Virtuelle Produktion nimmt weiter Fahrt auf

Die virtuelle Produktion (VP) in der Film- und Fernsehbranche gewinnt weiter an Bedeutung. Ein Bericht von Altman Solon zeigt jetzt, dass die befragten Branchenexperten VP schon bei 40 Prozent ihrer aktuellen Projekte einsetzen. Es gebe jedoch auch Vorbehalte, heißt es in dem Bericht.

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Virtuelle Produktion nimmt weiter Fahrt auf

Der Altman Solon Global Film [&] Video Production Report 2022 hebt VP als einen wachsenden Trend in der Branche hervor. Der Bedarf an virtuellen und kollaborativen Werkzeugen, zur Senkung der Produktionskosten, sei größer denn je. Der Streaming-Gigant Netflix beispielsweise nutzt VP-Funktionen an den Sets seiner Premium-Serien – darunter der jüngste Hit 1899 -, um die kreative Flexibilität zu erhöhen und teure Drehs vor Ort zu vermeiden.

“VP ist während des COVID-19-Shutdowns aus der Not heraus entstanden, entwickelt sich aber schnell zu einem Industriestandard”, so Mary Ann Halford, Partnerin bei Altman Solon. “VP enthält eine Reihe von effektiven Tools, die Projekte auf Kurs halten und eine kreative Zusammenarbeit über Standorte und sogar Kontinente hinweg ermöglichen. Studios erforschen zunehmend die Wirksamkeit von VP und stellen fest, dass Kosteneinsparungen, vor allem Reisekosten, möglich sind.”

Branchenexperten, die über mehr als drei Jahre Erfahrung mit VP verfügen, gaben in der Umfrage an, dass 40 Prozent ihrer Produktionen derzeit VP-Tools nutzen, während 50 Prozent diese wahrscheinlich in den kommenden 18 bis 24 Monaten einsetzen werden.

VP umfasst Technologien wie Motion Capture, cloudbasierte Bearbeitung und virtuelles Scouting von Drehorten. Insgesamt nannten die Befragten Kosteneinsparungen und Zeitersparnis als die beiden wichtigsten Vorteile des Einsatzes von VP-Technologien.

Trotz der Begeisterung für VP, die neue Innovationen einsetzt, um Produktionskosten und -zeiten zu reduzieren, zeigt der Bericht die Herausforderungen auf, die einer breiten Akzeptanz im Wege stehen – eine davon ist das begrenzte Angebot an qualifizierten Arbeitskräften.

“Die virtuelle Produktion ist die Zukunft der globalen Filmproduktion, aber wie und wann sie ihr Potenzial voll ausschöpft, wird von der Fähigkeit der Branche abhängen, Talente für dieses neue Feld zu gewinnen”, so Derek Powell, Direktor von Altman Solon. “Es ist klar, dass der in Hollywood seit Generationen praktizierte netzwerkorientierte Ansatz nicht ausreicht, um die jetzt und in Zukunft benötigten VP-Arbeitskräfte zu gewinnen. Die gute Nachricht ist, dass die Studios neue und kreative Rekrutierungstechniken anwenden und Kandidaten mit diversen beruflichen Hintergründen in Betracht ziehen.”

Die meisten Befragten gaben an, jetzt auch nach Kandidaten in angrenzenden Branchen wie Gaming, AR/VR, Animation, Automobil- und Transportwesen sowie Architektur zu suchen. Kandidaten aus Branchen, die Echtzeit-Gaming-Technologie einsetzen und mit den Arbeitsabläufen vertraut sind, sind für VP-Positionen wünschenswert, heißt es in dem Bericht.

Weitere wichtige Ergebnisse der VP-Umfrage

Die beliebteste VP-Anwendung unter den Befragten ist Motion Capture, die Hälfte hat sie in den letzten 12 Monaten genutzt. Cloud-basiertes Editing ist bei den Führungskräften ebenfalls beliebt: 48 % schätzen die Vorteile der Zugänglichkeit und einfachen Speicherung.

Die wachsende Zahl virtueller Produktionsstudios in den USA (84) und in Großbritannien (40) zeigt, dass die Film-Industrie in VP investieren. Weltweit gibt es weitere VP-Studios, darunter Dark Bay, Netflix’ erstes eigens gebautes VP-Studio in Deutschland, das für die Dreharbeiten zu 1899 genutzt wurde. Die kürzliche Übernahme von Pixomondo durch Sony unterstreicht das weltweite Interesse zudem.

VP-Tools ermöglichen eine umfangreichere Datenerfassung als herkömmliche Produktionsmethoden. Allerdings werden die Daten bisher zu wenig genutzt: 62 Prozent der Befragten geben an, dass es an einer “Business-Intelligence-Strategie” mangelt. 45 Prozent sehen in mangelnder Schulung und Impementierung die größten Einschränkungen bei der Datenerfassung.

Produktionsunternehmen sollten auch die Möglichkeiten der Analytik nutzen, um datengesteuerte Entscheidungen zu treffen. Ein Bereich, in dem dies am wichtigsten ist, ist die Budgetprognose, die bei der Umfrage der VP-Führungskräfte an erster Stelle der Datennutzung stand (45 Prozent).

Für den Altman Solon Global Film [&] Video Production Report 2022 wurden 132 Führungskräfte aus der Branche befragt, die alle mehr als drei Jahre Erfahrung in der Virtuellen Produktion haben. Darüber hinaus gaben die Befragten aus den Bereichen Film- und Fernsehproduktion, Werbung und Marketing sowie aus verschiedenen Postproduktionsbereichen Einblicke in den aktuellen und zukünftigen Zustand der Branche in den USA und Großbritannien.

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