Erheblicher Fortschritt

Das Ismaninger Sport- und Medienproduktionsunternehmen PLAZAMEDIA ist dabei, seine technische Infrastruktur zu modernisieren und den Erfordernissen der digitalen Welt anzupassen. Mit der neuen Service-Plattform eCenter sollen künftig alle Rechteinhaber und Inhalteanbieter mit skalierbaren, maßgeschneiderte Lösungen bedient und für die Umsetzung neuer Geschäftsideen fit gemacht werden. Unterstützt wird die zentrale Plattform unter anderem durch das Media Archive-System von Blue Order, einem Quantum-Archivsystem und Omneon-Server.

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Erheblicher Fortschritt

Die Mannschaft von PLAZAMEDIA hat harte Monate hinter sich. Mit Volldampf hat sie daran gearbeitet, die technische Infrastruktur des Unternehmens zukunftssicher zu gestalten. Geschaffen wurde dabei eine neue zentrale, filebasierte Medienplattform, die unter der Bezeichnung eCenter firmiert.

„Das war für uns mit erheblichen Investitionen verbunden. Das eCenter ist für PLAZAMEDIA von strategischer Bedeutung und nicht etwa nur eine kleine Technik-Spielwiese“, betont Geschäftsführer Zeljko Karajizirka. Bis Mitte des Jahres sollen alle Arbeiten am eCenter abgeschlossen und Dienstleistungen für bestehende Kunden auf die neue Plattform transformiert sein. Dann soll auch verstärkt damit begonnen werden, die neue Service-Plattform im Markt zu etablieren. „Das eCenter ist der Nukleus unseres künftigen Sendebetriebs. Wir wollen unsere alten traditionellen Produktionsweisen zügig Richtung eCenter umbauen und mit modernen Applikationen versehen weiterentwickeln“, erklärt Karajizirka
Mit dem eCenter verfügt PLAZAMEDIA über eine umfassende Lösung zur effizienten Produktion, Verwaltung, Archivierung und Distribution multimedialer Inhalte. Die Plattform sorgt für eine deutliche Flexibilisierung des Ressourceneinsatzes und der Workflow-Gestaltung. Alle Prozesse lassen sich dadurch schneller und kostengünstiger erledigen.
Das eCenter wurde so konzipiert, dass PLAZAMEDIA-Kunden in der digitalen Welt jederzeit in der Lage sind, neue Programm-, Vertriebs- und Geschäftsideen umzusetzen und dabei ein Höchstmaß an wirtschaftlichem Nutzen zu erzielen. „Kreativität, Effizienz, Schnelligkeit und Flexibilität sind schließlich die bestimmenden Faktoren im härten werdenden Mediengeschäft“, betont Geschäftsführer Karajizirka

Im Rahmen der eCenter-Realisierung wurde die vorhandene technische Infrastruktur von PLAZAMEDIA deutlich optimiert und ausgebaut. Dabei wurden bis Ende 2007 in einem ersten Schritt die bisherigen technischen Inseln in den Bereichen Ingest, Postproduktion, Archiv, Studios, Sendeabwicklung und Playout miteinander vernetzt. Die nun vorhandene gemeinsame, durchgehend filebasierte Infrastruktur vereinfacht und beschleunigt den Materialaustausch deutlich.
Im Februar/März 2008 sollen erste eCenter-Funktionalitäten des neuen digitalen Archivs, der Postproduktion und anderer Bereiche sukzessive in Betrieb genommen werden. „Wir fahren bei der Umstellung natürlich zweigleisig und werden nichts riskieren“, sagt Karajizirka

Bei den anstehenden Umbauarbeiten von PLAZAMEDIA geht es auch darum, neben den PLAZAMEDIA-Kunden auf dem Firmengelände in Ismaning externe Kunden an die neue Infrastruktur anzubinden. Sie sollen dabei in die Lage versetzt werden, das komplette System oder auch nur Teile davon zu nutzen. Möglich wäre zum Beispiel, dass Kunden auf das für ihre speziellen Bedürfnisse konfigurierbare PLAZAMEDIA-MAM-System setzen oder auf ihr eigenes, das auf Wunsch an das eCenter angedockt werden kann.

