Anwendungen für smarten TV-Standard HbbTV 2.0

Das Institut für Rundfunktechnik in München und Frauenhofer Fokus werden auf den Medientagen München (21. bis 23. 10.) über den interaktiven Fernsehstandard HbbTV 2.0 informieren.

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IRT

HbbTV 2.0 (Hybrid Broadcast Broadband TV) ermöglicht Fernsehen in höheren Bildauflösungen bis zum Ultra High Definition Format (UHD),Second Screen-Anwendungen, verbesserte Untertitel und HTML5-Applikationen. Dies sind nur einige der künftigen technischen Möglichkeiten des interaktiven Fernsehstandards, der im Februar 2015 von der internationalen HbbTV Association veröffentlicht wurde.

Auf dem gemeinsamen Messestand werden die beiden Forschungseinrichtungen verschiedene Anwendungsszenarien für HbbTV 2.0 demonstrieren – darunter auch Ergebnisse aus den europäischen Forschungsprojekten HBB4ALL und FIcontent 2. HbbTV 2.0 unterstützt künftig den Videostandard HEVC (High Efficiency Video Coding) in UHD-fähigen Fernsehgeräten. Damit bietet sich die Option UHD-Inhalte als Abrufangebote oder Live-Streams über das Internet auf HbbTV 2.0-TV-Geräte zu übertragen. Das IRT zeigt in einer Demo, wie in einem interaktiven Stadtführer für München auf einem Tablet-PC verschiedene Sehenswürdigkeiten im Stadtplan ausgewählt und die dazu gehörigen UHD-Videos auf dem HbbTV 2.0-Gerät gestartet werden können.

Was im Fernsehen eine Selbstverständlichkeit ist, fehlte bislang den Live-Streams im Internet – die Untertitel. Zusammen mit dem MPEG DASH-Standard, der eine optimale Bildqualität auch bei schwankenden Internetdatenraten ermöglicht, und dem neuen EBU-TT-D-Untertitelstandard (Timed Text for Distribution) können künftig sowohl Live-Streams als auch Video-on-Demand-Angebote in den Mediatheken in einem einheitlichen Format bereitgestellt werden. Dabei lassen sich die Untertitel vom Zuschauer individuell in der Darstellung anpassen. Das IRT zeigt in Zusammenarbeit mit dem Bereich Innovationsprojekte der rbb Produktions- und Betriebsdirektion und Samsung Untertitel in Live-Streams und Abrufangeboten mit Bildauflösungen bis zu UHD auf einem prototypischen HbbTV 2.0-Gerät und verschiedenen Tablet-PCs.

Ein weiteres Feature von HbbTV 2.0 erlaubt die Einbindung von Zweitgeräten für Multi-User- und Multiview-Anwendungen, die dafür mit dem TV-Gerät im lokalen WLAN-Netz verbunden werden. Fraunhofer Fokus wird eine Cloud basierte Lösung vorführen, welche die Wiedergabe von 360°-Videoinhalten auf HbbTV-Geräten ermöglicht. Die Steuerung und Navigation im Video erfolgt über die klassische Fernbedienung oder über das mit dem HbbTV-Gerät verbundene Tablet bzw. Smartphone, die über eine integrierte Second Screen Anwendung mit dem HbbTV 2.0 Standard verknüpft sind. Gemeinsam mit der ARD wird das IRT eine Second Screen Anwendung vorführen, bei der sich Videos der ARD Mediathek über Second Screen Geräte auf dem TV-Bildschirm starten lassen. Nutzungsszenarien, für die bislang meist proprietäre Protokolle oder zusätzliche HDMI-Sticks genutzt wurden, sind jetzt als Teil des Standards HbbTV 2.0 verfügbar. HbbTV 2.0 wird damit zukünftig das IRT Second Screen Framework ergänzen und erweitern.

Darüber hinaus wird Fraunhofer Fokus standardbasierte Dynamic Ad-Insertion-Technologien für HbbTV 2.0 und Over-the-Top (OTT) Streaming mit MPEG-DASH und HTML5 vorführen, damit auf dem Bildschirm mit dem Livesignal die gleiche Werbung zu sehen ist wie auf dem Tablet oder Smart Phone-Display. Die Fraunhofer-Lösung erlaubt das hybride Ausspielen von Ad-Markern für Broadcast und Broadband und unterstützt die Übersetzung des SCTE35 Standards (Society of Cable Telecommunications Engineers) zu HbbTV sowie die adaptive Streaming-Technologie MPEG-DASH zur Übertragung von Werbeclips auf verschiedene Bildschirmgrößen.

Das von Fraunhofer Fokus implementierte HbbTV Application Toolkit (HAT) ermöglicht es, programmbegleitende HbbTV-Applikationen ohne Programmierkenntnisse über einen komfortablen Editor zu erstellen. Auf diese Weise lassen sich schnell und kostengünstig Apps für HbbTV generieren. HAT ist das Ergebnis einer Kooperation zwischen Fraunhofer Fokus, IRT und dem rbb im Rahmen des EU-Projektes FIcontent 2.

Neben HbbTV 2.0 zeigen IRT und Fraunhofer Fokus auf den Medientagen aktuelle Entwicklungen zu den Themen DVB-T2 HD, Monitoring von DVB-T/T2/C/S-Netzwerken,Digitalradio und TPEG-Mobilitätsinformationen. (10/15)

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