Wir sind da, um zu bleiben

Unity Media Kabel BW hatte zusammen mit seiner Mutter Liberty Global einen wahren großen Auftritt in Berlin. Lasershow im Berliner Nobelclub Goya mit Verleihung des „made in.de“ Awards an das Berliner Startup sMeet und davor eine große Podiumsrunde im LeGrand zusammen mit dem American Chamber of Commerce. Die Nachricht war klar: Der Kabelnetzbetreiber Liberty Global Media ist in Deutschland angekommen.

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Wir sind da, um zu bleiben

Das machte am Abend auf der Bühne des Goya auch der eigens aus Denver angereiste Frontmann des Unternehmens, John Malone, deutlich: „Wir waren vor elf Jahren schon mal da, und da hat man uns nicht gewollt. Jetzt sind wir hier, um zu bleiben. Wir hatten damals recht, und wir haben es auch heute wieder!“ Schon zuvor hatte Malone dem Handelsblatt ein Interview gegeben. Dort sollten am nächsten Tag seine Forderungen an die deutsche Politik zu lesen sein. Diese müsse weitere Konsolidierungsschritte des Kabelmarktes zulassen. „Gemessen etwa an der Deutschen Telekom sind wir immer noch Zwerge“, erklärte er. Tatsächlich fokussiert die an der US Börse gelistete Gruppe ihre Aktivitäten immer stärker auf den europäischen Markt, mit noch wenigen Netzen in Chile und Puerto Rico und kommt dabei insgesamt auf rund 30 Millionen versorgte Haushalte. In Deutschland bedient Liberty jetzt 6,7 Millionen Haushalte und rangiert damit noch deutlich hinter der KDG mit knapp neun Millionen. Rechnet man die Zahlen hoch hat Liberty gerade einmal einen Anteil von 13 Prozent des Breitbandmarktes, was sich in der Tat eher bescheiden ausnimmt. Im Kabelmarkt im deutschen Sprachraum ist Liberty allerdings nicht mehr zu übersehen.

Nimmt man die Haushalte in Österreich und der Schweiz dazu, hat man dort bereits deutlich über neun Millionen. „Das macht Liberty zu einem wirklich interessanten Partner“, betonte ein Sendervertreter am Rande der Party. Einigkeit war unter den Gästen auch, dass es ein Ziel Malone sei, die Schlappe von vor elf Jahren endgültig wieder wett zu machen, wo ihm verweigert wurde, das Kabelnetz der Deutschen Telekom komplett zu übernehmen. Für Liberty war das damals ein echtes Spießrutenlaufen: Von den Medien verteufelt, rückte man Malone damals hierzulande gar in die Nähe etwa von Darth Vader und sprang absolut nicht zimperlich mit ihm um. Dass man – wohlgemerkt – langfristig eine Fusion mit der KDG für sinnvoll hält, wird bei Liberty durchaus laut ausgesprochen. Der Infrastruktur-Wettbewerb würde sich immer mehr in einen sehr kostspieligen Innovations-Wettbewerb nicht nur mit den TK-Anbietern, sondern auch mit neuen globalen Herausforderern wie Google oder Apple verwandeln. Das könnten nur noch große, internationale Strukturen leisten. Allerdings sei das kurzfristig nicht das Ziel, wird man nicht müde zu betonen. Klar, zu frisch ist noch die Erfahrung mit den Kartellbehörden, zuletzt bei der Übernahme von Kabel BW, die erst nach langem Ringen und unter Auflagen zustande kommen durfte. Es gibt also viel zu tun, für das am gleichen Tag in Berlin eröffnete gemeinsame Hauptstadtbüro von Liberty Global und Kabel BW Unity, das unter der Leitung des ehemaligen Kabel BW Kommunikationschefs Martin Herkommer steht. Das Büro soll auf bundespolitischer Ebene Impulse geben, heißt es in einer Mitteilung.

Der Gewinner des mit 25.000 Euro dotierten „made in.de“ Awards an diesem Abend, sMeet, verdient sein Geld mit dem Verkauf virtueller Kleider für die Avatare der Spieler ihres Games. Die Gamer sind offenbar bereit, sehr viel Geld in die virtuelle Ausstattung ihrer Spielfiguren zu investieren. Lutz Schüler, CEO von Unity Media Kabel BW, mag bei der Übergabe des Preises neidvoll auf den Ausgezeichneten geblickt haben. So „einfach“ verdient man bei Liberty in Deutschland sicher nicht sein Geld. „Unternehmertum bedeutet für uns auch immer Verantwortung. Wir tragen dazu bei, die Wettbewerbsfähigkeit und die Innovationskraft des Standortes Deutschland im digitalen Zeitalter zu stärken. Denn während beispielsweise deutsche Automobile, Maschinen oder Anlagen weltweit begehrt sind, haben wir im Digital Business noch viel Luft nach oben. Das Berliner Start-up-Unternehmen sMeet ist mittlerweile ein echter Exportschlager mit rund 20 Millionen Gamern in Europa und den USA – und ein kreatives Aushängeschild des deutschen Digital Business. Aus unserer Sicht ein würdiger Preisträger”, erklärte er.
Dieter Brockmeyer
(MB 11/12)

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