Das System- und Handelsunternehmen Qvest Media, das bis September letzten Jahres unter Wellen+Nöthen firmierte, startete mit einem 4k-Workshop ins Frühjahr 2016.
Björn Korb, verantwortlich für die Öffentlichkeitsarbeit von Qvest Media, zeigte sich hochzufrieden mit der Resonanz der Veranstaltung. Rund 200 Besucher seien der Einladung gefolgt. „Die Räumlichkeiten in Berlin, München und Köln waren bis auf den letzten Platz komplett gefüllt. Das große Interesse an den Veranstaltungen, die bereits frühzeitig ausgebucht waren, zeigt, dass die 4k-Thematik längst im Markt angekommen ist“, sagte Korb.
Zwar komme 4k auf operativer Ebene bei klassischen TV-Sendern gerade erst in Gang, doch in Bereichen wie Cine-, Doku-, Serien- und Werbefilmproduktionen sei 4k längst etabliert. Darüber hinaus trieben Streaming-Anbieter wie Netflix und Amazon durch das Angebot von 4k- beziehungsweise Ultra-HD-Inhalten die Entwicklung erheblich voran. Das hätten auch die führenden Elektronikanbieter erkannt indem sie ihre mobilen und klassischen Endgeräte zunehmend für höhere Auflösungen jenseits von HD und bis zu Ultra-HD auslegen. Daher wachse das Interesse auch bei TV-Produktionsfirmen spürbar. Die Preise für die auf der Roadshow gezeigten 4k-Produktionskameras von Canon, wie die C500 und C300 Mark II, seien dabei noch überschaubar. „Hochwertige 4k-Optiken kosten hingegen ein Vielfaches“, erläuterte Korb. Die Investitionsbetrachtung sei daher nicht unbedeutend. In der Postproduktion mache vor allem der wachsende Speicherbedarf und die gestiegenen Transferraten Anschaffungen von performanten Speicherlösungen, wie das vorgestellte ISIS 1000-Raidsystem von Avid, erforderlich. Auch ein exaktes 4k-Monitoring, wie mit dem auf dem Workshop gezeigten Canon DP-V3010 4K Class-1-Monitor, sei für eine fundierte Bildbeurteilung unerlässlich.
Marcel Heß, Category Manager Video, Projektoren, NVS bei Canon erläuterte die 4k-Fähigkeiten der C300 Mk II sowie die Änderungen zur Vorgängerversion. Der Griff wird nicht mehr ausschließlich vom sogenannten Cold-Schuh gehalten, also dem Kameraschuh. Er ist beim Nachfolgemodell stabil mit dem Gehäuse verbunden. Somit lässt sich die Kamera auch beim Dreh am Griff halten, was beim Vorgängermodell Störgeräusche verursacht hatte. Der Suchermonitor kann in verschiedenen Positionen am asymetrischen Griff montiert werden, näher und weiter entfernt vom Kameramann. Für den Schulterbetrieb empfiehlt sich die etwas entferntere Position, mit der der Kameramann das Monitorbild besser erfassen kann.
Die C300 Mk II beherrscht die 4k-Aufnahme in der Broadcast-Auflösung von 3.840 x 2.160 Pixeln (QFHD) sowie in der DCI-Auflösung von 4.096 x 2.160 (4k). Durch ein Oversampling möchte Canon gewährleisten, dass jeder Farbauszug der Primärfarben Rot, Grün und Blau die volle HD-Auflösung von 1.920 x 1.080 besitzt. Der Super-35-CMOS-Sensor hat dafür eine Auflösung von acht Megapixeln, wodurch sich mit Bayer-Pattern jeder Farbauszug in Full-HD-Auflösung abtasten lässt. „Ein Viertel der Sensorauflösung reicht für Full-HD“, so Heß. Für das 4k- oder QFHD-Signal würden die Full-HD-Farbauszüge interpoliert. Laut Datenblatt erreicht die C300 Mk II die für 4k erforderliche Horizontal-Auflösung von 1.800 Linien.
Die Aufnahmeformate und -auflösungen der C300 MkII sind vielfältig. Intern speichert die Kamera Videos auf CFast-Speichermedien sowie auf SD-Karten. Die SD-Karte dient allein zur Aufnahme in der geringeren Proxy-Qualität. Auf der CFast-Karte zeichnet die C300 im Videoformat XF-AVC (MXF) und dem Codec AVC/H.264 auf. In der besten 2k- oder Full-HD-Qualitätsstufe gelingt auf CFast-Medien die RGB-Aufnahme mit 4:4:4-Farbsampling und 10 oder 12 Bit Wortbreite. Die Aufnahme von YCrCb (Helligkeits- und Farbdifferenzsignale) erlaubt zwar höhere Bildfrequenzen, hierbei ist das Farbsampling jedoch auf 4:2:2 und die Signale auf eine Wortbreite von 10 Bit begrenzt. Die 4k- oder QFHD-Aufnahme ist auf CFast-Speichermedien ausschließlich mit YCrCb und 4:2:2-Abtastung möglich. Eine Aufnahme im RAW-Format, das mehr Möglichkeiten für die Nachbearbeitung erlaubt, gelingt nur auf einem externen Recorder. Das 4k-Signal lässt sich dafür über einen der beiden 3G-SDI-Ausgänge zuführen. Für die Aufnahmen mit 10- und 12-Bit bietet die C300 Mk II zudem verschiedene Gamma-Kurven, die den Kontrastumfang erweitern. Während mit Canon-Log-Gamma und C-Log2-Gamma vor allem die Schattenbereiche feiner gezeichnet werden, führt Wide DR (Wide Dynamic Range) zu einer sanfteren Signalkompression und damit einem weicheren Clipping in den Lichtern. So gelängen Aufnahmen mit einer Dynamik von 15 Blendenstufen, erläuterte Heiß.
