Besonders effiziente Prozesse

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Technisch komplett erneuert präsentieren sich jetzt TV.Berlin und Hamburg 1. Der Berliner Stadtsender wurde in neuen Räumen aufgebaut, der Hamburger wurde an alter Stelle im laufenden Betrieb umgestellt. Die TV.Berlin Redaktion und das Betriebspersonal des Senders hatten bereits im Mai 2009 den Neubau in der Berliner Axel Springer Passage bezogen. Der Sendestart aus den neuen Räumen war der 18. Mai 2009. Hamburg 1 ging mit der neuen Technik am 31. Juli 2009 On-Air.

Verantwortlich für die Integration der neuen Produktionstechnik zeichnete Studio Hamburg MCI. Das Hauptaugenmerk bei der Planung der neuen Technik lag auf besonders wirtschaftlichen, durchgängig bandlosen IT-basierten Workflows mit einem hohen Automatisierungsgrad. Das technische Konzept für beide TV-Stationen ist nahezu identisch und beruht auf einer Apple XSAN Produktionsumgebung, einem Redaktionssystem von Step2e, einer Automations- und Playoutlösung von HMS und dem Broadcast Pix Selbstfahrer-Bildmischer.

Das Apple XSAN System beinhaltet zwei Content RAIDs (RAID Level 5), einen Metadaten RAID und zwei Metadaten Controllern. 16 Mac Pros „Nehalem“ Workstations für Ingest, Zuspielung, Transcoding und Schnitt sind direkt an das XSAN angebunden und können kollaborativ auf die Daten zugreifen. 14 weitere Mac Pros und Mac Books haben über Fileserver Zugriff auf die Inhalte des XSANs. Die Videobearbeitung findet in verschiedenen Formaten mit Final Cut Studio statt.

Zentrale Komponente für Ingest und Zuspielung ist eine Telestream Pipeline Quad, mit 4 SDI I/Os. Über ein Gbit Ethernet Subnetz kann die Pipeline flexibel von den verschiedenen Ingest und Zuspieler Mac Pros angesteuert werden. Zusätzliche AJA I/O Karten dienen als weitere Video-/Audio-Schnittstellen, die bei Bedarf die Einspielung bereits vorhandener Beiträge zum Beispiel aus dem Bandarchiv übernehmen.

Die Bearbeitung in unterschiedlichen Formaten erfordert Transcodingvorgänge in bestimmten Abschnitten des Workflows und für die Bereitstellung in DV-Qualität für die Playoutserver von HMS. Telestream Episode ermöglicht durch Presets und Watchfolder ein weitgehend automatisiertes Transcoding von Beiträgen und Rohmaterial. Für das eingesetzte Redaktionssystem des Passauer Unternehmens Step2e wird parallel ein LowRes als Browse-Kopie erstellt.

Step2e-Redaktionssystem
Über das Step2e-Redaktionssystem und Apple Final Cut können die Redakteure alle sendungsrelevanten Workflows wie Videoinhalte, Sprechertexte, Inserttexte, Bauchbinden etc. verwalten und in den Sendeplan einstellen. Hierdurch steigt die Bedeutung der einzelnen Redakteure, da sie von der Akquisition über Schnitt und Vertonung bis hin zur Einstellung des Beitrages in den Rundown inhaltlich, aber auch technisch verantwortlich sind.
Neben der Newsroom-Funktionalität bietet Step2e auch ein integriertes Dispositionssystem zur Verwaltung, Platzierung und Abrechnung der Werbespots. Basierend auf der Programmplanung von Step2e wird der exakte Ablaufplan mit allen benötigten Elementen an die Playout-Lösung von HMS übergeben.

Bei der Entscheidung für die Playoutserver-Lösung „DiSA“ (Digitale Sende Automation) der HMS GmbH überzeugt laut Projektleiter André Busjaeger von MCI Broadcast & Media Systems vor allem die Kompaktheit des Systems. So wird neben einem integrierten Teletext und EPG Modul auch eine Direct-to-DVB-Option verwendet. Dieses bietet den Vorteil, dass das Sendesignal direkt als ASI-Strom ausgespielt und ohne weitere Codierung in das Netz der Media Broadcast eingespeist werden kann.

Als zentrale Kreuzschiene dient eine Codan Broadcast NK-S72(64) mit 64×64 I/Os in einem 722 Frame, die teilweise von der HMS Automation gesteuert wird. „Hier gab neben dem überzeugenden Preis-Leistungsverhältnis die kompakte Bauweise und Benutzerfreundlichkeit den Ausschlag“, erklärt Busjaeger.
Als Intercom System kommt eine Clear-Com Eclipse Pico Matrix mit 32 Ports und ICS-Sprechstellen zum Einsatz.

Neben der Integration des Produktionssystems wurden auch jeweils die Studiotechnik samt Regie und Sendekontrolle erneuert. Für beide Standorte erstellten die MCI Werkstätten die Regie- und SAW-Möbel, für TV.Berlin sogar das komplette Studio Deko-Set.

Broadcast Pix-Mischer
Kernstück der jeweiligen Regie ist der „Studio in a Box“ 2ME Mischer Slate 5000 von Broadcast Pix. Neben den obligatorischen Mischerfunktionalitäten bietet Broadcast Pix einen integrierten Schriftgenerator und ermöglicht die Steuerung (Pan, Tilt, Zoom, Focus und Blende) der im Studio eingesetzten Panasonic 860er Kameras. Ferner können auf den Final Cut NLEs erstellte Clips und Beiträge direkt per Gbit Ethernet auf den Broadcast Pix in einen Watchfolder gespeichert und dann mit einem Knopfdruck auf dem Broadcast Pix Bedienpanel über den integrierten Clipstor abgespielt werden.
Bei TV.Berlin erhöht man den Grad der Automation noch, indem man die Selbstfahrer-Funktionalitäten von HMS nutzt. Der Moderator der allmorgendlichen Sendung „Frühcafé“ bedient den Studiobetrieb allein. Hierzu wird der Sendeablauf im Step2e System vorab definiert und über die HMS Automation abgewickelt. Der Moderator schaltet die Rundown Events über eine Bedienstelle im Moderationspult und steuert somit Kamerawechsel und Beiträge.
„Der Einsatz dieser IT-basierten Workflows mit kostengünstigen Apple-Komponenten reduziert die Produktionskosten für SBA und somit für Hamburg 1 und TV.Berlin erheblich durch besonders effiziente Prozesse“, so Max Below, Leiter MCI Products – der Produktvertrieb und Apple Solution Experts Video der MCI. „Weitere zeitgemäße und ressourcensparende Komponenten wie Broadcast Pix Mischer oder die netzwerkbasierte Pipeline ermöglichen völlig neue Automationsmöglichkeiten, die SBA sinnvoll ausschöpft.“

Projektleiter Busjaeger von MCI Broadcast & Media Systems zeigte sich sehr zufrieden über die gute Zusammenarbeit der Systemplaner und der Produktexperten von Products. „Erst die absolut unkomplizierte und schnelle Zusammenarbeit zwischen den Nutzern, den Herstellern und den Planern hat es ermöglicht, die komplexen Anforderungen an den Workflow innerhalb von extrem kurzen Projektlaufzeiten umzusetzen. Die Bündelung der internen Kompetenzen von Produktexperten und Systemplanern hat sich hier als sehr erfolgreich erwiesen und schafft Zuversicht, so innovative Konzepte auch künftig umzusetzen zu können.“ (MB 09/09)

Eckhard Eckstein

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