Übernahmen und Allianzen

Die NAB 2014 in Las Vegas war gekennzeichnet durch die zunehmende Markt-Konsolidierung in der Broadcast-Branche. Die Unternehmen rücken enger zusammen. Neben einigen Übernahmen wurden zahlreiche Kooperationen bekannt gegeben. Zu den Themen-Highlights der weltgrößten Kongressmesse für Profi-AV-Technik zählten TV Everywhere, 4k/Ultra HD, Cloud- und IP-basierte Prozesse.

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Übernahmen und Allianzen

Zum Auftakt der diesjährigen NAB hatte Avid Technology über 1.000 Kunden, Partner und Medienvertreter in das Bellagio Hotel eingeladen. Geboten wurden hier vielfältige Aktivitäten, um den Aufbruch des Unternehmens in eine neue Medienwelt zu dokumentieren. Neben zahlreichen Workshops und Präsentationen im Rahmen des sogenannten „Avid Connect“-Events war die Eröffnungsveranstaltung ein besonderes Highlight. Hier wurde der offizielle Startschuss zur neuen Avid Customer Association gegeben und die hochkarätigen Mitglieder des Vorstandes vorgestellt, darunter auch ZDF-Produktionsdirektor Dr. Andreas Bereczky.

Avid-Präsident und -CEO Louis Hernandez Jr. nutzte die Gelegenheit, um vor Kunden und Marktpartnern die als „Avid Everywhere“ bezeichnete neue strategische Vision des Unternehmens vor dem Hintergrund der sich rasant wandelnden Medien- und Entertainment-Branche zu erläutern. Gewohnt engagiert versuchte er die Gäste auf die neue Avid-Strategie einzuschwören. Große Begeisterungsstürme erntete er dabei nicht. Im Publikum war viel Skepsis spürbar – ein Zeichen dafür, dass Avid wohl noch reichlich Überzeugungsarbeit leisten muss.

Als zentrales Element von Avid Everywhere präsentierte Hernandez in Las Vegas die neue Avid MediaCentral-Plattform. Diese offene und allgemein zugängliche Plattform soll die gesamte Wertschöpfungskette in der Medienindustrie von der Erstellung bis hin zum Konsum der Inhalte unterstützen und es Medienschaffenden ermöglichen, sich noch effizienter und profitabler mit ihren Zielgruppen zu vernetzen. „Wenn es um die Erstellung und Distribution von Medieninhalten geht, stehen Medienunternehmen und Kreative heute vor beispiellosen Veränderungen“, meinte Hernandez. „Die Anforderungen nehmen immer weiter zu: hochwertigerer Content soll innerhalb enger Zeitpläne erstellt und an eine Vielzahl von Kanälen und Medien verteilt werden, während gleichzeitig die Profitabilität steigen soll. Um in Zukunft erfolgreich zu bleiben, muss die Branche diese neuen Realitäten der Medienwelt offensiv angehen. Unsere MediaCentral-Plattform ist die Basis, auf der unsere Kunden ihren gesamten Workflow von der Erstellung bis zu der Vermarktung optimieren können, und das in einer flexiblen und trotzdem extrem sicheren Umgebung.“

Durch die Unterstützung von offenen Standards markiere die Plattform das Ende der Ära der voneinander abgegrenzten Silo-Workflows, die zurzeit die Medienbranche beherrschten. Sie stelle eine standardisierte Basis bereit, die Medienschaffende und Distributoren verbinde, und das unabhängig davon, von welchem Hersteller ihre Anwendungen stammen würden. Hernandez: „So ändert dieser Ansatz grundsätzlich die Art und Weise, wie Medienorganisationen und ihre Partner in Zukunft zusammenarbeiten können – durch größere und herstellerunabhängige Flexibilität bei der Wahl von Anwendungen sowie durch Lösungen, die unkompliziert individualisierbar sind und maßgeschneiderte End-to-End-Workflows ermöglichen.“

Die MediaCentral-Plattform vereinfache und verbessere Workflows, so Hernandez, indem sie alle Produkte und Services, die auf ihr laufen, eng vernetzt und integriere. Dabei biete die Plattform eine extrem sichere Produktionsumgebung, so dass Inhalte schneller und einfacher erstellt und geteilt werden könnten – und das sowohl unter Einbeziehung von Avid-Lösungen als auch denen von Drittanbietern.

