Data-Storytelling in der Live-Produktion

Data-Storytelling wird in der Live-Produktion immer wichtiger – wie man von Rohdaten und durch Automation zu verwertbarem Content kommt, ist eine der wichtigsten Fragen, mit der sich Broadcaster und IT-Dienstleister aktuell befassen. Wie das heute schon funktionieren kann, führten die Panelisten zum Thema Bundesliga Match Facts auf dem SPOBIS aus.

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Christian Holzer, Vorstand von Sportec Solutions bei seinem Vortrag auf dem SPOBIS 2021 ©mebulive

588 Tage nach dem letzten SPOBIS kamen auch in diesem Jahr wieder die Sportbusiness-Vertreter großer Vereine, Medienhäuser und Dienstleister zusammen. Als eine der ersten großen Live-Veranstaltungen und unter strikten Corona-Richtlinien schafften es die Organisatoren, das Kongresszentrum in Düsseldorf größtenteils mit Leben zu füllen. Wie auch in den vergangenen Jahren setzten Vorträge und Podiumsdiskussionen den Rahmen des SPOBIS 2021.

Auch das Trendthema Data-Storytelling wurde beim SPOBIS während der Veranstaltung “Bundesliga Match Facts: Wie Fans und Medien von innovativen Echtzeit-Spieldaten profitieren” von Vertretern der Sportec Solutions, AWS und Sky diskutiert, die gemeinsam an automatisierten und datengetriebenen Inhalten arbeiten.

Mit rund 3,6 Millionen Datenpunkten sammelt die Sportec Solutions, eine Tochter der DFL, bereits heute eine große Menge an Daten bei jedem Bundesliga Spiel. Die große Herausforderung ist, aus diesen Rohdaten automatisch verwertbaren Content zu generieren – Data-Storytelling genannt. Es gilt, Mehrwerte für den Zuschauer zu schaffen, ohne gleichzeitig budgetäre Grenzen durch zu hohen personellen Aufwand zu sprengen.

“Wenn man eine gute Datenlage hat, kann man bessere und mehr Geschichten erzählen und gleichzeitig Kommentatoren, Moderatoren und Experten bei ihrer Arbeit unterstützen”, findet Alessandro Reitano, Senior Vice President Sports Production von Sky Deutschland. Data-Storytelling sei zudem wichtig, um den Zuschauern noch mehr Insights und Mehrwerte zu bieten, findet Reitano, der aber auch den Kostenaspekt im Blick hat: “Zusätzlich müssen wir sehen, wie weit die Möglichkeit der Automatisierung vorhanden ist. Wir können es uns nicht leisten, hinter jeder Position eine Person zu setzen.”

Der zweite wichtige Baustein, um die Daten in echte Stories beziehungsweise Mehrwerte zu verwandeln, ist eine Cloud-Infrastruktur, die sich nicht nur nach Belieben skalieren lässt, sondern auch Services wie Machine Learning bietet, die die gesammelten Daten automatisiert interpretiert.
Die DFL sowie Sky Deutschland setzen beispielsweise auf eine Partnerschaft mit Amazon Web Services (AWS), die sich vermehrt für den Broadcast-Bereich interessieren.

“Was wir für unsere Kunden bauen ist eine sogenannte Next Generation Data Platform. Das heißt, die Daten sind in aller Regel schon bei den jeweiligen Unternehmen vorhanden und es wird nichts damit gemacht. Wir stellen über unsere Technologie die Möglichkeit zur Verfügung, diesen Schatz zu heben”, erklärt Klaus Bürg, General Manager DACH bei Amazon Web Services (AWS) und führt aus: “Für die Bundesliga versuchen wir die Fan Experience nach oben zu schrauben. Gleichzeitig werden natürlich auch Mehrwerte für die Klubs generiert, indem man beispielsweise sieht, wie schnell ein bestimmter Spieler läuft.”

“Das sind einfach Templates und Prozesse, die man einstellt und mit den Daten verknüpft. Und am Ende werden daraus automatisiert Clips oder Grafiken produziert, die dann eine Story oder beispielsweise ein Social Media Produkt ergeben. Die Skalierbarkeit findet in der Cloud und über Daten statt. Sie findet außerdem hier und jetzt statt und deswegen freuen wir uns darauf”, so Reitano.

Der große Vorteil der Cloud ist die Möglichkeit, große Datenmengen in Echtzeit zu interpretieren und Dinge auch einfach mal kurzfristig auszuprobieren. Das wäre mit klassischen Server-Infrastrukturen und hohem personellen Aufwand allein so nicht möglich”, findet Bürg.

Erste Blüten der Zusammenarbeit kann der Fernsehzuschauer bereits heute sehen – so werden Echtzeit-Vorhersagen über die Torerzielung gezeigt (Expected Goals), potenzielle Torchancen identifiziert und aufgezeigt, wie sich die Mannschaften taktisch verhalten. Das Angebot basiert auf Live-Daten und historischen Daten aus über 10.000 Bundesliga-Spielen.

Auch der Tactical Feed von Sky, bei dem eine automatisierte Kamera das gesamte Spielfeld filmt und zusätzliche datengetriebene Informationen, wie die Realformationen der Mannschaften als Grafik einblendet, ist ein Produkt des Data-Storytelling. “Pro Spiel sehen sich im Schnitt 200.000 Zuschauer den Tactical Feed für etwa 13 Minuten an. Das ist ein echter Mehrwert für den Zuschauer und uns und daher Grund, auch weiterhin in Data-Storytelling zu investieren”, so Reitano.