Michael Bleser, Application Specialist bei Avid, erläuterte die Projekt- und Importeinstellungen für den 4k-Workflow mit dem Media Composer. Dessen aktuelle Version 8.5, die im Januar veröffentlicht wurde, bietet erweiterte Kontrast- und Farbräume für die UHD- oder 4k-Bearbeitung. Der Avid-Codec DNxHD erlaubt zahlreiche Qualitäts- und Auflösungseinstellungen, von der Proxy-Qualität LB (Low Bandwidth) mit 144 Mbit/s bis hin zum bestmöglichen DNxHR 444 mit einer bereits beachtlichen Datenrate von 1.360 Mbit/s. DNxHR 444 und der etwas platzsparendere DNxHR HQR mit 760 Mbit/s erlauben eine 10-Bit-Abstastung der RGB- beziehungsweise der Komponentensignale. Laut Avid verarbeitet der Media Composer 8.5 Wortbreiten bis zu 12 Bit.
Hinzukommen verschiedene Farbräume, die neben der aktuellen HD-Broadcast-Spezifikation ITU-R BT.709 auch den digitalen Kinostandard DCI-P3 umfassen sowie den für UHDTV Phase 2 vorgesehenen Farbraum ITU-R BT.2020. Dabei konzentriert sich der Media Composer 8.5 aktuell auf UHDTV Phase 1 mit sowohl 3.860 x 2.160 als auch mit 4.096 x 2.160 Bildpunkten Auflösung und Frameraten von 24p bis 50p.
Ein Knackpunkt im Workflow ist der Import von verschiedenen Gamma-Kurven der Kameras. Logarithmische Gammakurven müssen erst mit einem entsprechenden LUT (Look up Table) bearbeitet werden, damit sie auf dem Bildschirm oder einem Kontrollmonitor korrekt dargestellt werden. So sehen beispielsweise Aufnahmen mit dem Canon Log sehr flau aus. Die Schattenbereiche sind durch die logarithmische Gradationskurve weit gespreizt und erscheinen daher unbearbeitet wie unter einem grauen Schleier liegend.
Beim Anlegen eines neuen Projektes findet sich unter der Wahl des Ausgabeformats ein Ausklappmenü, das die Auswahl zahlreicher Farbräume wie BT.2020, die HDR-Norm SMPTE 2084, Sony S-Log und viele weitere erlaubt. Dennoch sind nicht sämtliche Farbräume aller Kamerahersteller vorinstalliert. Für eine korrekte Anzeige der Canon C-Log-Profile muss ein passendes LUT über den Avid-Marketplace installiert werden, der auf die Webseite von Canon verweist. Für das Canon Log eigne sich das Plugin CF64, so Bleser. Dieses konvertiert den Cine-Gammut der C-Log-Aufnahme in eine mit Rec 709 vergleichbare Darstellung. Eine weitere Möglichkeit wäre ein manuelles Grading des Helligkeitsverlaufes, etwa mit der Software Davinci Resolve. Das Programm ist in einer kostenlosen Version erhältlich, die die Bearbeitung von Videomaterial bis UHD-Auflösung erlaubt.
Außerdem stellte Bleser die neue Hardware-I/O-Box DNxIO vor, die in Zusammenarbeit mit Blackmagic Design entwickelt wurde. Die DNxIO-Box lässt sich mit Thunderbolt und PCIe-Schnittstellen sowohl an Windows- und Mac-Computern betreiben. Die DNxIO-Box, die neben dem Media Composer auch mit Final Cut Pro oder Adobe Premiere kompatibel ist, bietet an der Rückseite rund 50 Schnittstellen für den Ingest und die Ausgabe von Videomaterial. Darunter sowohl 12G-SDI, zwei 6G-SDI für Dual-6G-Übertragung wie 3G-SDI-Schnittstellen für den Signaltransport im oft benutzten Quad-UHD-Modus über vier Koax-Kabel. Daneben sind analoge Videoanschlüsse sowie HDMI-Ein- und -Ausgänge vorhanden. Analoge und digitale Audio-Ein- und -Ausgänge sowie ein Mikrofonanschluss samt Phantomspeisung an der Front runden die Ausstattung ab.
Die DNxIO kann Videomaterial beim Einspielen in DNxHD encodieren, wofür der DNxHD-Codec im Chip integriert ist. Im Media Composer lässt sich die I/O-Box direkt über das Connection Plugin konfigurieren. Diese Features fehlten bei einer von Blackmagic Design angebotenen I/O-Box, die dem Avid-Modell ähnele, so Bleser.
Zudem hatte Bleser das ISIS 1000 dabei, ein RAID-Speichersystem im 19-Zoll-Format. Dessen insgesamt zwölf 2,5-Zoll-Einschübe würden üblicherweise in Slot 0 und 1 mit zwei flotten SSDs bestückt, die die Systemdateien des Media Composer speichern. Slot 2 bis 11 werden meist mit herkömmlichen HDDs ausgestattet. Diese speichern das eigentliche Videomaterial und könnten daher etwas langsamer sein. Der Speicher arbeitet als RAID 6, ist mit zwei redundanten Netzteilen ausgestattet und nutzt ein Linux-Betriebssystem, das sich per Webbrowser konfigurieren lässt.
Jan Fleischmann
MB 2/2016