Weiterer Meilenstein

Produktionsdienstleister TV Skyline ist mittlerweile zum Opern-Spezialisten avanciert. Mit hohem technischen Aufwand hat das Mainzer Unternehmen kürzlich auch die Opernproduktion der „Carmen“ in Verona realisiert.

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Weiterer Meilenstein

Mit einem Team von 30 Leuten bewältigte TV Skyline die TV-Produktion der Oper „Carmen“ in Verona. Insgesamt 16 Kameras hatte das Mainzer Unternehmen im Einsatz, davon sechs mit 99fach-Optik und diverse TV Skyline-Spezialkameras. Dazu zählten zwei Qube:Cam an der Bühnenkante, eine Sports:Cam 5 als Totale, zwei Gentle:Mote als Dirigentenkameras und direkt vor der Bühne, ein Kran auf der Arena-Kante, der für tolle Stadtbilder und die Arena-Totale sorgte. Hinter der Bühne lieferte eine Gentle Mote mit Ikegami Kamera für einzigartige Perspektiven aus den Katakomben und durch die Bühne in den Zuschauerraum. Die Digitalisierung aller Signale für die DVD-Postproduktion erfolgte mit vier EVSen mit IP Director.

Die Live-Produktion mit unilateralen Leistungen für Classica Italia wurde in einer Subregie abgewickelt, die Live-Aufzeichnung für arte mit Vorprogramm, Moderationen, Pausenprogramm, Interviews, Zuspielern in der Hauptregie. Auch ein Live-Mitschnitt für NHK wurde erstellt. Ein paralleler Schnitt von Bild und Ton für arte/ZDF erfolgte während der Opernaufführung im Multifunktionsraum mit zwei EVS-Maschinen. Dazu kamen eine vollausgestattete Regie und Lichtplätze in der Arena für alle externen Gewerke. Mit einem IP Direktor wurden alle Signale auf interne Raids und zeitgleich auf abzugebende externe Festplatten geschrieben.

Die Mikrofone für Bühne und Orchester benötigten in der Arena von Verona sehr effektiven Windschutz. „Die übliche Schaumstoff-Windschütze waren für die vorherrschenden Bedingungen nicht ausreichend. Bei der ersten Probe war der Wind so stark, dass man ihn hören konnte. Danach hat er sich beruhigt. Auf der Rampe haben wir sechs Stück KM 140 vorgesehen und noch ein MS-Pärchen für die Mitte angebracht“, berichtet TV Skyline-Geschäftsführer Robert Kis. Die Inszenierung des Altmeisters Franco Dzefirelli habe die Bedürfnisse der Tontechnik nicht berücksichtigt. Da der Chor auf der Bühne nur über Rampenmikrofone aufgenommen werden konnte und keine Möglichkeit bestand Mikrofone wie in einem Operntheater von oben zu hängen, war es aus akustischer Sicht nicht gerade leicht einen sauberen Ton zu generieren. Da sind Pferde entlang der Rampe herum getrampelt und die Schmuggler haben ihren Karren auf der Bühne hin und her geschoben während der Chor gesungen hat“, erklärt Kis.

Für die Mehrspur-Aufnahme setzte man auf redundantes Recording mit drei fest im Ü-Wagen verbauten Rechnern mit jeweils 64 Tonspuren. Aufgezeichnet wurden damit bis zu 128 Spuren. „So hatten wir immer auch noch eine Redundanz und Backup der Aufnahme. Diese Einrichtung haben nur wenige Ü-Wagen“, meint Kis.

Zur Tonaufzeichnung eingesetzt wurden 64 Mikrofone, plus 16 drahtlose Microports für die Protagonisten der Oper. Vier davon waren aus Sicherheitsgründen „unsichtbar“ für den Zuschauer doppelt verkabelt. In der großen Tonregie saßen ein französischer Tonmeister und Supervisor sowie der TV Skyline-Tonmeister, der auch die Mischung der Oper machte. Außerdem noch ein TV Skyline-Ton-Ingenieur und -Leiter Tonabteilung der Pult-Support und Kommandokoordination übernahm.

Kis: „Das war wirklich eine Internationale Produktion mit babylonischer Sprachverwirrung… französischer Produzent, schweizer Bildmischerin, deutscher Regisseur, Script- und Partitur-Leserin aus Österreich, italienische Kameraleute, deutscher Ü- Wagendienstleister, et cetera.“ TV Skyline sei es sehr zu Gute gekommen, dass alle Crew-Mitglieder international sehr erfahren gewesen seien.

„Die Audiokorrektur an einigen, während der Aufzeichnung entstandenen Stellen, war sehr schnell und einfach dank der hervorragenden Automation des eingesetzten Lawo-Mischpultes möglich“, berichtet Kis.

An der Sprecher-Position des ZDF sorgte TV Skyline mit Drahtlostechnik (Mic [&] InEar) von Wisycom für den guten Ton bei Interviews, Anmoderationen und Voraufzeichnungen. Es gab vier verschiedene Funkkreise für Technik, Redaktion, Aufnahmeleitung.