„Egal, ob Kunden die MediaCentral-Plattform in einem großen Medien- oder einem Postproduktionsunternehmen, einer Bildungseinrichtung, einem Tonstudio, einem kleinen Schnittplatz oder Zuhause nutzen, sie können die Funktionalitäten der Plattform mit zusätzlichen Services und Komponenten unkompliziert erweitern und auf ihren Bedarf zuschneiden“, betonte der Avid-Präsident.

Production Everywhere

Kooperationsangebote wie die von Avid, ebenso wie die Begriffe „TV Everywhere“ oder „TV Anywhere“, dominierten auch die Präsentationen vieler anderer Unternehmen auf der NAB 2014. Ein gutes Beispiel dafür war Quantel. Erst kurz vor der NAB hatte das britische Unternehmen die Firma Snell übernommen. Beide zeigten sich auf der NAB noch auf getrennten Ständen und mit eigenen Pressekonferenzen.

Ray Cross, Executive Chairman und CEO von Quantel erklärte: „Durch die Übernahme kommen zwei großartige Firmen zusammen, die eine neue Kraft im globalen Markt für Broadcast- und Medientechnologie bilden werden. Dadurch werden wir in der Lage sein Quantel- und Snell-Kunden weltweit noch besser zu bedienen.“ Die Produktreihen beider Unternehmen seien absolut komplementär. Beide Marken würden weiter Bestand haben. Man sei nun aber auch in der Lage die besten Technologien beider Unternehmen miteinander zu kombinieren und so neue spannende Produkte und Lösungen zu generieren, die nötig seien, damit die Kunden der beiden Unternehmen, die Business-Transformation in der sich wandelnden Medienwelt schneller und besser in den Griff kriegen würden. Gemeinsam verfüge man nun über 160 Mitarbeiter in Forschung und Entwicklung und 16 Niederlassungen in aller Welt. In Newbury soll ein neues Headquarter entstehen.

Mit „Production Everywhere“ überschrieb Quantel zur NAB sein Highlight-Thema. Dabei soll insbesondere Quantels QTube-Technologie zum Einsatz kommen. Sie erlaubt flexible Workflows über WAN und Internet, einschließlich Management, Remote Editing, Ingest und Kontribution. Für QTube präsentierte Quantel neue Applikationen wie den QTube Browser und den QTube-Transformer, die Ende Mai auf den Markt kommen sollen. Vorgestellt wurden auch neue Tools für Quantel News- und Sportproduktionssystem Enterprise sQ. Es soll nun einfacher in die IT-Infrastrukturen von Medienunternehmen integriert werden können. Ferner soll unter anderem besseres Audio-Handling bei der Arbeit mit Videoeffekten, AVCHD-Softmount und XAVC-Support geboten werden. Enterprise sQ unterstützt nun auch den neuen filebasierten Übertragungsstandard AS-11.

Neu bei Quantel ist ferner Genetic Engineering 2 (GE2), eine Shared Storage-Lösung für die Postproduktion, mit der die Produktivität von Quantels Farbkorrektur- und Finishing-System Pablo Rio deutlich beschleunigt werden kann. GE2 ist zudem in der Lage, 6k-Produktionen mit 16-bit im Multiple-Client-Betrieb zu bewältigen.

