Natürliches Licht für unterwegs

Das kisslite LED Ringlicht-System ist ein neues Produkt der britischen Firma Gekko Technology. In seiner Heimat und auch Frankreich ist das kisslite bereits zu einem beliebten Werkzeug vieler Kameraleute geworden. Neben Werbe- und Spielfilmproduktionen wird es dort immer häufiger auch bei hochwertigen Dokumentationen und Reality-Formaten eingesetzt.

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Hierzulande hingegen fristet das kisslite leider noch ein Schattendasein, und erst wenige Produktionen haben von diesem innovativen System bisher Gebrauch gemacht.

Konzept und Konstruktion
Auf einem zirka 2,5 cm breiten Kunststoffring sind 24 LEDs eingebettet. Jede einzelne LED ist mit einem Reflektor versehen und mit einer Diffusionsscheibe bedeckt. Der Außendurchmesser des LED-Kranzes beträgt etwa 23 cm. An der Rückseite des Kranzes ist eine Lemobuchse angebracht, über welche die Stromversorgung (inklusive Steuerung) erfolgt. Innerhalb des Kreisrings befinden sich zwei Bereiche, an die passgenau ein kleiner French-Flag mit zwei Schrauben befestigt werden kann. Über ein Feingewinde kann dieser Lichtschutz anschließend sehr akkurat justiert werden. Auf der Rückseite der Konstruktion wird dann eine Filterbühne (4×4- und 4×5,65-Filter) über zwei Inbus- und zwei Steckverbindungen mit dem Kreisring verbunden. Hinter der Filterbühne wird – ebenfalls über Inbusschrauben – eine Ringkonstruktion angebracht, die in ihrer Funktion ungefähr der eines Kompendiumsgummibalgs entspricht. In diesem starren Ring werden dann Reduzierringe (Step Down Rings) eingesetzt, um passgenau auf das jeweilige Objektiv zu adaptieren. Insgesamt kann auf ein Sortiment von 23 verschiedenen Step Down Rings (104 mm bis 80 mm) zurückgegriffen werden. Neben den Ringen für Fujion- und Canon-SD/HD-Objektive stehen Reduzierringe für Arri Master Primes, Angenieux-Optiken, die Cook S4-Serie, die Panavision Primo Primes, Zeiss T2 und Zeiss Primes T 1.3 zur Verfügung.
Jeder dieser zirka 9 mm breiten Step Down Ringe ist durch einen etwa 5 bis 7 mm breiten Schlitz unterbrochen und hat am inneren, vorderen Rand einen leichten, zirka 1 mm breiten Grand. Dieser Grand garantiert, den bündigen Abschluss des jeweiligen Objektivs zum LED-Kranz. Anschließend wird der Step Down Ring nur noch durch die herkömmliche Schellenmechanik mit dem Justagering fixiert. Diese beiden, auf den ersten Blick unwesentlich erscheinenden Merkmale führen jedoch zu einer äußerst stabilen Verbindung mit dem Objektiv. Step Down Ring, Filterbühne, LED-Kreisring und Optik sind bei korrektem Einbau regelrecht zu einer Einheit verbunden. Störende Geräusche können auf diese Weise, auch bei den wildesten Kamerabewegungen, nicht entstehen. Keine weiteren mechanischen Hilfsmittel sind für die stabile Befestigung nötig.
Selbstverständlich ist ebenfalls eine Montage über herkömmliche 15 und 19 mm-Kompendiumstangen für außenfokussierte Optiken aller namhaften Hersteller möglich. Die Reduzierring-Variante prädestiniert das kisslite jedoch sicherlich für die Arbeit mit innenfokusierten Optiken an Steadicams, zumal das Ringlicht dank der verwendeten leichten Materialien inklusive der Filterbühne und einem Diffusionsring lediglich zirka 900 Gramm auf die Waage bringt.

