Medienunternehmen setzen auf Apps

Private wie öffentlich-rechtliche Medienunternehmen setzen große Hoffnungen in Applikationen für mobile Endgeräte. Dabei sind die Ziele durchaus unterschiedlich. Das zeigte eine Diskussion beim Medientreffpunkt Mitteldeutschland in Leipzig.

8
Medienunternehmen setzen auf Apps

Privaten Medienanbietern geht es bei den so genannten Apps für Smartphones und Tabletrechner vorwiegend darum, diese als eine Möglichkeit zu nutzen, um eine neue Einnahmequelle zu schaffen oder die Reichweite von Werbung zu erhöhen. Öffentlich-rechtliche Anbieter haben hier ganz andere Ziele. So betonte Roman Schmelter, bei der ARD
für die Tagesschau-App verantwortlich, dass Werbung die Marke “Tagesschau” sogar beschädigen könnte. Die App müsse daher alles vermeiden, um auch nur ansatzweise in die Nähe von Unternehmen gerückt zu werden. “Das beste Marketing für unser Produkt ist immer noch die Qualität”, so Schmelter. Die Privaten stehen da vor ganz anderen Herausforderungen. Apps kosten zusätzliches Geld und das muss wieder eingespielt werden.

Das ist auch für Manfred Neumann (Foto) von SevenOne Intermedia die Prämisse für die Auswahl der Apps. ProSiebenSat.1 sei ein Konzern, der mit Bildschirminhalten arbeite.
Daher sei es das Ziel, diese Inhalte möglichst auf allen Bildschirmen verfügbar zu machen, ob nun TV-Gerät, Tabletrechner oder Smartphone. Wichtig bei Apps sei die Inhaltetiefe. “Wenn der Nutzer merkt, die App ist nur eine ganz flache Angelegenheit, dann wird er sie nur
einmal nutzen und nie wieder”, so Neumann.

Heike Scholz, Beraterin für Mobile Business stimmte dem ausdrücklich zu. Bei Apps gehe es um originären Content und nicht nur die 1:1-Abbildung von Online-Inhalten. 70 bis 80 Prozent aller Apps würden lediglich einmal genutzt. Daher seien gute Inhalte und Marketing entscheidend. Ein Problem bei der Vermarktung seien die nachweisbaren Zugriffszahlen der Apps. Neumann hofft auf diesem Gebiet in der nächsten Zeit auf einheitliche Standards, um genau Zahlen für Werbekunden zu haben. Zwar werde in seinem Unternehmen schon jetzt eifrig Marktforschung betrieben, aber die Zugriffe zu messen, sei teuer und aufwendig. Keine Rolle spielen diese Überlegungen bei den Öffentlich-Rechlichen, wie Georg Maas betonte.

Der Leiter der Hauptabteilung Neue Medien beim MDR bekannte, dass die Zugriffszahlen und der Umfang der Nutzung der vom MDR angebotenen Apps ein “schwarzes Loch” seien. Auch wenn die Werbeindustrie bei den MDR-Angeboten keine Rolle spielten, sei es schon wichtig, Zahlen über die Nutzung zu bekommen, da man ja nicht “ins Blaue hinein” produzieren wolle. Über die Zahlen der Tagesschau-App macht sich Schmelter hingegen keine Sorgen. Obwohl keine genauen Zahlen über den Zugriff vorlägen, wisse er allein durch die Downloads der Tagesschau-App, dass sich diese einer großen Beliebtheit erfreue.

Auch Dirk Reusch vom Verlagshaus iPublish sieht Chancen für Print-Inhalte durch die Apps. Dabei sei es aber wichtig auf die Interessen der User zu achten und diese dort abzuholen, wo sie sich befänden. Mobile Apps müsse man folglich auch in Umfeldern bewerben, die diese User nutzten. Zwar könne man auch in Printerzeugnissen Werbung für Apps machen, aber dort bekomme man eben nur die Leser.

Einen Ausblick auf die Zukunft der Apps wagte Heike Scholz, die die Auffassung vertrat, dass in naher Zukunft, die Trennung von Inhalten und Werbung zusehends verschwinden werde. Jungen Leuten heutzutage sei es egal, ob das, was sie läsen, Werbung oder Nachricht sei, hauptsache es sei interessant. Für die Werbeindustrie sei es in Zukunft wichtig, dass die User selber tätig würden. “Interaktiver Werbung gehört daher die Zukunft”, zeigte sich Scholz überzeugt. (5/11)

Anzeige