Unabhängige Dienstleister fordern fairen Wettbewerb

Unabhängige Filmdienstleister und Produktionsfirmen sehen ihre Existenz durch die Dienstleistungstöchter von ARD und ZDF gefährdet. Das wurde erneut auf einer Podiumsdiskussion des Branchenverbands Allianz Unabhängiger Filmdienstleister e.V. (AUF) am 29. Juni 2015 in München deutlich.

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Martin Ludwig

Die vielfältige Produktionslandschaft mit unabhängigen Filmdienstleistern und Produktionsfirmen in Deutschland ist in Gefahr. Der Preiswettbewerb der letzten Jahre kostete vielen bereits die Existenz, die derzeitigen Renditen werden weitere Tribute fordern. Nutznießer dieses Preiskampfs sind die Dienstleistungstöchter von ARD und ZDF, die dank eigener Spielregeln weiter wachsen. Das war der Tenor einer Diskussionsveranstaltung des Branchenverbands Allianz Unabhängiger Filmdienstleister e.V. am 29. Juni im Münchner Gasteig.

Beide Unternehmens-Lager erklären sich die Ursachen des Preisverfalls auf ihre Weise: Während Achim Rohnke (Geschäftsführer der ARD [&] ZDF Tochter Bavaria) von reifen Märkten und gesunkenem Produktionsvolumen sprach, thematisierte Martin Ludwig (1. Vorsitzender AUF) eine gesicherte Auftragslage durch Inhouse Vergabepraxis, Bevorzugung der Töchter und mögliche Seilschaften, die erst in einem öffentlich-rechtlichen Beteiligungsnetz dieser Größe entstehen können. Ferner merkte Martin Ludwig (Foto) an: “ARD und ZDF vermieten über ihre Werbetöchter Studios, Kameras und Scheinwerfer; was hat das mit dem gesellschaftlichen Auftrag zu tun?”

Auch Prof. Rupprecht Podszun, der den Lehrstuhl für Bürgerliches Recht, Immaterialgüter- und Wirtschaftsrecht an der Uni Bayreuth inne hat, hinterfragte die aktuelle Wettbewerbsstruktur: “Bei Eigenproduktionen der öffentlich-rechtlichen Sender ist der Marktanteil der öffentlich-rechtlichen Tochtergesellschaften besonders hoch, das dürfte aus meiner Sicht nicht sein – das ist nur dann zu erklären, wenn diese unfassbar gut sind und alle anderen im Wettbewerb ausstechen. Wenn die Angebote der öffentlich-rechtlichen Tochtergesellschaften aber deswegen billiger sein können, weil sie quersubventioniert werden, dann liegt ein Missbrauch einer marktbeherrschenden Stellung vor, die kartellrechtlich nicht zulässig ist.”

Der Handelsblatt-Journalist Hans Peter Siebenhaar sprach aus, was sich die Mitglieder der AUF vielleicht wünschen: eine Privatisierung aller kommerziellen Töchter von ARD [&] ZDF. Selbst Dr. Goppel als Politiker und BR-Rundfunksrat zeigte sich überrascht von den Ausführungen und äußerte seine Skepsis gegenüber den kommerziellen Aktivitäten von ARD und ZDF.

Achim Rohnke kann sich eine solche Privatisierung offenbar durchaus vorstellen, denn er stellte fest, dass man die Bavaria Film und andere Tochterfirmen privatisieren könne, ohne dass dies den Firmen schaden würde.

Letztlich hängt es am politischen Willen. Und da wird die Allianz Unabhängiger Filmdienstleister sicher noch weiterhin Gehör verschaffen müssen. (7/15)

Auf dem Podium diskutierten: Prof. Rupprecht Podszun (Lehrstuhl für Bürgerliches Recht, Immaterialgüter- und Wirtschaftsrecht Uni Bayreuth), Achim Rohnke (VTFF-Vorstand, GF Bavaria Film GmbH), Dr. Thomas Goppel ( MdL, BR-Rundfunkrat, Staatsminister a.D.), Hans-Peter Siebenhaar (Journalist), Ingelore König (mffv-Vorstand, GF/Produzentin Kinderfilm GmbH), Martin Ludwig (AUF-Vorstandsvorsitzender, Ludwig Kameraverleih). (7/15)

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