Fragmentierter Lizenzmarkt bei German Screenings

Am 3. Dezember gingen die dreitägigen German Screenings zu Ende, die in diesem Jahr im Radisson Blu Hotel in Hamburg stattfanden und Ende nächsten Jahrs turnusmäßig nach Leipzig wechseln.

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Fragmentierter Lizenzmarkt bei German Screenings

In einem Pressegespräch zogen die Veranstalter der Messe Studio Hamburg Distribution & Marketing, Global Screen, ORF Enterprise und die Deutsche Welle   ein positives Fazit. Die deutschsprachigen Fernsehprogramme sind gefragt bei den rund 100 angereisten Programmeinkäufern aus 22 Ländern. Die Konzentration auf die deutschprachigen Programme macht diese Messe, die nur wenige Wochen nach der Mipcom in Cannes stattfindet, für die Einkäufer interessant. Der Vorteil der German Screenings gegenüber den großen Messen liegt darin, dass die Einkäufer gezielt die Vorführungen buchen und sich die Programme, für die sich interessieren, auch anschauen können.

Christiane Wittich von Studio Hamburg Distribution & Marketing spricht von einigen Abschlüssen für die Kieler Tatorte mit Axel Milberg (Inspector Borowski) einschließlich USA. Gefragt ist auch die Serie „Der Tatortreiniger“ (engl. Titel „A licence to clean“). Verstärkt nutzen die Nischenkanäle die Gelegenheit der fokussierten Verkaufsmesse German Screenings, um sich mit deutschsprachigen Programmen einzudecken, so Wittich. „Der Tatortreiniger“ geht z. B. an MHz Networks in den USA und an einen britischen Spartenkanal. Großes Interesse bestehe auch an den dokumentarischen Programmen von Studio Hamburg Doclights.

Ulrich Wartmann von der Deutschen Welle ist auf der Messe schwerpunktmäßig mit dokumentarischen Formaten unterwegs, die als englischsprachige wie auch spanischsprachige Fassungen angeboten werden. Die Fragmentierung des Medienmarkts verkompliziere zunehmend den Lizenzhandel, berichtet Wartmann. Es werden heute wegen der neuen Plattformanbieter und kleinerer Kanäle mehr Abschlüsse als früher gemacht. Doch damit wird nicht unbedingt mehr verdient. Den Preisverfall bei den linearen Programmen für den klassischen TV-Markt könne durch die Verkäufe im On Demand-Sektor nicht kompensiert werden, bilanziert Global Screen-Chef Thomas Weymar. Ein Teil der Käufer sichert sich das komplette Rechtepaket als Exklusiv-Deal, um die anderen Auswertungen selbst zu verwerten und zahlt dafür 40 bis 50 Prozent Aufpreis. Solche Exklusiv-Deals kommen in der Regel allerdings nur für Spielfilme und große Eventproduktionen in Frage, wie  Beatrice Cox-Riesenfelder von ORF Enterprise hinzufügt. Für die anderen Programme müssen die Rechte einzeln verhandelt werden.

Thomas Weymar von Global Screen hat den Hermine Huntgeburth-Film „Männertreu“, eine HR-Produktion und Gewinner des, Deutschen-Fernsehpreis 2014  an die RAI nach Italien sowie an Sender in der Slowakei und Ungarn verkauft. Nach dem Emmy für den ZDF-Mehrteiler „Unsere Mütter, unsere Väter“ interessieren sich die internationalen Einkäufer auch für den neuen TV-Film von Philipp Kadelbach „Nackt unter Wölfen“ (UFA Fiction/MDR), eine Neuverfilmung des gleichnamigen DDR-Romans. Dieser Film über die Befreiung eines kleines Mädchens aus dem KZ Buchenwald im Mai 1945 wie auch ein großes Paket mit Dokus und Spielfilmen zum Zweiten Weltkrieg stößt auf großes Interesse bei den Einkäufern, da im nächsten Jahr sich das Ende des Zweiten Weltkriegs zum 70. Mal jährt. (12/14)

Große Nachfrage für „Nackt unter Wölfen“, dem neuen TV-Film von Philipp Kadelbach. Foto: MDR/UFA Fiction/HA Kommunikation