Thor als sagenhafter 3D-Held

In Studios in Hamburg, Bremen, Island und in Irland wird die Geschichte des nordischen Donner- gottes Thor neu erzählt. Der im Stereo 3D-Format entstehende Kinofilm. „Legends of Valhalla: Thor“ ist eine Koproduktion der Hamburger Ulysses Film mit der irischen Magma Productions und Caoz Film in Island. Das Budget finanzieren insgesamt 18 Partner aus Europa, darunter die Förderungen Hamburg Schleswig-Holstein, DFFF, Nordmedia, Eurimages und das Brüsseler Media-Programm.

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Thor als sagenhafter 3D-Held

Im Stereo 3D-Format produziert derzeit Ulysses Film gemeinsam mit der irischen Magma Productions und der isländischen Caoz Film den Kinofilm. „Legends of Valhalla:Thor“. Die Koproduktion präsentierte man Anfang Juni zusammen mit der Nordmedia Förderung auf einer Pressekonferenz in der Bremer Überseestadt. Dort hat die Ulysses Filmproduktion unlängst mit der Magma Productions einen neuen Produktionsstandort mit Animationsstudio eröffnet. Der Ulysses-Stammsitz mit Partnerstudio Pictorion Magma Animation ist in Hamburg.

Präsentiert wurde der neue 3D-Film von den Produzenten Emely Christians (Ulysses Film) und Vater Ralph Christians. Der hat Magma Films vor 30 Jahren in Irland gegründet. Für die mit 300.000 Euro beteiligte Nordmedia soll die Förderung dieser Produktion vor allem auch der Belebung des Standortes zugute kommen. Im alten Hafenrevier der Hansestadt siedeln sich heute vorwiegend Firmen aus der Medienwirtschaft an. Niedersachsen besitzt heute eine Spitzenposition hinsichtlich CGI-Animation. Im Oktober startet mit dem Remake von Erich Kästners „Konferenz der Tiere“ der erste deutsche Kinofilm in der Stereo-3D-Animationstechnik, der von dem CGI-Studio Ambient Entertainment in Hannover gemeinsam mit der Constantin produziert wurde. In seiner Begrüßung hob Nordmedia-Geschäftsführer Thomas Schäffer besonders hervor: „Wichtig ist uns vor allem die Nachhaltigkeit.“ Und Förderchef Jochen Coldewey erklärte, dass der Erfolg einer Förderung sich auch daran messen müsse, inwieweit sie zur Schaffung von Arbeitsplätzen im Mediensektor beitrage.

Rund 1,5 Jahre wird die Produktion von „Legends of Valhalla: Thor“ in Anspruch nehmen bis zum geplanten Kinostart September 2011 durch den 3 Rosen-Verleih. Der berühmte Donnergott aus der nordischen Sagenwelt, Sohn des Götterkönigs Odin, muss sich hier als wagemutiger Held beweisen. Die Geschichte des Abenteuerfilms für die Zielgruppe 9-12jährige hat Ulysses aus dem Fundus der alten Edda Chroniken entwickelt und plant noch zwei weitere Kinoabenteuer aus diesem Stoff, der weltweit bekannt ist. Ulysses Kinoerfolg mit dem Familienfilm „Niko-Ein Rentier hebt ab“, der in Deutschland von über 700.000 Besuchern im Kino gesehen und weltweit in 120 Länder verkauft wurde, hat die Finanzierung des neuen 3D-Animationsfilms erleichtert. Auf der diesjährigen Berlinale fiel dann die Entscheidung, die 3D-Animation auch in Stereo zu produzieren, da der Weltvertriebspartner Telepool bei den Verkäufen festgestellt hat, dass der Trend weltweit klar zu Stereo 3D-Animation geht. Die Finanzierung für die Stereoproduktion brachte rund eine Million Mehrkosten (15 Prozent) mit sich, die relativ flott binnen sechs Wochen finanziert waren. „So schnell hatten wir noch nie eine Million für eine Produktion zusammen“, bekannte Produzentin Emely Christians von Ulysses Film. Die Produktionszeit wird sich nun um rund fünf Monate verlängern. Auch für die beteiligten Förderer ist eine Stereoproduktion durchaus attraktiv. Hamburg-Schleswig-Holstein hat seine Förderung von ursprünglich 450.000 Euro um 250.000 Euro auf insgesamt 700.000 Euro aufgestockt. Die Christians-Familie hat den Grundstein gelegt, um auch die nächsten Kinofilme in Stereo 3D zu animieren. Als Folgeprojekt für die Standorte Hamburg und Bremen ist bereits der Film „Oops, Noah ist weg“ in der Entwicklung, in dem einige Figuren, welche die Arche verpasst haben, sich gegen die Fluten und weitere Widrigkeiten behaupten müssen. Im Bremer Studio im Speicher 1 sind derzeit sieben Animatoren am Werk, die insgesamt 15 Minuten von Thors Abenteuern zu animieren. In Hamburg werden neben der Animation auch das Compositing, SFX sowie die komplette Postproduktion durchgeführt. Caoz Film in Island ist ebenfalls für Animation zuständig und hat in enger Zusammenarbeit mit den Partnern die komplette Vorproduktion geleistet, also die Figuren und das Setdesign entwickelt.

