Digitalisierung der TV-Haushalte legt kräftig zu

Die Digitalisierung des Fernsehempfangs hat im vergangenen Jahr einen Sprung gemacht. Insgesamt haben heute 29,5 Millionen der TV-Haushalte in Deutschland Zugang zum digitalen Fernsehen (Vorjahr: 25,5 Millionen). Die Digitalisierungsquote liegt damit aktuell bei 77,8 Prozent, gegenüber 2011 ist das ein Plus von 10 Prozent. Zu dem Ergebnis kommt der „Digitalisierungsbericht 2012 – Von Macht und Kontrolle im digitalen Zeitalter“ der Medienanstalten.

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Digitalisierung der TV-Haushalte legt kräftig zu

Wesentlicher Treiber der Digital-TV-Entwicklung war die erfolgreiche Umstellung des Satelliten-Fernsehens auf eine rein digitale Verbreitung am 30. April 2012. Damit empfangen jetzt 17,3 Millionen Haushalte digitales Fernsehen via Satellit. Der Digitalisierungsgrad des Kabels stieg auf 48,2 Prozent, das entspricht 8,8 Millionen Kabel-Haushalten und bedeutet ein Wachstum von knapp 6 Prozentpunkten gegenüber 2011. Das Kabel ist der letzte Übertragungsweg für das Fernsehen, der auch noch analog genutzt werden kann. Den Übertragungsweg DVB-T nutzen 12,5 Prozent der Fernsehhaushalte (Vorjahr: 11,8 Prozent). Damit können in Deutschland knapp fünf Millionen Haushalte DVB-T sehen, wobei die digitale Terrestrik vor allem in den größeren Städten genutzt wird. Fernsehen über die DSL-Leitung nutzen mittlerweile 1,6 Millionen Haushalte in Deutschland. Dies ist ein Zuwachs von 1,3 Prozent bei einem Gesamtmarktanteil von 4,3 Prozent (Vorjahr: drei Prozent).

Für den Digitalisierungsbericht 2012 wurde erstmals erhoben, wie viele Haushalte mit internetfähigen Fernsehempfangsgeräten diesen Zugang zum Web tatsächlich nutzen. Ergebnis: 16,5 Prozent der TV-Haushalte verfügen über die dafür nötige technische Ausstattung, aber nur gut die Hälfte davon (9,4 Prozent) nutzen sie auch entsprechend.

Dr. Hans Hege, Beauftragter für Plattformregulierung und Digitalen Zugang der Kommission für Zulassung und Aufsicht der Medienanstalten (ZAK), hob bei der Präsentation der Studie zur IFA 2012 die wachsende Bedeutung von Suchmaschinen für die Meinungsbildung hervor und betonte die zentrale Rolle, die Plattformen für die Verbreitung von linearen und nicht-linearen Fernsehangeboten einnehmen. Beide Entwicklungen müssten, so Hege, von den Medienanstalten aufmerksam begleitet werden, um Konzentrationstendenzen und dem Entstehen zu großer Marktmacht rechtzeitig zu begegnen. In ihrer Keynote analysierte Dr. Eva Flecken, Referentin für Plattformregulierung und Medienpolitik bei den Medienanstalten, den wachsenden Markt für Onlinevideos. Bewegtbildangebote werden inzwischen auf etlichen Plattformen mit einer wachsenden Vielfalt von Akteuren und Geschäftsmodellen angeboten. Hier gilt es sicherzustellen, so Flecken, die Entwicklung der verschiedenen Plattformen weiter im Blick zu behalten, damit Transparenz für die Nutzerinnen und Nutzer und ein chancengleicher Zugang der unterschiedlichen Anbieter auch in Zukunft sicher gestellt sind.

Im Digitalisierungsbericht skizzieren die Medienanstalten seit 2005 den Stand der Digitalisierung auf den verschiedenen Rundfunkübertragungswegen. 2012 liegt der Schwerpunkt der Analysen auf den Märkten für Suchmaschinen und für Onlinevideos. Zudem wird die aktuelle Debatte um eine Reform des Urheberrechts aufgegriffen. Die Daten zum Stand der Digitalisierung wurden von TNS Infratest zwischen dem 16. Mai und dem 30. Juni 2012 erhoben. Dazu wurden computergestützte Telefoninterviews in 8.000 deutschen TV-Haushalten zur Geräteausstattung und zum Fernsehempfang durchgeführt. Die Medienanstalten lassen alle Geräte erfassen und berücksichtigen, wenn ein Haushalt auf mehreren Wegen Fernsehen empfängt. Empfängt ein TV-Haushalt mit einem Gerät sowohl terrestrisch als auch via Satellit, wurden beide Wege aufgenommen. Anders als bei einer Marktanteilsbetrachtung, wie sie etwa von SES ASTRA in ihrer ebenfalls von TNS Infratest zum Jahresende durchgeführten Erhebung vorgenommen wird, können dabei die Ergebnisse über 100 Prozent liegen. Zudem sind beide Zahlen wegen der für die Marktanteilsbetrachtung vorzunehmenden Priorisierung der Empfangsebenen nicht unmittelbar miteinander vergleichbar. Ein weiterer Unterschied beider Befragungen ergibt sich daraus, dass die Medienanstalten Haushalte mit Gemeinschaftsantennenanlagen, bei denen das Satelliten-Signal auf Kabelfrequenzen umgesetzt wird, den Kabel-Haushalten zurechnen.
Eckhard Eckstein
(MB 10/12)