Eingespieltes Team

Mit seiner Berichterstattung über die Smart BeachVolleyball-serie zeigt der Pay-TV-Sender Sky Deutschland, dass sein Repertoire keineswegs auf Fußball beschränkt ist. TV Skyline war der technische Dienstleister vor Ort.

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Eingespieltes Team

Normalerweise wird im Hamburger Rothenbaum-Stadion Tennis gespielt. Doch dieses Jahr machte zum ersten Mal der Smart Super Cup Station. Das Turnier gehört zur Smart Beach Tour, Deutschlands größter Beachvolleyball-Serie und wurde von Sky Sport live übertragen. „Wir übertragen alle Smart Super Cups live und sind mit Live-Produktionstechnik und einem Redaktionsteam vor Ort“, erläuterte Alessandro Reitano, Leiter der Sportproduktion bei Sky Deutschland. Von den Smart Beach Cups, die ebenfalls Teil der Tour sind, ist der Sportnachrichtensender Sky Sport News HD mit einem Kamerateam vor Ort. Seit Sommer 2013 berichtet Sky Deutschland live und exklusiv von der Smart Beach Tour und überträgt die Finals der Smart Super Cups sowie die Deutsche Beach-Volleyball-Meisterschaft in Timmendorfer Strand live. Neben unter anderem Handball, Tennis, der Formel 1 und Golf ist Beach-Volleyball eine der zahlreichen Sportarten, die über den Fußball hinaus Teil des Sportprogramms von Sky sind.

Am frühen Samstagnachmittag trafen die beiden Auflieger des Mainzer TV-Dienstleisters TV Skyline am Rothenbaum-Stadion ein. Sie waren über Nacht von München aus nach Hamburg gefahren. Denn am Abend zuvor hatte TV Skyline ebenfalls Sky Deutschland als Kunden bedient, allerdings für die Verleihung des Bayerischen Fernsehpreises. Das sichtlich eingespielte Team begann gleich mit dem Aufbau. Während ein Teil der Mannschaft Kameras, Stative oder Cases mit Tonequipment und Kabeln aus dem Rüstwagen lud, zogen die Kabelhilfen die Leitungen von den Kabeltrommeln ins Stadioninnere. Gleichzeitig fuhr der Übertragungswagen Ü8 UHD, das neue Flaggschiff von TV Skyline, seinen Arbeitsbereich aus. Im Innern begannen Mario Meyer, Ü-Wagenleiter bei TV Skyline, und sein Team, die Geräte einzurichten und zu konfigurieren. Für den Transport werden die meisten Bedienpanels aus den Arbeitstischen ausgebaut und verstaut, da die Tische zur Wand des Arbeitsraumes hochgeklappt werden. Nun musste die Crew beispielsweise die OCP-Panels für die Kamerasteuerung wieder montieren oder die Bedienpanels der EVS-Slomo- und Highlight-Maschinen. Meyer fuhr das VSM (Virtual Studio Manager)-Steuerungssystem hoch und begann, das gesamte Produktions-Setup einzurichten.

Für den Produktionsleiter, die Redaktion und den Ü-Wagenleiter hatte der Tag bereits früher begonnen. „Heute Morgen sind wir mit dem Flieger nach Hamburg gekommen“, berichtete Meyer. „Wir haben uns hier mit den Produktionskollegen von Sky getroffen und zunächst eine Stadionbegehung gemacht.“

Reitano ergänzte: „Dabei geht der Produktionsleiter mit den technischen Dienstleistern und den zwei Aufnahmeleitern noch mal alle Kamerapositionen ab, schaut beispielsweise, ob die Podeste schon stehen.“ Der jeweilige Produktionsleiter ist für die gesamte Organisation und Planung im Vorfeld und vor Ort zuständig. Die Grobplanung der Produktion reicht einige Monate zurück. Daraufhin wurden die einzelnen Gewerke ausgeschrieben. „Danach wird kalkuliert und die einzelnen Dienstleister gebucht“, erläuterte Reitano.

Kamera-Plan

Von den insgesamt sieben Kameras waren fünf sogenannte Leitkameras, vier davon wurden wiederum mit Kameramännern besetzt. Die Führungskamera stand hinter dem Kommentatorenplatz auf der Haupttribüne. Für die Totale war sie mit einer weitwinkeligen 23-fach-Optik ausgestattet. „Wir verwenden hier fast ausschließlich Ikegami HDK-97A“, berichtete Reitano. „Sie haben uns in einem Shoot-Out in der Bildqualität überzeugt.“ Zudem sei der Support vor Ort in Deutschland. Auf der Kopfseite des Spielfeldes wurde eine weitere HDK-97A Kamera mit einer langen 99-fach-Optik aufgestellt.

Zwei weitere Kameras standen direkt am Spielfeld. Eine Handkamera, ebenfalls von Ikegami, stand auf der linken Seite deckte mit einer weitwinkeligen 22-fach Optik einen breiteren Spielfeldbereich ab. Vor der rechten Spielfeldhälfte stand eine Grass Valley LDK8300. Diese Kamera eignet sich mit der dreifachen Bildwiederholfrequenz für Superslomo-Aufnahmen. Deren Bilder lassen sich ohne Probleme mit 33 Prozent der normalen Wiedergabegeschwindigkeit abspielen. Hinzukamen drei unbemannte Kameras, darunter eine Chip-Kamera vom Typ LMP HD1200 am Netz des Spielfelds. Die Fingerkameras von Lux Media Plan gelten als qualitativ hochwertig und von der Bildqualität als mit erwachsenen HD-Kameras vergleichbar. Weit oben auf der Tribüne, mit schrägem Blick auf das Spielfeld wurde eine weitere Ikegami-Kamera für den sogenannten Beauty-shot aufgestellt.

