Weichere Bewegungen mit höherer Bildrate

24 Bilder in der Sekunde ist das Garde-Maß für die Filmvorführung beinah so lange, wie es das Kino gibt. Jetzt setzen sich in Hollywood namhafte Vertreter für eine höhere Bildfrequenz vor allem für das 3D-Kino ein. Regisseure wie James Cameron und Peter Jackson nutzen für ihre angekündigten Filme „Avatar II“ und „Der Hobbit“ bereits die Higher Frame Rates-Technologie mit 48 oder 60 Bildern in der Sekunde.

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Weichere Bewegungen mit höherer Bildrate

Die Firmen FTT und Christie führten die neue Technologie auf der Münchner Filmwoche im Januar vor. Bei der Deutschlandpremiere im Münchner Mathäser-Kino wurde für die Demonstration von Higher Frame Rates (HFR) ein Christie Solaria CP2230 2K DLP Cinema Projektor eingesetzt mit dem Real D XL-System. Der externe Storage Server „ShowVault“ sowie der eigens dafür entwickelte Integrierte Media Block für den Projektor stammen von Doremi.

„Warum kommt im Zuge der digitalen Kinoproduktion und -vorführung und vor allem im Zusammenhang mit dem 3D-Kino heute der Ruf nach einer höheren Bildrate auf, wo doch der Kinofilmstandard mit 24 Bildern pro Sekunde (fps) seit der Einführung des Tonfilms in den frühen 1920er Jahren sich bewährt hat?“ lautet eine Frage, die in der HFR-Diskussion immer wieder auftaucht. Christies internationaler Cinema-Chef Don Shaw erklärte dazu: „Diese Standard-Bildrate ermöglicht aber keine schnellen Bewegungen oder Kameraschwenks, die auf der Leinwand zu flackernden und zitternden Bildern führen würden, was in 3D dann noch deutlicher sichtbar wäre.“ Filmregisseure versuchen die offensichtliche Schwachstelle entweder zu vermeiden, insbesondere bei 3D-Kino, oder mit Unschärfe-Effekten die Bewegungen weicher aussehen zu lassen. Werde die Bildrate auf 48 oder 60 fps erhöht, ließen sich solch unschönen Effekte wie Flackern, Bewegungsunschärfe oder zitternde Bewegungen deutlich reduzieren, lautet das Generalargument für die Einführung einer höheren Bildrate im Kino.

Bei der Projektion eines 3D-Films werden die Mängel von 24 fps schon wegen des bloßen Volumens der Bilddaten, die verarbeitet und durch die Projektoren auf die Leinwand geschickt werden, noch offensichtlicher. Deshalb plädieren inzwischen einige Regisseure in Hollywood dafür, den HFR-Standard einzuführen, um Artefakte wie Bewegungsunschärfe, Zittern und Flackern zu reduzieren. Peter Jackson dreht bereits die zweiteilige 3D-Verfilmung der Hobbit-Bücher von J.R.R. Tolkien als Prequel zur legendären „Herr der Ringe“-Verfilmung mit 48fps. Und auch der stets erfinderische Filmpionier James Cameron kündigte an, die Fortsetzung von „Avatar“ in höherer Bildfrequenz drehen zu wollen.

Für die höhere Bild- und damit Datenrate wird bei der Projektion neben dem externen Server noch ein integrierter Media Block im Projektor benötigt, der die im JPEG 2000 Format codierten Daten des DCP (Digital Cinema Package) decodiert, entschlüsselt und an den Projektor weitergibt. Dies zahle sich bereits für Bildraten von 24 fps aus und ist praktisch unentbehrlich für die doppelten Bildraten bei HFR. Der Vorteil liegt darin, dass der IMB keine Kabelverbindung mehr benötigt, da die Daten direkt in die Elektronik des Projektors übertragen werden.