Für den kreativen Part sind die drei Regisseure Oskar Jonasson, Toby Genkel und Gunnar Karlsson verantwortlich. Die Animation an mehreren Standorten stellt für Toby Genkel kein Problem dar. Der flüssige Workflow sei durch den Datentransfer übers Internet gewährleistet. Ein bis zwei Stunden Zeitverschiebung (Sommerzeit) zwischen Island und Deutschland seien kein Hindernis für einen normalen Tagesablauf.
Regisseur Toby Genkel sieht die Stereoskopie vor allem als ein zusätzliches Werkzeug an. Das Stereoskopie-Konzept werde in der Storyboard-Phase mit erarbeitet. Die Tiefe und die daraus resultierenden Effekte bieten neue Möglichkeiten des Erzählens. Doch dürfe man es nicht übertreiben mit den Effekten, weil dies den Zuschauer sonst zu sehr ermüde. „Wir haben daher genaue Überlegungen angestellt, wo wir es einsetzen.“ Im Unterschied zum Realfilm, bei dem bereits bei der Aufnahme zwei Kameras benötigt werden, die exakt auf der stereoskopischen Basis justiert sein müssen, wird die Stereoskopie beim Animationsfilm in der Compositing-Phase produziert. Das heißt die Kamerastandpunkte sind Teil des Software-Renderings. Nach dem Storyboard werde der Schnittrhythmus festgelegt. Bei einer Stereoproduktion sei allerdings ein langsamerer Schnitt erforderlich, um die 3D-Effekte auskosten zu können. Prinzipiell lasse sich die Stereoskopie auch komplett in der Postproduktion generieren, dies sei aber der teurere Weg. Insgesamt werden bis zur Fertigstellung rund 60 Kräfte mit der Animation dieses Films beschäftigt sein. Zwei Technical Directors sowie zwei Systemadministratoren sind für die Speicherung und Serveradministration verantwortlich. Das Asset-Management-Programm Alienbrain, sorge für die eindeutige Zugriffsberechtigung, dass nichts doppelt produziert und stets nur die letzte Version gespeichert werde. „Wir haben am Ende nur eine kurze Schnittphase. Wenn die Animatoren eine Sequenz von 2,5 Sekunden fertig haben, geht die sofort ins Storyboard und ersetzt die ältere Version. So haben wir dort immer den letzten Stand.“, erläutert Emely Christians den Produktionsprozess.
Als Marketing-Tool ist bereits ein iPhone-Spiel im Einsatz, das für 3,99 EUR aus dem Netz herunter geladen werden kann. Rechtzeitig zum Kinostart sollen neue Levels für dieses Spiel auf den Mark kommen sowie ein Konsolenspiel.
Bernd Jetschin
(MB 07/10)