Neue Ära in der TV-Technik

Sky Deutschland hat TV-Geschichte geschrieben. Am 14. März 2010 wurde zum ersten Mal in Deutschland mit dem Bundesliga-Spiel Bayer Leverkusen gegen Hamburger SV eine HDTV-Produktion in 3D ausgestrahlt. Produziert wurde das 3D-Spiel von der Deutschen FußballLiga (DFL) und Sportcast mit Unterstützung des Berliner Ü-Wagen-Dienstleisters TopVision und reichlich Sony-Technik.

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Neue Ära in der TV-Technik

Die wenigen Zeugen der ersten Live 3DTV-Fußballübertragung in Deutschland zeigten sich durch die Bank begeistert. „Die Aufnahmen, die ich heute hier gesehen habe, sind fantastisch. Ich habe in meinem Alter schon viele Entwicklungen im Fernsehen mitgemacht und bin mir sicher, dass wir jetzt mit HD-3D am Beginn einer neuen Ära in der TV-Technik stehen”, erklärte zum Beispiel „elder sportsmen“ Franz Beckenbauer. Er gehörte zu dem ausgewählten Zuschauerkreis von 120 Personen, die am 14. März bei einem Special Event in der Füllhalle auf der Münchner Praterinsel, mit 3D-Brillen ausgerüstet das Fußballspiel Bayer Leverkusen gegen Hamburger SV in stereoskopisch betrachten konnten. Anwesend waren auch andere Sport-Experten wie Matthias Sammer, FC Bayern-Sportdirektor Christian Nerlinger und DLF-Geschäftsführer Tom Bender.

Auch am Produktionsort in der Leverkusener Bay-Arena war der Zuspruch groß. Andreas Berghaus und Sebastian Leske, Produktmanager bei Sony Professional, konnten die Partie im Stadion und in der Regie mitverfolgen: „Die Aufnahmen, die in Leverkusen produziert wurden, sind fantastisch. Die erste Live-3D-Übertragung war aus unserer Sicht ein voller Erfolg“, sagte Berghaus.

Zehn Sony-Kamerapärchen

Sony war ganz maßgeblich an der Realisierung der 3D-Produktion beteiligt. Das Unternehmen lieferte schließlich die zehn Kamerapärchen für die Aufnahmen. Als Führungskamera wurden zum ersten Mal bei einer 3D-Übertragung zwei Sony HDC-1000 eingesetzt, mehrere Sony HDC-1550 am Spielfeldrand und je ein Paar der Sony PMW-EX3 Camcorder für die beiden 3D-Steadycam Systeme.
Die eingesetzten Stereo 3D-Rigs stammten unter anderem von P+S Technik.

Die 3D-Regie befand sich im Ü-Wagen Ü4 des Berliner Dienstleisters TopVision, der auch für die Auswahl und die Bereitstellung des gesamten 3D-Equipments inklusive aller Objektive und der 3D-KameraRigs verantwortlich zeichnet.
Herzstück der Regie des TopVision HD Ü-Wagens bildete der Sony Multiformat-Bildmischer MVS-8000G. Das 3D-Material wurde zudem im Dual Stream Modus auf eine Sony HDCAM SR SRW-5800 aufgezeichnet. Als Kontrollmonitore dienten die Sony LMD-940W Monitore sowie der 24“ 3D-Monitor LMD-2451TD. Als erstes Unternehmen in Deutschland hat TopVision bei Sony Professional je zehn 3D-Monitore der Typen LMD-2451TD und LMD-4251TD (42“) geordert.

„Das Geschäft mit 3D zieht massiv an“, betonte Eduard Palasan, Geschäftsführer der TopVision Telekommunikation GmbH & Co. KG. „3D-Live-Produktionen sind extrem anspruchsvoll und erfordern viel Erfahrung und Know-how. Die Erwartungen unserer Kunden an die Technologie und an die Ergebnisse sind sehr hoch. Sony Professional hat bereits jahrelange Expertise im 3D-Umfeld und investiert viel in Forschung und Entwicklung der Technologie. Daher konnten wir auch seit unseren ersten Gesprächen im November 2009 mit Sony so schnell auf die Anfrage von Sky Deutschland reagieren und dieses überzeugende Ergebnis präsentieren.“
TopVision sei von der Leistungsfähigkeit der Sony Professional-Produkte überzeugt und investiere weiter in die Zukunft.
„Es freut uns natürlich, dass unser Equipment – von PMW-EX3 bis HDC-1550 über MVS-8000G bis hin zu den Displays – in allen Bereichen der 3D-Produktion beteiligt war und Sony so zu diesem Erfolg beitragen konnte“ sagte Produktmanager Leske.

