Das ist eine Revolution

3D Studios sind aufwändig und ortsgebunden? Das stimmte bislang. Jetzt wird freilich eine Revolution versprochen, die das ändern könnte, der Einsatz in der Live-TV-Produktion wird noch etwas warten müssen, zumindest im Außeneinsatz.

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3D Effekte und dabei volle Bewegungsfreiheit des Kameramanns und der Schauspieler oder Moderatoren und ihren Gästen? Bislang war das nicht realisierbar. Aufnahmen mussten in einem aufwändig vorbereiteten Studio gemacht werden. Das ungarische Start-up Zinemath bringt jetzt zLense an den Markt, das die 3D-Produktion revolutionieren soll. Tatsächlich hört sich das, was das Unternehmen ankündigt, vielversprechend an. Im Prinzip braucht man neben dem Kameravorsatz, der so gut wie zu jedem Kameratyp passen soll, nur noch einen Green Screen, der sich so gut wie überall ohne großen Aufwand aufbauen lässt. Die mit zLense aufgezeichneten Bilder werden in Echtzeit verarbeitet. Damit wäre theoretisch also auch der Live-Einsatz möglich, etwa im Zusammenhang mit Spielerinterviews am Rande von Sportgroßereignissen. Allerdings, kommt jetzt, Anfang des Jahres, erst einmal nur die Studiovariante auf den Markt. Die Geräte, die einen mobilen Einsatz, etwa an Filmsets, ermöglichen, sollen in etwa einem Jahr folgen, sagt Bruno György, Gründer von Zinemath, das seinen Unternehmenssitz in Budapest hat.

Doch was ist es genau was diesem neuen Kameravorsatz diese Vorteile verleiht? „zLense ist überlegen, weil es in Echtzeit die dreidimensionalen Daten in jedem Frame misst“, sagt der Kamera-Entrepreneur, der von Hause aus selbst Produzent ist. Er ergänzt: „Dabei ist zLense nur ein einfacher Kameravorsitz. Er ist nicht fest montiert sondern einfach nur vorgesetzt. Das ist ungefähr so wie bei einer gewöhnlichen Matte-Box. Unser System ist nur etwas dicker als eine solche, weil sämtliche Sensoren in sie integriert sind.“ Das heißt, zLense errechnet echte 3D Bilder, die sofort vorliegen und die ohne den Einsatz von Markern oder anderer bislang notwendiger Hilfsmittel entstehen und die sofort weiterverwendet werden können. Dabei ist es völlig egal, wo sich das aufgenommene Objekt im Raum befindet. „Auf unserem kleinen einminütigen Demofilm im Internet sehen sie den Delphin, wie er durchs Wasser schwimmt und dabei sich hinter und vor dem Präsentator bewegt, der direkt mit den Objekten interagieren kann. Wir müssen nicht mehr zwischen Hinter-, Mittel- und Vordergrund unterscheiden.“ Das eröffnet völlig neue Einsatzmöglichkeiten in der Produktion, in der Postproduktion oder beim Digital Compositing“, erläutert György weiter. So könnten etwa beim Product Placement kundenspezifisch Produkte ohne großen Aufwand ausgetauscht werden. Das heißt etwa, dass das Produkt an unterschiedliche Märkte individuell angepasst werden kann. Ein weiterer Vorteil des Systems, so György, sei der im Vergleich zu herkömmlichen Systemen „unschlagbare Preis“. 100.000 US-Dollar soll ein voll einsatzfähiges System kosten.

„Die Einstiegshürden beim Erwerb eines solchen Systems sind relativ gering und es armortisiert sich schnell im Produktionsalltag“, betont György. Bei Zinemath arbeitete man insgesamt drei Jahre an der Entwicklung des Vorsatzes. Vorteil dabei sei gewesen, meint György, dass sowohl er als auch sein Partner selbst aus der Produktionsbranche kämen und wüßten, welche Anforderungen an ein solches System zu stellen seien. „Wir sind das dann mit einigen Freunden aus der IT-Industrie angegangen, die mit dem Picture Processing vertraut waren.“ Damit sei es auch relativ einfach gewesen Investoren von der Idee zu begeistern. Ein erster Venture-Investor begleitete die ersten beiden Jahre bis zur Vorstellung eines Prototyps. Ein weiterer Investor stellte daraufhin die Mittel zur Verfügung um das Produkt marktreif zu machen. Nach dem Marktstart zum Jahresbeginn für zLense ist der Fahrplan für die weitere Entwicklung bereits ausgelegt. „Wir haben für die kommenden beiden Jahre bereits festgelegt, wie wir die Produktreihe weiterentwickeln und ergänzen wollen. Ich denke, wir sind sehr gut auf den Markt vorbereitet.

Wir haben eine klare Vision davon, was wir den Produzenten versprechen und womit wir den Filmmarkt bereichern wollen.“ Die Zeit jedenfalls scheint reif für ein solches Produkt. Das Thema sei schon seit einiger Zeit im Fokus der Branche, ist sich György sicher: „Wir haben einen großen Vorteil, weil wir die ersten sind, die ein funktionsfähiges System auf den Markt bringen – und das ist eine Revolution!“ Vorgestellt wurde zLense in diesem Jahr sowohl auf der IBC in Amsterdam, der Cinec in München und der mipcom in Cannes.

Dieter Brockmeyer

MB 8/2014

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