IP-basierte Workflows

Auch die Entwicklungen in der Broadcast-Branche in Richtung IP-basierte Workflows haben Quantel und Snell im Auge. „Mit der Entwicklung hin zu IP-Infrastrukturen ist die Medienindustrie mit der wohl gravierensten Umstellung seit 30 Jahren konfrontiert“, meinte Quantels Direktor für Forschung und Entwicklung, Simon Rogers. Der Ersatz von SDI- durch IP-Infrastrukturen würde bei den Inhalte-Produzenten für deutlich gößere Flexibilität und vor allem auch für niedrigere Anschaffungs- und Betriebskosten bei den nötigen Systemen sorgen. „Ohne jeden Zweifel – IP in der Produktion wird unsere Industrie komplett verändern“, betonte er. Die Frage sei nur, wie IP-Technologie am besten in der Produktion eingesetzt werden könne. Bei Quantel gehe man davon aus, dass interoperable Systeme, die Standard-IT-Technik nutzen, zentrale Voraussetzung zur effizienten Nutzung der IP-Vorteile seien. Rogers betonte: „Es ist wichtig, dass wir uns auf Mainstream-IP-Technologie fokussieren, wenn wir alle Vorteile beim Umstieg auf IP nutzen wollen. Kurzfristige proprietäre Lösungen dienen nicht dem Erfolg.“ Quantel unterstütze deshalb auch die Arbeit der JT-MN-Gruppe, einer gemeinsam von EBU, SMPTE und VSF gebildeten Task-Force, die neue Business-Möglichkeiten durch kostengünstige IP-basierte Netzwerke sondiert und voran bringen will, insbesondere auch durch Standardisierungsarbeiten.

Auch das Quantel-Unternehmen Snell arbeitet verstärkt an IP-basierten Lösungen für die Broadcast-Industrie. „IP ist auch die richtige Antwort für Echtzeit-Signal-Routing“, betonte Robert Rowe, Managing Direktor Live-TV-Abteilung von Snell und nun auch Mitglied des Quantel-Vorstandes. Auf der Pressekonferenz des Unternehmens berichtete er über eine entsprechende Kooperation mit Cisco, die auch am Snell-NAB-Stand in der North Hall präsentiert wurde. Dabei werden Snells Broadcast-Infrastrukturen mit Ciscos IP- und MPLS-Netzwerk-Technologien kombiniert. Besonderer Vorteil beim IP-Routing: Die Kosten sind hier bandbreitenabhängig und nicht wie beim traditionellen Routing im Rundfunk von der Anzahl der möglichen Signale, die zu routen sind. Beim IP-Routing lassen sich pro Port mehrere Signale schalten, was das Ganze laut Rowe effizienter und einfach adaptierbar macht. Neben der Integration in vorhandene filebasierte Infrastrukturen und Workflows biete IP-Routing auch die Möglichkeit, eine Brücke zwischen bestehenden Produktionsabläufen und cloudbasierten Broadcast-Infrastrukturen zu bauen. Aus Operator-Sicht würden die vertrauten Router-Kontrolloberflächen und -Systeme von Snell zwischen traditionellen SDI- und IP-Routern eine fast nahtlose Integration bieten. Rowe erklärte: „IT-basierte Technologien verbessern bereits seit einiger Zeit die Effizienz im Broadcast-Geschäft. Wir kennen bereits IT-basierte Systeme in der Channel-Playout-Automation und im Master-Controll-Bereich, bei filebasiertem Speichern und Processing, ebenso wie bei Media Asset Management. Generisches IT-Equipment ist im wachsenden Maße nun auch in der Lage, Echtzeit-Videobearbeitung zu ermöglichen. Und Echtzeit-Signal-Routing ist dabei eine natürliche Entwicklung, um vorhandenen SDI-Infrastrukturen mit marktüblichem IT-Equipment und den Rundfunk-Rechenzentren zu verbinden.“