Eine weitere unbemannte Kamera diente lediglich dazu, den Spielstand vom Scoreboard abzufilmen. „So können die Grafikkollegen jederzeit den Spielstand kontrollieren“, erläuterte Reitano. Denn die Grafik wurde bei der Super Cup-Produktion im Übertragungswagen zugesetzt. „Das ist nicht bei jeder Produktion der Fall – es gibt viele Produktionen, bei denen die Grafik im Sender zugefügt wird oder auch erst in der Postproduktion, wenn es keine Live-Sendung ist“, sagte Meyer. Die Grafikproduktion lag in den Händen der Firma Keytoq aus Leipzig. Sie erstellte die Inserts mit einem brandneuen ChryronHego AKI GS2 Renderer, der mit einer Datenbank des Leipziger Fernsehgrafikspezialisten verbunden war. Zudem verwendete das Keytoq-Team die K2Q-Grafikansteuerung Signalman. Die Operatoren steuerten die Grafik über Laptops. „So kann man den Hauptrechner in einem zentralen Technikraum einbauen und verstauen“, erklärte Meyer.

Vor den beiden Grafik-Operatoren saß Regisseur Felix Marggraff am Bildmischer, einem Kahuna 9600 von Snell mit vier Mischebenen und Maverick Control Panel. Neben dem Regisseur agierte Andreas Bosbach, der redaktionelle Leiter der Sendung und daneben Ablaufredakteurin Birgit Klasen, die minutiös den Ablaufplan durchging, die Grafiken ansagte, Kontakt zur Sendeabwicklung in München hielt und in ständigem Kontakt mit der Aufnahmeleitung vor Ort, Kommentator Karsten Petrzika und Moderatorin Esther Sedlaczek stand. Bildregie und Redaktion sind bei einer Fernsehproduktion verschiedene Aufgabenbereiche, doch Teamwork ist dabei unerlässlich. „Bei uns ist das immer ein starkes Zusammenspiel“, sagte Reitano.

Nach dem Aufbau machte das Team eine erste technische Probe. Dabei ging es alle Kameraeinstellungen durch. Für die Kommunikation wurden quasi nebenbei sämtliche Leitungsverbindungen der Kommandoanlage Riedel Artist M kontrolliert. „Morgen werden wir noch einmal eine komplette Ablaufprobe machen“, erläuterte Reitano, „wenn die Moderatoren und sämtliche redaktionellen Kollegen hier sind. Bei laufendem Spielbetrieb ist das gar nicht so einfach. Daher wollen wir heute Abend sichergehen, dass alles spielt.“ Lediglich die beiden Spielerinterview-Plätze ließen sich in der ersten Probe noch nicht einbinden. Dafür waren die Mannschaftsbereiche in zwei Smart-Cabrios am Spielfeldrand vorgesehen. „Wir werden zu unserem Feldreporter in die Smarts reinschalten“, meinte Reitano. „So können sich Kommentator, Feldreporter und die Spielerinnen oder Spieler unterhalten.“

Für die Audioverbindung wurde eine Wisycom-Drahtlosanlage in der Nähe des Spielfelds installiert. Richtrohrmikrofone von Audio-Technica waren für die Atmoaufnahme rund um das Feld platziert. Toningenieur Tom van Alp führte die Tonregie am Lawo-Audiopult mc2 56 Mk II.

Das Produktions-Team wirkte sehr routiniert. „Das ist ein eingespieltes Team, das regelmäßig bei den Beach-Volleyball-Turnieren arbeitet“, betonte Reitano. „Jeder weiß, was er zu tun hat. Daher mutet es so an, als ob es eine lockere Produktion wäre. Ist es aber nicht – es ist viel Arbeit.“ Das Sendesignal wurde via Satellit abgesetzt. „Auf der Smart Beach Tour sind wir meistens an Plätzen, an denen keine Glasfaserverbindung vorliegt“, sagte Reitano. „Deswegen gehen wir da mit einer SNG-Satellitenverbindung mit 18 MHz raus und transportieren das so an unsere Sendeabwicklung nach München.“ Da das Turnier ausschließlich von Sky übertragen wurde und keine weiteren Abnehmer bedient wurden, wurde allein das fertige PGM-Signal mit allen Grafiken übertragen (Dirty-Feed). Reitano: „Vor zwei Jahren haben wir vom Timmendorfer Strand ein Clean-Feed und ein Dirty-Feed parallel produziert, weil auch der NDR berichtet hat. Doch dieser Super Cup wird nur bei Sky ausgestrahlt.“

Die SNG stellte die Fernsehwerft aus Berlin. „Die meisten Beach-Volleyball-Produktionen sind hier im Norden“, erklärte Reitano. „Da macht es schon Sinn, einen Anbieter aus der Nähe zu wählen.“

Jan Fleischmann

MB 3/2016

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