Stefan Müller, Christie Business Development Manager für den Bereich Cinema, erklärt hierzu: „Durch den Integrierten Media Block (IMB) wird die nötige Bandbreite gewährleistet, die nötig ist, um Filme, die mit 48fps oder 60 fps gedreht wurden, abzuspielen. Zudem bietet er zusätzliche Sicherheit, da nunmehr die Datenentschlüsselung erst im Projektor stattfindet.“

Die HD-SDI-Schnittstelle wird schnell zum Engpass durch das bloße Volumen der unkomprimierten Videodaten. Sogar mit den heutigen 3D-Inhalten mit 24fps müsse die Hälfte der Farbinformationen gelöscht werden, um die Videodaten durch das Kabel zu befördern. Bei Kinoinhalten mit hoher Bildfrequenz wird die Datenmenge schnell zu groß. Bei den derzeit im Kino ausgewerteten 3D-Filmen zeigt die aktuelle Generation von DLP-Cinema-Projektoren die Filme mit 24fps. Dabei wird aber jedes Bild dreimal (Triple Flash) projiziert. Das heißt, dass die Zuschauer eigentlich 144 Bilder pro Sekunde sehen. Dieses Flashing dient dazu, die Wahrnehmung der sequentiellen Abfolge der Bilder auszuschließen. Die neuen 3D-Filme, die in einer höheren Bildrate gedreht werden, würden mit Double-Flashing projiziert, um jedes Flackern zu beseitigen. Das bedeutet für einen 3D-Film, der mit 48 Bildern in der Sekunde aufgenommen wurde, 96 fps für jedes Auge, also insgesamt 192 fps. Und bei einer Produktion mit einer 60 fps-Bildrate, die in Double-Flashing vorgeführt wird, sind es insgesamt 240 fps. Diese hohe Bildfrequenz würde dem Zuschauer einen äußerst weichen Bildeindruck bescheren. Dies verdeutlicht, warum eine interne Entschlüsselung und Decodierung notwendig wird, bei der die hohe Bildfrequenz direkt zum Projektor weiter gegeben wird.

Kinobetreiber, die durch die Umrüstung ihrer Filmtheater ohnehin schon finanziell gefordert sind, verfolgen die neue Technologie eher mit Distanz, denn um eine derartig höhere Bildrate vorführen zu können, müssten sie erneut investieren. „Bei der HFR-Technologie geht es vornehmlich nur um 3D-Filme, da hier die störenden Effekte besonders stark auftreten”, erklärt Müller: „Alle gängigen DLP Cinema-Projektoren der Serie 2 lassen sich problemlos umrüsten. Erforderlich sind ein Software-Upgrade sowie ein integrierter Media-Block (allerdings nur bei 3D-Film). Für den IMB fallen je nach Hersteller unterschiedliche Kosten an. Der Software Upgrade von Christie ist kostenlos.”

Bisher gibt es noch keinen verbindlichen Standard für die Produktion oder die Vorführung von Filmen mit hohen Bildfrequenzen. FTT-Sales Director Franz Schmitz erkennt eine weitgehende Akzeptanz in der Branche und denkt, dass diese Technologie das Zünglein an der Waage sein kann: „Wir glauben, dass HFR ein Schlüssel zum Erfolg sein kann, besonders im Hinblick auf das immer vielseitigere Angebot an alternativem Content, der oft in HFR aufgenommen wird.” Christie gab im September eine Vereinbarung mit James Camerons Unternehmen Lightstorm Entertainment bekannt, mit der die Firmen die HFR-Technologie gemeinsam voran treiben wollen.

Peter Jacksons „Hobbit“-Verfilmung, die im Dezember dieses Jahres weltweit in den Kinos startet und die Sequels von „Avatar“ bringen sicher die Markt-Power mit, um die höheren Bildraten in den Kinos durchzusetzen. Und die Tatsache, dass die Fernsehbranche schon lange Bildfrequenzen zwischen 50 und 60 Bildern sendet, muss der auf Premium-Anspruch bedachten Kinobranche zu denken geben.
Bernd Jetschin
(MB 04/12)