Die 3D-Produktion des Bundesliga-Spiels Bayer Leverkusen gegen Hamburger SV wurde parallel zur normalen HDTV-Produktion mit einer zusätzlichen Regie (Volker Weicker), einen extra Moderator (Jessica Kastrop) und Kommentator (Kai Dittmann) realisiert.
Brian Sullivan, Deputy CEO von Sky Deutschland: „HDTV bietet den Fernsehzuschauern zweifellos das aufregendste TV-Erlebnis. Sky zeigt mit Ab-
stand die meisten echten HD-Inhalte und ist damit führend in Deutschland und Österreich. Mit der ersten HD-3D-Live-Produktion in Deutschland gehen wir jetzt den nächsten Schritt. Als TV-Innovationsführer in Deutschland und Österreich sind wir stolz darauf, die erste Live-HD-3D-Produktion in Deutschland zu zeigen. Damit geben wir einen ersten, frühen Ausblick darauf, wie sich das schon jetzt fantastische HD-Erlebnis in Zukunft weiter entwickeln wird.“

Regelmäßige HD-3D-Übertragungen sind laut Sky zwar noch Zukunftsmusik. Wenn 3D-Fernsehen aber komme seien Sky HD Kunden bereits vorbereitet. Mit den aktuellen Sky HD-Receiver ließen sich zukünftige HD-3D-Angebote problemlos empfangen.

Sky probt den Start von 3D-Angeboten auch in England, um seine hochwertigen Inhalte weiter aufzuwerten. Das erklärte Brian Lenz, BSkyB-Direktor Produktdesign und Produktentwicklung, in seiner Keynote auf der DVB World Konferenz 2010 (8. – 10. März) in Lissabon.

Zusatzkosten bei 3D-Produktionen

Lenz räumte hier allerdings auch ein, dass es bislang kein Geschäftsmodell gebe, dass die Einführung von 3DHD-Übertragungen rechtfertige. Höhere Ausgaben für 3D-Produktionen können man sich auf Dauer nur dann leisten, wenn Zuschauer und Abonnenten auch bereit seien, einen Aufschlag dafür zu bezahlen. „Die Einnahmen müssen schlicht die Kosten decken“, sagte er. Lenz berichtete, dass es auf Grund der sehr unterschiedlichen Produktionsverfahren bei Live-Sport-Events nicht möglich sein werde, 2D- und 3D-Produktionen mit einem Produktionsteam und einem Ü-Wagen zu realisieren. Man müsse dort auch mit zwei unterschiedlichen Kamerapositionen arbeiten. „Um ein angenehmes Seherlebnis zu bieten müssen wir bei 3D-Produktionen eine andere visuelle Sprache sprechen“, meinte er. Dazu gehöre der sparsame Einsatz von Zooms, Schwenks und Schnitten. „Wenn wir hier etwas falsch machen, dann haben wir unser 3D-Publikum schnell verloren“, sagt er.

Die bislang bei BSkyB gemachten Erfahrungen mit 3D-Angeboten seien jedoch sehr positiv. „Wer einmal 3D gesehen hat, will mehr davon“, erklärte er.
BSkyB will mit Sky3D im April an den Start gehen. Zunächst sollen nur Kneipen und Clubs mit 3D-Fußballspielen bedient werden, Ende des Jahres dann auch Privathaushalte. „Auch bei 3D wird es keinen „Big Bang“ geben. Die Akzeptanz des Angebots müssen wir uns Schritt für Schritt erst erarbeiten“, betonte Lenz.
Auch Jens Peter Wittenburg, Director Strategy von Technicolor, erklärte in Lissabon: „Die 3D-Live-Produktion muss erst noch gelernt werden.“ Eine gemeinsame Produktion von 2D- und 3D-Bildern bezeichnete er jedoch als „unrealistisch“.
Er wies auch darauf hin, dass 3DTV im Gegensatz zum 3D-Cinema – auf Grund der Nähe des Betrachters zum Display – den 3D-Effekt nicht optimal transportieren könne. Hier bestehe die Gefahr eines „Puppentheater-Effekts“.

Sony positioniert sich im 3D-Business

Sony versucht indes weltweit seine 3D-Technik bei diversen Top-Sportevents ins Spiel zu bringen. So wurde im Januar 2010 auch das erste PGA-Golfturnier auf Hawaii mit Sony-3D-Technik von ESPN und Technik-Dienstleister NEP Broadcasting in Szene gesetzt. Auch das Masters 2010 in Augusta (7. – 11. April) soll in 3D produziert werden. Golf stellt die 3D-Produktion wegen der langen Kabelstrecken und der Zahl der benötigten Kameras zwar vor besondere technische Herausforderungen, bietet aber auch sehr interessante 3D-Bildeindrücke.
Besonders spannend dürfte aber sein, wie mit Sonys Hilfe die angekündigten 3D-Produktionen zur Fußball-Weltmeistserschaft 2010 in Südafrika umgesetzt werden. Eckhard Eckstein
(MB 04/10)

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