Globalisierung von Inhalten

Satelliten-Dienstleister Intelsat präsentierte auf der IBC 2008 seine Services. Das Unternehmen will Rundfunksendern bei der weltweiten Verbreitung und Vermarktung ihrer Inhalte zur Seite stehen. MEDIEN BULLETIN traf in Amsterdam Ron Rosenthal, Intelsats Regional Vice-Präsident Broadcast Solutions Nordamerika, zum Interview.

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Globalisierung von Inhalten

Wie laufen die Geschäfte bei Intelsat?
Wir verzeichnen einen ständigen Zustrom an Neukunden. So hat zuletzt der Internet-Provider SkyVision Global Networks LLC mit uns einen Mehrjahres-Multitransponder-Vertrag für C- und Ku-Band-Transponderdienste über Intelsats IS-4 Satellit auf der Orbitalposition 72º Ost abgeschlosssen sowie Romania Cable Systems und Romania Data Systems S.A., ein in Osteuropa führender Direct-to-Home-Provider – DTH – für die Übertragung von Videoinhalten, einen lang laufenden Multitransponder-Vertrag für Satellitenkapazitäten auf der Intelsat-Position 1 Grad West. Auch Arqiva hat hier jetzt Kapazitäten gebucht, um DTH- und Kabel-Programme in Europa zu verbreiten sowie die Distribution von neuen MPEG-4-HD-Kanälen zu ermöglichen. Die Position 1 Grad West gehört zu den am schnellsten wachsenden Video-Plattformen mit Mittel-, Ost- und Nordeuropa. Darüber erreichen wir bereits über fünf Millionen DTH- und zehn Millionen Kabel-Haushalte.

Waren Sie mit Ihrem Engagement bei den Olympischen Spielen 2008 zufrieden?
Nicht überall. In den USA hatte NBC als Rechtehalter der Olympischen Spiele schließlich einen Vertrag mit SES Americom. Und CBC hatte als kanadischer Rechtehalter Glasfaser-Leitungen bei Deutsche Telekom gebucht. Wir haben dafür nur die Backup-Kapazitäten bereitstellen können. In Nordamerika waren wir zu den Spielen also nicht so aktiv wie in Südamerika, Europa oder Asien, wo wir die Rechtehalter meist direkt bedienen konnten. Hier haben wir immerhin über 25.000 Stunden Live-Material und Aufzeichnungen übertragen. In Europa hatte die Europäische Broadcasting Union – EBU – einen Multi-Transponder-Vertrag mit Intelsat für die Übertragung der Olympischen Spiele 2008 nach Europa geschlossen.
CBC hat in Peking eine Art Remote-Produktion der Spiele praktiziert. Der Sender war nur mit wenig Personal vor Ort und hat einen Großteil der Produktion in Kanada abgewickelt.

Was bedeutet das für Unternehmen wie Intelsat?
Ich denke in der Tat, dass dies die Zukunft ist. Die Rechtehalter bei großen Live-Sport-Events werden es sich nicht mehr leisten können, große Produktionsteams und umfangreiches technisches Equipment vor Ort zu haben. Das kostet alles sehr viel Geld. Die Mitarbeiter müssen untergebracht, die Technik muss hin und hergeschickt und die Übertragungskapazitäten müssen organisiert werden. In den nächsten Jahren werden wir deshalb sicher den Trend sehen, dass mehr Arbeitsprozesse in die Hauptquartieren der Sender und Networks verlagert werden. Dorthin wird man dann soviel Material wie möglich zur weiteren Verarbeitung transferieren. Als Distributionsdienstleister werden wir natürlich davon profitieren.

Was machen Sie als Intelsats Vize-Präsident Broadcast Solutions Nordamerika auf der IBC in Amsterdam?
Die Messe hier ist für uns wegen der globalen Verbreitung nordamerikanischer Sport-Inhalte, insbesondere in HD, von wachsender Bedeutung. Natürlich ist für uns auch die Aggregation internationaler Sport-Events und deren Übertragung in die USA von Interesse. Ich treffe mich hier deshalb hauptsächlich mit Kunden ebenso wie mit potenziellen Partnern, um mit ihnen neue Distributionsservices und Mehrwertdienste zu entwickeln. Wir haben bei Intelsat sehr gut vernetzte Special-Events-Partner mit regionalen Büros. Wenn ein Kunde Produktions- und Übertragungsservices benötigt, können wir ihm in jeder Hinsicht helfen.

Jetzt schon 90 HD-Kanäle
Ist Intelsat für die HDTV-Entwicklung vorbereitet?
Auf jeden Fall. Wir verbreiten jetzt schon 90 HD-Kanäle. Wir haben rund um den Globus sehr erfolgreich Satellitenpositionen für HDTV-Programme geschaffen. Eine Erfolgsgeschichte in Nordamerika ist der Intelsat-Satellit Galixy 13, über den zahlreiche Sport-Networks und -Verbände in HD ausstrahlen. In den nächsten Wochen kommen dort weitere Programmanbieter dazu, die sowohl national in den USA als auch international ihre Programme in HD verbreiten.

Welche strategischen Ziele verfolgt Intelsat? Ist eine Ausweitung des Angebots geplant oder eher eine Konsolidierung?
Wir sind ja nicht nur im Satelliten-, sondern auch im Glasfaserleitungs- und Teleport-Geschäft aktiv. Wir bieten Point-to-Point-Services über Glasfasernetze und Point-to-Multipoint-Services via Satellit. Daran ändert sich in Zukunft nichts.

Bauen Sie Ihre Satelliten-Flotte weiter aus?
Wir schauen ständig nach neuen Geschäftsmöglichkeiten. Sinnvollen Investitionen gegenüber sind wir immer aufgeschlossen. In den kommenden 18 Monaten stehen zunächst aber bei einigen Satelliten Ersatz-Lösungen und Positionsverschiebungen an. Zurzeit haben wir 52 Satelliten im Orbit.

Was gibt es bei Intelsat für neue Produkte oder Services?
Wir sind unter anderem eine Partnerschaft mit SISLink eingegangen. Deren UPod-Up-Link ist eine perfekte Lösung für Produzenten, die selber On-Air gehen wollen. Die ganze Anlage wiegt nur 27 Kilogramm und lässt sich unter anderem auch auf einem Mini installieren. Das haben wir erstmals auf der NAB 2008 in Las Vegas gezeigt. Verkauf und Leasing dieser Einheiten läuft derzeit ausgezeichnet.

Was ist Ihre Botschaft zur IBC 2008?
Wir werden die Rundfunksender weiterhin bei der globalen Vermarktung ihrer Programme unterstützen. Unser Bemühen ist es, ihnen zusätzliche werthaltige Services zu ermöglichen, die ihnen helfen, weitere Einnahmen zu generieren. Wir sind hier auf der IBC, um den europäischen Kunden die Leistungsfähigkeit von Intelsat deutlich zu machen.
Eckhard Eckstein (12/08)