RefCam feiert Bundesliga-Premiere

Die RefCam hat ihren ersten Einsatz in der Bundesliga gefeiert und zeigt den spannenden Blickwinkel des Schiedsrichters. Die Technik stammt von Riedel.

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In einem für den deutschen Fußball richtungsweisenden Schritt führt die Bundesliga ein neues technisches Feature ein: die Bundesliaga RefCam. Beim Spiel zwischen Eintracht Frankfurt und dem VfL Wolfsburg am vergangenen Wochenende kam diese Innovation erstmals zum Einsatz. Eine kleine Spezialkamera, die am Headset des Schiedsrichters befestigt wird, nimmt das Spielgeschehen aus dessen Perspektive auf. Die Initiative ist Teil einer Produktion aus dem internationalen Produktportfolio der Deutschen Fußball Liga (DFL), die das Schiedsrichter-Team in den Mittelpunkt stellt.

Riedel entwickelt RefCam-Technologie

Entwickelt wurde die RefCam von den Broadcast-Experten von Riedel Communications, nachdem die Erfinder Nicolas Winter und Patrick Kessel, zwei Schiedsrichter aus der Südpfalz, ein Joint Venture mit dem Wupperthaler Unternehmen eingegangen waren.

Die RefCam besteht im Wesentlichen aus zwei Teilen – einer Kopfeinheit mit Kamera und Mikrofon sowie einer Aufnahme- bzw. Übertragungseinheit, die auf Hüfthöhe angebracht wird. Für das Bundesligaspiel wurde das Aufnahmemodul verwendet, da die Bilder nicht live gezeigt wurden. Die Übertragungseinheit für den Live-Einsatz ist allerdings ebenfalls bereits im Einsatz und wurde testweise bei einem Pre-Season-Spiel der NFL zwischen den New York Jets und den Tampa Bay Buccaneers im August 2023 eingesetzt.

Patrick Kessel testet die RefCam ©Riedel

Die Kamera selbst ist eine komplette Eigenentwicklung von Riedel. “Es war uns wichtig, ein sehr leichtes und kompaktes Gerät zu verwenden. Unsere komplette Kopfeinheit wiegt nur etwa 6 Gramm. So etwas gab es bisher auf dem Markt nicht”, erklärt Jan Schaffner, der als Projektleiter bei Riedel Communications für die RefCam verantwortlich ist.

Die Kamera zeichnet das Spielgeschehen in HD auf, das Bild wird elektronisch stabilisiert. Bei der Brennweite der Optik entschied man sich für eine sehr weitwinklige Einstellung und nicht für eine, die dem menschlichen Auge entspricht – aus gutem Grund: “Wir mussten extrem aufpassen, dass wir nicht den Eindruck erwecken, dass der Schiedsrichter automatisch das sieht, was die Kamera aufnimmt. Das würde den Schiedsrichtern nicht gerecht und wäre bei Fehlentscheidungen fatal”, so Schaffner.

Ein Mikrofon an der Kopfeinheit nimmt zusätzlich die Umgebungsgeräusche für die Atmo auf. “Es kann auch Sprache aufnehmen, ist aber kein Richtmikrofon. Bei Bedarf kann das Mikrofon auch stummgeschaltet oder ganz aus der Kopfeinheit entfernt werden”, erklärt Schaffner. Das Video-Audio-Signal wird dann über ein Serialisierer/Deserialisierer-Verfahren (kurz SerDes) mit einem sehr dünnen Kabel an die Aufzeichnungs- bzw. Übertragungseinheit übermittelt.

Einsatz bereits in der 3. Liga getestet

FIFA-Schiedsrichter Daniel Schlager, der die RefCam bereits in einem Spiel der 3. Liga getestet hat, trug das Gerät auch bei diesem Spiel. Neben der Videoaufzeichnung wurde auch eine Audioverbindung genutzt, um die Kommunikation auf dem Spielfeld authentisch einzufangen.

Bundesliga: RefCam-Bilder nicht in der Live-Übertragung

Das mit der RefCam in der Bundesliga aufgenommene Material ist für einen speziellen Verwendungszweck bestimmt. Es soll in das monatliche Bundesliga-Format der DFL integriert werden. Der 26-minütige Beitrag „Referees Mic‘d up – Bundesliga“ wird ab dem 12. März nationalen und internationalen Medienpartnern der DFL zur Verfügung gestellt. Für den Fan bedeutet dies leider zunächst, dass die Aufnahmen nicht direkt während der Live-Übertragung des Spiels gezeigt werden.

Mehr Transparenz und Wertschätzung

Die Einführung der RefCam wurde vom International Football Association Board (IFAB) genehmigt und in enger Zusammenarbeit zwischen der DFB Schiri GmbH, der DFL und den beteiligten Vereinen abgestimmt. Der Einsatz der RefCam dient in erster Linie der Dokumentation und der Schaffung von mehr Transparenz. Durch die besondere Perspektive soll das Verständnis und die Wertschätzung für die anspruchsvolle Arbeit der Schiedsrichterinnen und Schiedsrichter gefördert werden. Darüber hinaus sollen neue Möglichkeiten für die Ausbildung und die weitere Verbesserung der Schiedsrichterleistungen geschaffen werden.