angelangt. Im letzten Jahr hatten wir also den bislang größten Zuwachs und haben die kritische Masse überschritten. Monatlich kommen jetzt ein bis zwei neue Kunden dazu, zuletzt unter anderem GenC aus Bangkok und Kosmica TV aus Deutschland“, erzählt Brenner. Ein Großteil der Kunden kommt aus dem Ausland, insbesondere aus der persischen und arabischen Welt. „Auf dem deutschen Markt machen wir nur etwa 15 Prozent unseres Umsatzes“, sagt der SmartCast-Chef.
Das Playout-System von SmartCast ist skalierbar und kann theoretisch tausende Sender verwalten. Dazu müsste nur der Master-Controll-Raum weiter ausgebaut werden. Derzeit reicht noch ein Operator aus, um den kompletten Betrieb zu überwachen.
SmartCast will weiter expandieren und weitere Playout-Center auf der ganzen Welt in Betrieb nehmen. Insbesondere die USA wäre dafür interessant. „Wir wollen möglichst jeden Satelliten weltweit erreichen können. Jeder neue Standort macht das System noch flexibler. Unsere Kunden können dann die für sie günstigste Uplink-Möglichkeit auswählen und auch an verschiedenen Standorten präsent sein“, erklärt Leidenberger. Eine Playout-Standorteröffnung käme selbst dann in Frage, wenn nur ein Kunde vor Ort präsent sei. Die reinen Hardware-Kosten dafür seien schließlich sehr überschaubar.
SmartCast unterstützt seine Kunden bei der Suche nach einem geeigneten Satelliten-Betreiber. Die benötigten Kapazitäten muss er in der Regel aber dort direkt anmieten. „Wir haben nicht vor in den Transponder-Handel einzusteigen. Es ist die fairste Lösung, wenn die Verträge für Playout und Satellitenkapazität getrennt sind“, konstatiert Brenner.
Auch bei der Programmplanung und der Playlist-Erstellung gibt SmartCast seinen Kunden mit entsprechenden Software-Tools Hilfestellung.
Hörfunkaktivitäten
SmartCast ist heute auch weiterhin noch im Hörfunkbereich aktiv. Radio macht laut Brenner allerdings nur noch rund zehn Prozent des Unternehmensumsatzes aus.
Ein aktuelles Radio-Projekt (BaySatNet) betrifft das Vernetzen von 40 bayerischen Lokalradios per Satellit. Finanziert von der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien bekommt hierbei jeder Sender eine spezielle Empfangs- und Sendeantenne. Statt klassische Broadcast-Technik setzt SmartCast dabei aber Datenterminal-Technik ein wie sie auch Tankstellen für die Kreditkarten-Datenübertragung nutzen. „Das ist wirtschaftlich natürlich extrem attraktiv“, meint er.
Auch die Südtiroler Lokalradios wollen das BaySatNet-Projekt adaptieren. „Damit kann eine Zentrale Audio und Text an alle angeschlossenen Sender liefern. Auch der dpa-Ticker läuft darüber und die Sender können sich untereinander austauschen“, erklärt der SmartCast-Geschäftsführer. „Wir nutzen dabei 128 Kbit/s HE AAC v2.“
Ein wichtiges Radio-Projekt in Bayern, an dem SmatCast beteiligt ist, betrifft auch die Unterstützung von Lokalsendern mit Mantelprogrammen und das lokale Branding der zugelieferten Programmteile. Hintergrund: Der SmartCast-Chef war 2002 bis 2008 parallel zu seinen Satelli-Line-Aktivitäten auch als freiberuflicher technischer Leiter der Bayerische Lokal-Radioprogramme mbH (BLR) beschäftigt. Heute agiert SmartCast als BLR-Dienstleister. „Die Technik dort wurde teilweise outgesourced und seither in vielen Bereichen von uns betreut“, erklärt Brenner.
Die BLR wurde 1994 gegründet, weil viele bayerische Lokalradios wirtschaftlich nicht in der Lage waren, selbst ein 24-Stunden-Programm zu produzieren. Das übernahm die BLR als Dienstleister für sie. Die ihr angeschlossenen Radiosender können entweder ein komplett moderiertes Programm mit überregionalen Nachrichten und Programmelementen abrufen oder nur Teile des Programms.
Brenner: „Wir haben die BLR zu einem der modernsten Radiodienstleistern gemacht. Das hat auch kürzlich die dpa festgestellt, die jetzt ihre eigenen Audionachrichten aufgibt und sich bei der BLR mit Nachrichten bedient.“ Mit „News Star“ habe SmartCast ein System entwickelt, das sehr gut funktioniere. „Ein Nachrichtensprecher kann damit zielgruppengenau Nachrichten konfektionieren und sehr einfach eine Vielzahl unterschiedlicher Nachrichtenausgaben produzieren“, meint Brenner. Auch die Schwesterfirma RadioDienst der BLR, die als Audioagentur außerhalb Bayerns arbeitet, habe damit einen Riesenerfolg.
HDTV-Angebot
Im Master-Controll-Raum von SmartCast ist derzeit auf einem der Monitore auch ein HDTV-Testkanal zu sehen. „Wir haben zwar aktuell noch keinen HD-Sender als Kunden, betrachten HD-Playout aber natürlich als ein Produkt, das wir anbieten müssen. Deshalb ist seit zwei Jahren alles, was wir entwickeln, auch HD-tauglich“, erklärt Leidenberger. Er räumt jedoch ein, dass für viele kleine und mittlere Free-TV-Anbieter, die aus wirtschaftlichen Gründen ohnehin nur auf niedriger Bandbreite senden, der Sprung zu HDTV derzeit noch zu groß sei. Pay-TV-Anbieter wie SmartCast-Kunde Da Vinci Learning würden den Wechsel zu HD schneller vollziehen.
Da Vinci Learning ist ein paneuropäischer Bildungssender mit über 3,4 Millionen Abonnenten, der als erster TV-Anbieter das Budapester Playout-Center von SmartCast nutzt. SmartCast realisiert für Da Vinci Learning die Senderabwicklung für insgesamt fünf DVB-Signalströme mit entsprechenden fremdsprachigen Untertiteln, dazu fünf verschiedene Audiospuren sowie umfassende Scrambling- und CRM-Dienste. Der Sendebetrieb erfolgt auf Basis der Conax CA-Plattform. Neben Da Vinci Learning gehören auch zwei Musik-TV-Sender zu den Pay-TV-Kunden von SmartCast. Sie werden über das Playout dem Kabelnetz von Kabel Deutschland zugeführt.
Die beiden SmartCast-Geschäftsführer sind sicher, dass im Playout-Geschäft noch viel Potenzial steckt. „Der Markt wächst – aber nicht nach oben sondern nach unten. Und wir sind am besten in der Lage, den vielen kleinen Sendern kostengünstige Playout-Lösungen anzubieten“, lautet Brenners Fazit.
Eckhard Eckstein
(MB 09/10)
Auf Expansionskurs
Die SmartCast GmbH hat sich seit ihrer Gründung 2007 als Playout-Dienstleister für kleine und mittlere Rundfunkveranstalter erfolgreich etabliert. Das Unterföhringer Unternehmen bedient,den internationalen Markt mit dezentralen softwarebasierten Lösungen und setzt auf Expansion. MEDIEN BULLETIN besuchte SmartCast in seiner Unterföhringer Zentrale und sprach mit den beiden Geschäftsführern Christian Brenner und Jens Leidenberger.