Lange Kabel- und Laufwege

Als besondere Herausforderung bei der Produktion bezeichnet Kis die baulichen Verhältnisse in der Arena. Dadurch hätten sich manche Arbeitsabläufe schwieriger gestaltet. Jede Kameraposition habe man sich erst „erarbeiten“ müssen. Kis: „Wenn man sich die Arena zum ersten Mal ansieht, dann kann man sich eigentlich nicht vorstellen, dass hier eine große Produktion stattfinden soll. Man will eigentlich erst einmal alles abreißen, renovieren und vernünftige Arbeitsbedingungen schaffen. Vor allem die Kabel- und Laufwege waren sehr sehr lang.“

Der Aufwand bei Aufbau und Abbau sei mit keiner der bisherigen Opern-Produktionen von TV Skyline zu vergleichen. „Der Ü-Wagenstellplatz war direkt neben den Lagerplätzen für die Bühnen-Elemente anderer Aufführungen. Von hier aus konnte man gut beobachten mit welcher organisatorischen Meisterleistung Riesenkulissen für diverse Opernaufführungen in der Arena von Verona in Rekordzeit ein- und auch wieder ausgebaut wurden. Auch die vorangehende Premiere des „Maskenballs“ erfordert einen präzisen, zügigen Aufbau für unseren Aufzeichnungstermin. Das komplette Produktionswochenende war 24 Stunden am Tag mit den Arena-Verantwortlichen komplett durch getaktet. Es war minutiös geplant, was, wann und wo passiert.“

Wegen der knappen Zeit für Überspiel und Postproduktion habe man viele unterschiedliche Versionen des aufgezeichneten Materials erstellt. Diese habe man noch in der selben Nacht übergeben können. Dabei habe sich der IP-Direktor von EVS bezahlt gemacht.

Kis: Erst auf der Hinreise wurde uns mitgeteilt, dass der Aufbau-Tag auch direkt zum Aufzeichnen der ersten Probe genutzt werden soll. Das setzte erhöhtes Tempo voraus, führte aber zu keinerlei Problemen. Es kommt halt gelegentlich zu kurzfristigen Änderungen im Gesamtzeitplan und bei den Proben, auf die man schnell reagieren muss.“

Wie bei Klassik-Produktionen registrierte man im TV Skyline-Ü-Wagen einen hoher Bedarf an Arbeitsplätze, unter anderem für Regie, Bildmischung, Script, Music Supervisor und Partitur-Leser. Hinzu kamen hier noch die Redaktionsarbeitsplätze von ZDF und Arte, sowie die Plätze für Produzent, Executive Producer, Produktionsleiter et cetera. Zum Glück ist in unserem Ü-Wagen die flexible Nutzung von Regie und Multifunktionsraum, der bei der Opern-Produktion als Subregie diente, möglich“, meint Kis. Die zweite Reihe der Regie bot Kunden und Redaktion Platz, die Oper zu verfolgen und nah am Regisseur zu sein, ohne diesen zu stören.

Der Multifunktionsraum wurde während den Proben genutzt um sich, ohne die Regie zu stören, besprechen zu können und die Oper zu verfolgen. Für die Premiere, wurde die hintere Glas-Wand hervorgeholt, sodass Besucher vom Eingang her nicht mehr durch den ganzen Ü-Wagen laufen konnten und der dort stattfindenden Arte-Schnitt nicht gestört wurde. „Es ist angenehm, zu sehen, wie dieser flexible Raum vom Kunden dankend angenommen wird, um Arbeitsplätze in unmittelbarer Nähe der Regie zu haben. Das führt dazu, dass das Produktionsmobil nur noch zum Kaffee holen und als Kofferablage benutzt wird. In der Subregie des Rüstwagens war Platz für zwei Remote Operator und für den KDO Ingenieur“, sagt der TV Skyline-Geschäftsführer.

Das Besondere an einer Opern-Produktion wie in Verona ist laut Kis die sehr enge Kooperation mit den Veranstaltern. „Viele Arbeitsschritte müssen genau abgestimmt und koordiniert werden. Aber es macht sehr viel Spaß, Teil einer so großen Aufführung und Produktion zu sein. Die hintere Hälfte der Arena ist voll mit Statisten, Künstlern, Tieren, Maskenbildnern, Musikern und Bühnenarbeitern. Das in so einer beeindruckenden Kulisse mit zu erleben ist etwas Besonderes“, betont er.

Die „Carmen“-Produktion in Verona sei ein weiterer Meilenstein im Portfolio des klassikerfahrenen Teams von TV Skyline nach den Bayreuther Festspielen, den Salzburger Festspielen, der Staatsoper München, dem Festspielhaus Baden Baden, der Mailänder Scala und der Deutschen Oper Berlin.

Eckhard Eckstein

MB 6/2014

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