Mangelnde Unterstützung

Zu seinem 25. Bestehen präsentierte sich Cartoon Forum (23. – 26. September), der Finanzierungsmarkt für europäische Animationsserien in Toulouse frisch wie immer. Zugleich wurde die Vormachtstellung der Franzosen im Animationsmarkt erneut überdeutlich, aber auch, dass Animation nach wie vor ein fernsehgestütztes Genre ist, das sich schwer tut Wege außerhalb eingefahrener Strukturen zu finden.

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Mangelnde Unterstützung

Vor 870 Produzenten, Sendervertretern, Einkäufern und Förderern aus ganz Europa, Indien und den USA, hob Frédérique Bredin, Präsidentin des nationalen Förderers CNC, den Stellenwert von Animation für die französische Wirtschaft und Kultur hervor. Sie verwies darauf, dass die französische Animationswirtschaft mehr als 5.000 Arbeitsplätze sichere, dass in Frankreich circa 320 Stunden Animation im Jahr hergestellt würden, Animation für knapp 40 Prozent aller audiovisuellen Exporte Frankreichs stehe und der Export von Animation 2013 gar um sieben Prozent gestiegen sei. Zurück führt sie dies auf die exzellente Ausbildung in Frankreich, eine üppige Förderung sowie einen Aktionsplan des damaligen Kulturministers Jack Lang Ende der 80er Jahre, in dessen Team Bredin damals arbeitete.

Gerade aus Sicht der deutschen Animationsbranche eine frustrierende Ausgangslage. Dabei ist die deutsche Branche international durchaus wettbewerbsfähig, weshalb Produzenten aus Deutschland und den BeNeLux-Ländern ihre Kräfte bündeln wollen. Eric Goossens vom belgischen Studio Walking the Dog erklärte, dass Deutschland aufgrund gleich hoher Standards ein gesuchter Koproduktionspartner sei. Überdies hätten die drei Länder das Potential gemeinsam Filme für den Weltmarkt zu produzieren. „Wir wollen eine langjährige Zusammenarbeit mit deutschen Firmen über einzelne Projekte hinaus“, sagte er. Um diese Zusammenarbeit zu fördern, wird in Nähe zu Brüssel und Köln von Bruno Felix Willes Firma Submarine in Maastricht ein Animations-Studio gebaut, das Ende des Jahres betriebsbereit sein wird. So sehr sich die deutsche Animationsbranche bemüht das Beste aus ihrer Lage zu machen, so sehr wurmt sie die mangelnde Unterstützung von Förderung und Sendern. Jan Bonath, Leiter der Sektion Animation der Allianz der Produzenten, meinte dazu: „Möchte man die deutsche Animation stärken, muss man überlegen, ob man die Sender oder die Förderungen mit mehr Geld ausstattet. Die Allianz der Produzenten schlägt zudem ein anderes Modell vor: der Sender erwirbt eine Lizenz und der Produzent behält alle anderen Rechte zur Auswertung.“ Ein potentiell lukratives Geschäft, denn der Animationsmarkt wächst. Für die diesjährige Ausgabe von Cartoon Forum gab es 50 Prozent mehr Einreichungen als im vergangenen Jahr. „Das war eine große Überraschung für uns“, erklärte Marc Vandeweyer, General Direktor von Cartoon. „Wir konnten die Projekte jedoch nicht zurück weisen, weshalb wir uns entschlossen haben auch kürzere Pitches zuzulassen, um mehr Projekte aufnehmen zu können.“ Während die Zahl der Projekte und Akteure steigt, bleibt offen, ob sich die Zahl der Abspielflächen für Animationsserien vergrößert, denn wirkliche Game-Changer gibt es nach wie vor nicht. Netflix hat den Besuch in Toulouse kurzfristig abgesagt und Amazon Studios sucht vorerst nur Vorschulprogramme.

Dennoch gehen erste Macher andere Wege. Denis Friedman verzichtet für sein 2013 vorgestelltes Projekt „Urbance“ vorerst auf einen Sender und setzt neben einem kanadischen Partner und europäischer Förderung auf Crowdfunding, mit deren Hilfe 134.000 Euro für den Piloten eingesammelt werden sollen. Auch „Meet the Pugs“ der Berliner Enormfrei, ebenfalls 2013 vorgestellt, befindet sich abseits eingetretener Pfade auf einem vielversprechenden Weg. Die Serie soll mit Hilfe von Förderung, privater Investoren sowie der Unterstützung des Produktionshauses M.A.R.K. 13 seinen Weg via YouTube zum Publikum finden.

In 25 Jahren Cartoon Forum, wurden 538, das sind 34,3 Prozent, aller Projekte finanziert. Bei knapp der Hälfte dieser Projekte liegt der durchschnittliche Minutenpreis bei 5 bis 10.000 Euro. 10.000 bis 15.000 Euro kostet die Minute bei 30 Prozent der Projekte während die Extreme unter 5.000 Euro und 15.000 bis 20.000 vier beziehungsweise fünf Prozent belegen. Offen bleiben jedoch zwei Aspekte: welchen Einfluss hatte die Digitalisierung auf die Minutenpreise – und: wie hoch liegt der Preis bei den nicht dokumentierten zwölf Prozent.

Thomas Steiger

MB 7/2014