Grass Valley ist „Future Ready“

Wie Avid und Quantel, so nutzte auch Grass Valley die NAB 2014 als Bühne, seine strategische Neuausrichtung zu präsentieren. Grass Valley war ebenfalls kurz vor der Broadcast-Messe in Las Vegas von Belden übernommen und mit dem Belden-Unternehmen Miranda verschmolzen worden. Miranda tritt als Marke dabei künftig nicht mehr in Erscheinung. Was bleibt ist die Miranda-Brand-Farbe, die nun das Grün von Grass Valley ablöst. Das neue, noch etwas ungewohnte Erscheinungsbild von Grass Valley konnte man am gewohnten Standplatz in der South Lower Hall betrachten ebenso wie am Ex-Miranda-Stand in der North Hall. Die zusammengelegten Unternehmen zeigten hier bereits unter dem Slogan „Future Ready“ gemeinsame Lösungen. In der North Hall standen Playout-Workflows im Vordergrund, in der South Hall Arbeitsabläufe in der Live- und News-Produktion. Lösungen für cloudbasierte Dienste, der digitale Medien-Workflow, die Zukunft des hochauflösenden Fernsehens mit 4k und die Nutzung von IP-Netzwerken standen auch hier im Vordergrund. In der North Hall gab es unter anderem die Premiere der ersten Cloud-fähigen Playout Plattform zu sehen. Hierbei wurde Grass Valleys STRATUS Media Workflow Plattform mit der integrierten Playoutplattform iTX von Miranda kombiniert und mit verschiedenen Applikationen betrieben, um die Skalierbarkeit und Performance deutlich zu machen. Auch iControl, ein System für All-in-One Monitoring, wurde hier vorgestellt. In der South Hall standen vor allem Erweiterungen bei den LDX-Kameras im Vordergrund sowie die K2 Dyno AnySpeed Technologie, die eine Wiedergabe in Geschwindigkeiten von 0 bis 200 Prozent erlaubt. Interessant war auch das NVISION IP Gateway, das die Bearbeitung von Videos für den IP-Transport im Router erlaubt. Gezeigt wurde hier auch ein 4k-Workflow mit dem NVISION 8500 Router, dem 4k K2 Dyno Replay Systems mit einem optionalen Pan/Zoom HD Ausgang, 4k Kaleido Multiviewers, 4k Editing mit EDIUS und einer Technologiedemonstration mit der ersten 4k-Kamera mit Standard-Broadcast-B4-Optiken basierend auf Grass Valley LDX-Technologie. Mit dem „Future Ready“-Slogan will das „neue“ Grass Valley nach eigenen Angaben signalisieren, dass man heute und in Zukunft ein verlässlicher Partner ist, der in der Lage ist, den sich rasant verändernden Marktverhältnissen durch innovative Lösungen und Produkte gerecht zu werden. Dabei würden die Unterstützung und das klare strategische Bekenntnis des neuen Mutterkonzerns zum Broadcast-Markt helfen. Wie alle bereits erwähnten Unternehmen sieht auch Grass Valley das Thema „TV Everywhere“ als einen der wichtigsten Treiber des Broadcast-Business. Das machte auch Grass Valley-Präsident Marco Lopez deutlich. „Wir erleben gegenwärtig die spannenste Zeit im Broadcast- und Medien-Bereich. In den letzten fünf Jahren hat sich das bislang nur auf das Wohnzimmer begrenzte Fernseherlebnis hin zu einer TV-Everywhere-Umgebung entwickelt“, erklärte er. Damit verbunden sei ein rasanter Wandel, der an Tempo noch weiter zulege. Medienkonsumenten verlangten heute ein deutlich hochwertigeres TV-Erlebnis in jedem Format, an jedem Ort und auf jedem Endgerät. Um dies zu ermöglichen, seien komplett neue Broadcast-Infrastrukturen erforderlich.