In einem ersten Schritt soll der PLAZAMEDIA Creation Club in Unterföhring an das eCenter in Ismaning angebunden werden. „Filebasierte Transfers, Bearbeitung und Rückspielung Richtung Playout wollen wir noch im ersten Halbjahr 2008 hinbekommen. Wenn das sicher funktioniert, können wir auch jeden anderen externen Kunden anbinden. Das ist dann egal, ob der in Unterföhring oder New York sitzt“, sagt Karajizirka „Wir haben uns der Übermittlung filebasierter Daten dezentraler Organisation verschrieben und werden alles versuchen, dass wir viele Kunden mit diesem Thema ansprechen können.“

Lange Evaluierungsphase
Das eCenter-Projekt war laut Karajica mit sehr viel Vorarbeit verbunden. „Wir haben zum Glück frühzeitig begonnen, mit unseren Kunden darüber zu sprechen und ihnen unsere Ideen vorzustellen. Die Kunden wiederum haben ihre Bedürfnisse artikuliert und uns das nötige Feedback gegeben. Den Evaluierungsprozess haben wir uns was kosten lassen, weil es uns wichtig war, nicht am Markt vorbei zu arbeiten“, sagt er. Von Kundenseite her habe man bereits sehr viel Zuspruch für das Projekt erhalten. Insbesondere vom eCenter gebotenen Features wie Mandantenfähigkeit, Flexibilität, Skalierbarkeit, Automatisierung, Rechte-Management, Redundanz und höchste Sicherheitsstandards seien sehr gut angekommen. „Ich bin deshalb optimistisch, dass wir mit dem eCenter schnell Erfolg haben werden“, meint Karajizirka

Erschließung neuer Kundenschichten
Mit der eCenter-Plattform will sich PLAZAMEDIA vor allem auch neue Kundenschichten erschließen. „Wir öffnen uns und wollen im Prinzip eine möglichst breite Kundschaft ansprechen, von kleinen bis ganz großen Unternehmen“, erklärt der PLAZAMEDIA-Geschäftsführer.
Neben den klassischen Broadcast-Kunden ziele man jetzt auch auf alle Rechteinhaber und Unternehmen, die Content-Libraries verwalten. Ein interessantes Clientel seien zudem die Web 2.0-Communities mit ihren teilweise sehr umfangreichen Inhalten. „Wir haben viele kleinere Firmen im Fokus, die sich bislang technische Infrastrukturen, wie wir sie bieten, nicht leisten konnten“, meint Karajizirka „Die mögliche Kundschaft des eCenters sind eigentlich alle, die in irgendeiner Form auf Content sitzen.“

Viele von denen hätten bislang ihre Inhalte nur eingleisig vermarktet. Mit PLAZAMEDIA-Unterstützung könnten sie nun relativ einfach neue Geschäftsmodelle aufsetzen und weitere Vertriebswege wie Mobile-TV, IPTV oder Video-on-Demand (VoD) nutzen. Dabei brauchten sie sich keine Gedanken mehr über technische Standards, Formatierung oder Codierung zu machen. Karajica: „ Der Kunde braucht uns nur noch zu sagen auf welchen Wegen seine Inhalte verbreitet werden sollen. Den Rest übernehmen wir.“

Der PLAZAMEDIA-Geschäftsführer ist sich dabei sehr wohl bewusst, dass die Anforderungen von Rechteinhabern und Inhalteanbietern an technische Dienstleister wachsen und dass die individuelle Kundenbetreuung immer komplexer und schwieriger wird. „Mit dem eCenter ist PLAZAMEDIA jedoch in die Lage, alle Services sehr kundenorientiert realisieren zu können. Mit der durchgängigen Mandantenfähigkeit der Plattform setzt sich PLAZAMEDIA von vielen Mitbewerbern ab“, betont er. Auch die Sicherheit im gesamten System sei für alle eCenter-Nutzer jederzeit gewährleistet. Karajica: „Sie teilen sich hier zwar Hard- und Software, dennoch ist absolut ausgeschlossen, dass Material in falsche Hände gerät oder Urheberrechte verletzt werden können.“ Durch umfangreiches Backup-Management sei ferner gewährleistet, dass es zu keinem Daten- und Materialverlust kommen könne, ebenso wenig wie zu einem Sendeausfall im Playout. Alle Hauptsysteme seien komplett redundant ausgelegt. Die Verfügbarkeit des gesamten Systems liege bei 99,9 Prozent.