Steuerung und Stromversorgung
Über ein zirka 1 m langes Kabel ist der LED-Kranz an die ca. 10x9x3cm kleine und etwa 450g leichte Steuereinheit angeschlossen. Eine passende Tasche mit eingearbeiteter Gürtelschlaufe ermöglicht die problemlose Befestigung an einem Gürtel oder an einer Steadicamweste.
Der LED-Ring ist unterteilt in vier Sektoren (oben, unten, rechts, links) mit jeweils sechs LEDs. Jeder Bereich kann unabhängig ein- und abgeschaltet werden. Somit können Gegenstände und Personen stets nach den entsprechend lichtdramaturgischen Vorgaben und/oder Notwendigkeiten ausgeleuchtet werden. Über einen Dimmerpoti kann das Licht zudem stufenlos gesteuert werden. Alle Bereiche werden einheitlich über den Dimmer gesteuert, die Teilbereiche können nicht unterschiedlich gedimmt werden.
Die Steuereinheit bietet überdies noch eine Anschlussmöglichkeit für eine Fernsteuerung, die sowohl die vier Sektoren bedienen, als auch die Dimmerfunktion ausführen kann. Diese Option wird bei Aufnahmen mit Kran, Dolly oder Steadicam eine Arbeitserleichterung sein. Laut Hersteller hat die Fernbedienung eine Reichweite von zirka 200 Metern.
Das kisslite kann mit üblichen 12- oder 24V-Akkueinheiten betrieben werden und ist sowohl in einer Tugsten- als auch in einer Tageslicht-Version erhältlich. Die Lichtausbeute liegt in einer Entfernung von einem Meter in der derzeitigen Tageslicht-Version mit 1Watt LEDs bei 1300 lx und bei einem Abstand von zwei Meter bei zirka 416 lx. Die entsprechende Kunstlichtvariante bringt es bei gleichen Entfernungen auf 790 lx beziehungsweise 320 lx.

Grundset
Das Grundset besteht wahlweise aus einem Kunstlicht- oder Tageslichtring, der Filterbühne inklusive passendem Filterrahmen sowie einem Reduzierring und einer Diffusionsscheibe. Außerdem liegt eine passende Schablone bei, mit der zum Beispiel CTO-Folien exakt auf die passende Größe des Kranzes geschnitten werden können. Weiterhin gehören die Steuereinheit mit Kabel und ein Netzteil zum Lieferumfang der Grundausstattung. Als optionales Zubehör sind Akkugürtel und Ladegerät, diverse Kompendiumstangen sowie diverse CTO-Kränze erhältlich. Ein zweiter LED-Kranz (wahlweise 3200k oder 5600k) sowie umfangreiches Zubehör ist gegen Aufpreis erhältlich. Für DV- und HDV-Camcorder ist diese Technologie als lenslite in einer entsprechend kleineren Version erhältlich.

Fazit
Besonderes Augenmerk bei der Konzeption dieses hochklassigen Werkzeugs wurde auf eine praxisgerechte und optimale Handhabung sowie hochwertige Komponenten gelegt. Alle Bauteile sind hervorragend verarbeitet und sollten höchsten Ansprüchen genügen. Erst nach 50.000 Betriebstunden seien laut Hersteller Farbabweichungen der LEDs zu erwarten. Dank der leichten Bauweise dürfte das kisslite besonders in Verbindung mit Steadicams interessant sein. Für EB-Einsätze ist die Technik möglicherweise noch zu exklusiv. Für den Einsatz in anspruchsvollen Dokumentationen spricht das weiche, natürlich wirkende Licht, welches dieses Ringlicht produziert. Für Werbe- und Spielfilmproduzenten kann das Produkt einfach nur empfohlen werden. Derzeit ist das kisslite bei zwei Rental-Häusern in Deutschland erhältlich (München: Ambient Recording, Köln: Atelier Screen TV).
Harald Heckendorf (MB 02/07)





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