Imagine übernimmt Digital Rapids

Bei Imagine Communications, ein Unternehmen der Gores Group, sieht man das genauso. Zur NAB sorgte das Nachfolgeunternehmen von Harris Broadcast mit der Übernahme von Digital Rapids für eine Überraschung. Imagine-CEO Charlie Vogt hatte zur Verkündung des Ereignisses eine Party im noblen Wynn-Nightclub Tryst arrangiert In einer kurzen Ansprache erklärte er dort: „Die Übernahme von Digital Rapids durch Imagine ist vor allem vor dem Hintergrund der TV-Everywhere-Entwicklung zu sehen.“ Digital Rapids hat sich bislang als Entwickler von IP- und filebasierten Processing-Lösungen und softwarebasierten Workflow-Management-Technologien einen Namen gemacht. “Imagine Communications ist sehr darauf fokussiert die Industrie in eine Zukunft zu führen, die definiert ist durch IP, Software, die Cloud und TV-Everywhere, mit einer klar strukturierten Vision zur Auslieferung und Monetarisierung von Multiscreen-Inhalten,” erklärte Vogt. „Wir haben große Investitionen getätigt zur Entwicklung unseres TV-Everywhere-Portfolios, der MediaCentral-Plattform und MultiService SDN Frameworks, um unseren Kunden serviceorientierte, softwarebasierte Strukturen anbieten zu können.“ Die Hinzunahme von Digital Rapids-Entwicklungen in den Bereichen softwarebasiertes Workflow-Management und Transkodierung diene der strategische Stärkung des Innovationsstandbeins von Imagine und erweitere die Möglichkeiten des Unternehmens. Vogt betonte: „Außerdem bringt das Experten-Team von Digital Rapids, das nur wenige Meilen von unserem Entwicklungszentrum in Toronto arbeitet, einen reichen Schatz an bahnbrechenden Software-Lösungen für High-end-Media-Processing-Applikationen mit, die unser TV-Everywhere-Geschäft und unsere Firma insgesamt stärken werden.“

Am Stand von Imagine Communications in der North Hall war das Top-Thema „Playout, Automation und TV Everywhere in der Cloud“. Das Unternehmen will Rundfunksendern, TV-Network- und Plattform-Betreibern künftig entsprechende Services anbieten. Dazu wurde eine Kooperation mit IBM geschlossen. Die Cloud-Lösung kombiniert Imagines SelenioNext Adaptive Bit Rate (ABR), eine Transkodier-Technik für Live-Video-Streams für Multiscreen-Plattformen, mit den weltweiten Rechenzentren der von IBM im vergangenen Jahr übernommenen SoftLayer-Cloud. „Damit können wir die Workflow-Herausforderungen unserer Kunden bedienen und ihre Geschäftsaktivitäten vereinfachen“, erklärte Imagine-CEO Vogt. „Wir sind nun in der Lage allen Kunden umfassende Workflow-Lösungen anzubieten, damit sie ihre Netzwerke virtualisieren können, ihre Service-Angebote ausbauen oder ergänzen können, zum Beispiel mit TV Everywhere, sowie schneller und innovativer auf dem sich rasant entwickelnden Markt agieren zu können.“ IBM war übrigens nicht nur als Mitstreiter von Imagine auf der NAB gefragt. Der IT-Konzern war auch sonst gut im Gespräch. Das lag vor allem auch daran, dass er im Dezember 2013 das französische Unternehmen Aspera übernommen hatte, Anbieter von High-Speed-Transportlösungen von großen Files. Zur NAB wurden nun neue Aspera-Partner benannt, die die Aspera-Lösung Aspera FASP nutzen und teilweise auch auf ihren NAB-Ständen präsentierten. Dazu zählen neben IBM SoftLayer unter anderem Google Cloud Platform und Amazon Web Services, Akamai, Level 3 und Limelight, Sony Media Cloud Service CI, Brightcove, Elemental, VIZRT, Windows Azure Media Services, Grass Valley mit STRATUS, EVS mit C-Cast, Telestream mit Vantage, Evertz mit Mediator oder EMC Isilon mit OnbeFS.

Weitere Akquisitionen

Eine weitere interessante Übernahme verkündete auf der NAB 2014 der Media Asset Management (MAM) Anbieter Dalet. Das französische Unternehmen kauft die britische Firma Aberfin, Spezialist für Video-Ingest, -Transkodierung und -Qualitätskontrolle. Durch die Übernahme kann Dalet sein stark IT-basiertes Produktangebot weiter ausbauen und eine End-to-End-Lösung anbieten, die neben MAM und Workflow-Management auch Videobearbeitung, -transkodierung und -distribution beinhaltet. „Durch die Akquisition sind wir nun in der Lage, hochentwickelte Workflow-Optionen anzubieten“, betonte David Lasry, CEO of Dalet. Er bezeichnete AmberFin als führend in Sachen Videobearbeitung- und transkodierung und als Sperrspitze bei der Entwicklung weit verbreiteter Industriestandards wie MXF und AS-02. „Durch die Zusammenführung unserer Ressourcen und innovativen Technologien können sowohl Dalet- als auch AmberFin-Produkte als zukunftsorientierte Lösungen für Inhalteanbieter verbessert werden. Vom Ingest bis zur Multiplattform-Distribution werden Betreiber von Nachrichten-, Sport- und anderen Programmangeboten von unseren kombinierten Technologien profitieren“, versprach Lasry.

