Erfolg mit Second Screen

Beim Medientreffpunkt Mitteldeutschland in Leipzig (6. bis 8. Mai 2013) war man sich darüber einig, dass Mediennutzer Inhalte verstärkt auf verschiedenen Geräten zugleich konsumieren wollen. Strittig blieben die Fragen, welcher Ressourceneinsatz der Sender dafür nötig ist und welche Second-Screen-Strategien wirtschaftlichen Erfolg versprechen.

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Erfolg mit Second Screen

„Es braucht Elemente in den Sendungen, die die Idee des Second Screen tragen. Das funktioniert nicht einfach so“, sagte Alexander Mazzara, Geschäftsführer des Schweizer Social-TV-Senders „joiz“. Das Prinzip der geteilten Aufmerksamkeit sei vor allem dann erfolgreich, wenn es zum Thema oder zur Sendung im Netz bereits eine Internetgemeinschaft gibt, wie es in Deutschland beispielsweise bei „Germany´s Next Topmodel“ (GNTM) der Fall sei.

„Beim letzten Finale von GNTM waren bei uns 200.000 Zuschauer eingeloggt. Das entspricht etwa zehn Prozent der Zuschauer“, bestätigte diesen Eindruck Dirk Kauer, Leiter der digitalen Produktentwicklung bei ProSiebenSat.1. Längst operiere die Online-Sparte seines Unternehmens auf Augenhöhe mit den arrivierten Fernsehmachern. „Wir können den TV-Kollegen durch unsere Second-Screen-Angebote einen Mehrwert in echter Währung geben: nämlich in der Reichweite ihrer Formate.“

Skeptischer äußerte sich NDR-Chefredakteur Andreas Cichowicz (Foto). Die ARD nutze den Second Screen zwar punktuell, um junge Zuschauer anzusprechen, die sonst vielleicht kein lineares Fernsehen nutzen. Jedoch gäbe es derzeit keine Gewissheiten, wie solche Angebote ausgestaltet werden müssen. „Man kann sich nicht ausruhen, aber wir müssen uns vor allem um den Kern unseres Produkts kümmern und können uns nicht die ganze Zeit auf neue Techniken konzentrieren.“ Allerdings sollte die Rückkoppelung aus dem Netz bald genauso selbstverständlich sein wie die Schalte zum Korrespondenten.

Felix Wesseler, Sprecher der Produktionsfirma filmpool, warnte davor, Second-Screen-Angebote als Selbstzweck zu betreiben. „Momentan versuchen wir noch herauszufinden, was die User wollen“, sagte er. Fakt sei aber, dass die Angebote inhaltlich Sinn machen müssen und einen Mehrwert bieten sollten. Vorsicht sei bei Werbeoffensiven in diesem Segment geboten. „Der Inhalt muss voll zur Marke passen, sonst funktioniert es nicht.“

Aus technischer Sicht relativierte Klaus Merkel, Fachreferent des Instituts für Rundfunktechnik, die Aufregung um den Second Screen. „Es dominiert die Vorstellung, dass der First Screen der dumme Bildschirm ist, der vor sich hinläuft, und der Second Screen der kluge Schirm, auf dem man interagieren und Informationen abrufen kann“, erklärte er. Die Technik erlaube jedoch mehr Flexibilität. Merkel: „Es wird auf allen Geräten erweiterte Nutzungsformen geben. Der Nutzer wird Dienste von einem Screen auf den anderen übertragen können.“ Der zweite Schirm besitze nicht das Monopol auf Interaktivität. (5/13)

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