Großen Wert gelegt hat PLAZAMEDIA auch auf die Skalierbarkeit der Systeme, nicht nur bei der Speicherkapazität, sondern auch bei ihrer Performance. Das Unternehmen will so jederzeit in der Lage sein, wachsenden Kunden-Anforderungen leicht und flexibel entsprechen zu können.

Digitale Archiv
Das Herz des eCenters bildet das neu installierte zentrale, digitale Archiv. „Es erlaubt PLAZAMEDIA, ein deutlich erweitertes Servicespektrum im Bereich der Materialaufbewahrung und -verteilung anzubieten“, betont Karajizirka
Das neue digitale Archiv besteht aus einem Robotic-System (Scalart i2000 von Quantum) mit anfangs 400 TB Kapazität (500 × LTO-4 Bandlaufwerke mit je 800 GB Speicher) und einem baugleichen Back-up-System. Mit diesem „Near-Line“-Speichersystem sind Omneon-Sendeserver in der SAW verbunden. Bei Bedarf holen die sich fehlendes Material aus dem Archiv. Als HSM-System (HSM = Hierarchisches Speicher-Management) dient FlashNet von SGL. FlashNet bietet hinsichtlich Load-Balancing und Redundanzen eine sehr flexible Architektur.
Das eCenter arbeitet auf Basis einer vernetzten Server-Infrastruktur. Im Ingest- und Playout-Bereich werden Omneon Spectrum Media Server eingesetzt. Als Verteilserver beziehungsweise als Online-Speicher dient ein Omneon Mediagrid. Er wurde wegen seiner hohen Skalierbarkeit und seiner Rechenleistung ausgewählt, die vor allem auch dem Transcoding und der Sendeabwicklung zu Gute kommen soll. Die Speicherkapazität beträgt zunächst 1.000 Stunden IMX 50.
MediaGrid von Omneon übernimmt Material aus dem Ingest- oder dem Studio-Bereich, reicht es an das Archiv weiter oder hält es für das Playout oder die Studioproduktion bereit.

Media-Asset-Management
Metadaten- und Programmfluss werden durch das neue Media-Asset-Management (MAM) System Media Archive 3.2 von Blue Order unterstützt. Es bietet den PLAZAMEDIA-Kunden eine transparente, effiziente Materialverwaltung und schnellen Materialzugriff. Die Prozess-Effizienz der Produktionen lässt sich so deutlich verbessern.
Media Archive 3.2 dient dabei als Schnittstelle zwischen den zuvor unabhängig voneinander eingesetzten Produktionsinseln und erlaubt so einen vollständig integrierten, abteilungsübergreifenden Datei-Workflow innerhalb von PLAZAMEDIA.
Die Integration in eine durchgängige maschinenlesbare Technikplattform macht sich insbesondere bei hochflexiblen und schnellen Prozessen der Sport-Live-Produktion bezahlt. Und hier ist PLAZAMEDIA als Produktionsdienstleister bekanntlich besonders stark involviert. Neben der multilateralen Bundesligaproduktion für PREMIERE ist das Unternehmen regelmäßig mit dem Hostbroadcasting internationaler Sportevents wie aktuell der Hockey-Europameisterschaft, der Handball-WM der Frauen, oder als unterstützender Dienstleister bei der FIFA Fußball-Weltmeisterschaft Deutschland 2006 tätig.
„Im Zusammenhang mit einer umfassenden Digitalisierung und Vernetzung von Media-Management, Archiv, Postproduktion und Sendeabwicklung werden wir unsere Arbeitsabläufe und die Flexibilität im Umgang mit Live-Material bei Sport-Events weiter optimieren. Davon werden insbesondere unsere Kunden profitieren, denen wir nun eine noch schnellere und flexiblere Verfügbarkeit von Produktionsmaterial bieten können“, sagt Chris Wieland, Bereichsleiter Technologie bei PLAZAMEDIA.