Besonders viele Innovationen präsentierte zur NAB 2014 die kanadische Firma Ross Video. Auch sie beteiligt sich aktiv am Konsolidierungsprozess und hat mit Unreel LLC einen führenden Anbieter von Augmented Reality (AR) – und Virtual Set (VS) -Lösungen übernommen. Ross ist damit nach eigenen Angaben der einzige Hersteller im Broadcastmarkt, der Komplettlösungen im Bereich AR-/VS-Studio anbietet. „Kosten und Komplexität haben in der Vergangenheit den Markt für virtuelle Sets und Augmented Reality auf die großen nationalen Broadcaster begrenzt“, meinte Ross-Video-CEO David Ross. Man habe deshalb die Notwendigkeit gesehen, qualitativ hochwertige AR- und VS-Lösungen kostengünstig allen Broadcast-Kunden anzubieten und auch eine Tür zu wichtigen neuen Einnahmequellen im Bereich der virtuellen Werbung zu öffnen. Mit den wegweisenden Technologien und innovativen Lösungen von Unreel LLC sei man jetzt in der Lage das „Studio der Zukunft“ zu entwickeln. Dabei könnten Unreels UX AR/VS Kontrollsoftware und UX Design Services mit zahlreichen Ross Video Produkten wie dem XPression Real Time Motion Graphics System, dem Ross-Robotic-Kamerasystem, dem Inception Social-Media-Management-System, mit Ross-Bildmischern und UltraChrome Chroma Keyer kombiniert werden, um schlüsselfertige AR/VS-Lösungen anzubieten, die einfach zu erstellen, zu installieren und zu nutzen seien.

Firmen-Akquisitionen kündigte auch ChyronHego zur NAB 2014 an. Der Grafik-Experte übernimmt WeatherOne AS und beteiligt sich mehrheitlich an ZXY Sport Tracking AS. Beide Unternehmen kommen aus Norwegen. WeatherOne ist Anbieter von Wettervorschau-Live-Grafiken für Rundfunksender, ZXY Sport Tracking von Sport-Analyse- und Tracking-Lösungen. Mit den Übernahmen will ChyronHego sein End-to-End-Grafik-Workflow-Angebot weiter ausbauen und neue Marktsegmente für sich erschließen.

Die Vielzahl der auf der NAB 2014 bekannt gewordenen neuen Kooperationen und Firmenübernahmen machen deutlich, dass viele Unternehmen bemüht sind, ihr Portfolio in Richtung Komplettlösungen auszubauen. Statt auf Eigenentwicklungen zu setzen wird dabei der Einkauf von externem Know-how präferiert. Anbieter von Einzellösungen wiederum fällt es in dem stark fragmentierten und sich schnell wandelnden Broadcast-Markt zunehmend schwerer, sich allein zu behaupten.

Natürlich gab es auf der NAB 2014 wieder viele neue, spannende Produkte und Lösungen zu entdecken. Das Thema 4K/Ultra HD spielte dabei erwartungsgemäß eine wichtige Rolle. Jedoch wurde auch deutlich, dass für Aussteller und Besucher Multiscreen-/Multiplattform-Workflows mit automatisierter Ingestierung, Speicherung, Aufbereitung, Transferierung und Ausspielung von Inhalten einen höheren Stellenwert hat. Dadurch sollen in der digitalen Welt schließlich neue Wertschöpfungsmöglichkeiten erschlossen und Kosteneinsparungen in der Produktion realisiert werden. Auch die Produktion und Distribution auf Basis Cloud- und IP-basierter Verfahren spielte in Las Vegas, wie schon die genannten Kooperationen und Firmenübernahmen deutlich machen, eine zentrale Rolle.
Eckhard Eckstein

(MB 3/14)

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