Man habe sich für das Blue Order-System entschieden, weil mit seinen angebotenen Funktionen und der universellen Einsetzbarkeit überzeugt habe. Das bestätigt auch PLAZAMEDIA-Geschäftsführer Karajizirka. „Die Blue Order–Entscheidung ist erst nach sehr intensivem Benchmarking gefallen“, sagt er. Das Unternehmen habe mit seinem MAM-System insbesondere die Anforderungen in Sachen Mandatenfähigkeit, Skalierbarkeit und Nutzungsrechte am besten entsprechen können. Zudem stehe Blue Order für Qualität und Expertise. Letztlich sei aber auch das Preis-Leistungsverhältnis besser gewesen als bei den Mitbewerbern. Ein weiterer Pluspunkt sei gewesen, dass sich Blue Order bereit erklärt hätte, das System partnerschaftlich mit PLAZAMEDIA vor Ort ständig weiter zu entwickeln.
Nur so sei man in der Lage, alle nötigen Schnittstellen funktionsfähig zu machen. Schließlich gebe es keine Patentlösung auf den Markt, welche die speziellen Anforderungen von PLAZAMEDIA erfüllen könne.
PLAZAMEDIA will künftig sämtliche Abläufe, das Metadatenmanagement von der Aufnahme bis zur Lieferung an die einzelnen Distributionskanäle sowie Videodateien mit hoher und geringer Auflösung mit Media Archive verwalten. Darüber hinaus dient Media Archive auch als Kernplattform für die Bedienung verschiedener Drittsysteme in der Videoproduktionskette.

Dank seiner auf dem.NET-Framework von Microsoft basierenden workflow-gesteuerten und serviceorientierten Architektur stellt Media Archive sämtliche Funktionen über SOAP-Schnittstellen als Web-Services bereit. Dieser Ansatz vereinfacht die Konfiguration nahtloser systemübergreifender Abläufe erheblich und macht das Gesamtsystem schon von sich aus skalierbar und ausfallsicher.
„Wir freuen uns über diese Installation bei PLAZAMEDIA und besonders darüber, dass PLAZAMEDIA dieses Projekt als Beginn einer langfristigen strategischen Partnerschaft betrachtet“, erklärte Blue Order-Vertriebsleiter Ulf Genzel. Die erste Phase dieses gemeinsamen Projekts, die Einführung von Media Archive als zentrales Workflow-Management-System, werde man im Frühjahr 2008 abschließen können.
Weiterführende Projektphasen, in denen der Funktionsumfang von Media Archive um Workflow- und Media-Asset-Management sowie die Zuordnung der produktionsbezogenen Workflows und Geschäftsprozesse erweitert werden soll, seien bereits geplant.

Internationalisierung
Hinter dem PLAZAMEDIA-Umbau verbergen sich neben der vordergründigen Absicht, neue Kundenschichten zu erschließen, auch weiterreichende strategische Überlegungen. Das Unternehmen sieht sich als Medien-Dienstleister zunehmend mit internationalen Wettbewerbern konfrontiert und ist gezwungen hierauf zu reagieren. In der digitalen Welt spielt es kaum mehr eine Rolle, an welchem Standort Archive, Playouts oder Produktionsstätten angesiedelt sind. Filebasierter Datentransfer überwindet alle Grenzen.
„Wir haben im letzten Jahr unsere Konkurrenten in London besucht und wissen sehr genau, was die anbieten“, berichtet Karajizirka „Wenn wir uns nicht auch entsprechend positionieren würden, wäre der deutsche Markt für die offen und ohne Gegenpol. Wir müssen uns mit der internationalen Konkurrenz messen können.“ Mit dem eCenter begebe sich PLAZAMEDIA gezielt in die internationale Konkurrenzsituation. Dies berge natürlich einige Gefahren aber auch sehr viele Chancen. „Die Konkurrenz kommt sowieso nach Deutschland. Dem werden wir uns stellen müssen“, sagt er. „Wir haben umgekehrt aber auch unsere Position verbessert und können dabei die Stärken, die wir im inländischen Markt haben, nutzen. Mit dem eCenter sind wir das erste Mal in der Lage, selber im Ausland Services anzubieten. Das ist für uns ein erheblicher Fortschritt.“
Eckhard Eckstein
(MB 02/08)


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