Mit Paris 2024 vor Augen muss ich an die Winterspiele 2010 in Vancouver zurückdenken, wo ich das Privileg hatte, mit einem der Broadcast-Kunden von Imagine Communications zusammenzuarbeiten. In all der Aufregung fiel mir vor allem die schiere Größe und Komplexität des International Broadcast Centre (IBC) auf. Broadcaster aus der ganzen Welt hatten das Gebäude mit einer riesigen Menge an Equipment vollgestopft – darunter mehrere Regien und Dutzende von voll ausgestatteten Schnittplätzen – und Tausende von Menschen arbeiteten unermüdlich an der Produktion ihrer Programme. Es war ein Spektakel, das den Spielen selbst in nichts nachstand.
Wie bei allen zuvor im Fernsehen übertragenen Spielen fand die Produktion der Sendungen vor Ort in Vancouver statt, und das fertige Produkt wurde in das Heimatland des jeweiligen Senders zurückgeschickt. Der Grund dafür war einfach: Telekommunikationsverbindungen (oder sogar Satellitenverbindungen) waren damals teurer als die Entsendung von Personal und Ausrüstung in die Gastgeberstadt. In den letzten 14 Jahren hat sich jedoch allmählich eine Mischung aus Vor-Ort- und Remote-Produktion durchgesetzt, bei der Kameraleute und Kommentatoren vor Ort über die Spiele berichten, während ein Teil des Schnitts, der Grafiken und anderer Feinarbeiten im heimischen Studio erfolgt.
Dieser Trend hat sich mit jeder Olympiade verstärkt und wurde durch die Pandemie dramatisch beschleunigt. Für die Sommerspiele 2021 in Tokio wurde die Remote-Produktion erheblich ausgeweitet, wobei weit mehr Mitarbeiter und Ausrüstung als je zuvor zu Hause blieben. Im darauf folgenden Jahr lieferten die Winterspiele in Peking einen Anhaltspunkt dafür, wie viel Produktion remote erfolgen kann und was vor Ort erledigt werden muss.
Heute, da sich die Welt auf die Sommerspiele 2024 vorbereitet, haben die meisten Rundfunkanstalten diese Remote-Produktionstechnologien auf alle Arten von Sport-Inhalten angewandt und herausgefunden, wie man die richtige Unmittelbarkeit und das richtige Gefühl für das Ereignis erreicht, indem man die richtige Balance zwischen lokaler und Remote-Produktion findet. Auch wenn das IBC in Paris zweifellos ein beeindruckendes und geschäftiges Zentrum bleiben wird, wird es sich mehr auf die Übertragung von Signalen an die Teams der einzelnen Sender vor Ort konzentrieren als auf die Produktion vor Ort.
Mehr Bandbreite zu geringeren Kosten
Aus technologischer Sicht gibt es drei Schlüsselfaktoren, die die Rundfunkindustrie an einen Punkt gebracht haben, an dem die Remote-Produktion selbst für solch hochkarätige Veranstaltungen geeignet ist. Der erste Faktor ist die Verfügbarkeit von Bandbreite für die Signalübertragung. Im Vergleich zu früher hat sich die Bandbreite, die den Sendern zur Verfügung steht, erheblich vergrößert, und die damit verbundenen Kosten sind deutlich gesunken. Beide Faktoren sind von entscheidender Bedeutung, da die Anforderungen an die Bandbreite bei der Remote-/Split-Produktion deutlich höher sind als bei der einfachen Übertragung einer fertigen Sendung nach Hause.
Bei der Vor-Ort-Produktion benötigen die Sender für das fertige Programm im Grunde nur einen Link zurück ins Heimatland – allenfalls zwei oder drei Redundanzwege. Bei einer Remote- oder Split-Produktion hingegen können 20 oder 30 Signale von verschiedenen Kameras in Produktionsqualität zurückgesendet werden, was Dutzende von Verbindungen zwischen den Standorten erfordert. Die erhöhte Verfügbarkeit und die Senkung der Bandbreitenkosten sind die wichtigsten Voraussetzungen für eine Remote-/Split-Produktion.
Gut dokumentierte HDR-Workflows
Es wird erwartet, dass die Olympischen Sommerspiele 2024 in Paris einen wichtigen Meilenstein für HDR-Liveübertragungen darstellen werden, da mehrere Rundfunkanstalten weltweit planen, HDR-Produktionen in unterschiedlichem Umfang zu integrieren. Dies bringt den zweiten Faktor ins Spiel – gut dokumentierte HDR-Workflows.
Bis vor kurzem konnten Sendeanstalten Live-Events nur lokal in HDR produzieren, da die Arbeitsabläufe eine sorgfältige visuelle Koordination zwischen Kamera-Shadern und Produzenten erforderten, die auf denselben Monitor blickten. Dies hat sich in den letzten Jahren geändert, da Broadcaster ihre HDR-Workflows für Großveranstaltungen entwickelt und dokumentiert haben, einschließlich standardisierter LUTs für die Konvertierung und Shader-Checks für Standard Dynamic Range (SDR). Heute sind diese standardisierten Workflows in der Lage, lokale und gemischte/remote Produktionen zu unterstützen, einschließlich der Erstellung von SDR-Inhalten in sehr hoher Qualität – eine Voraussetzung für die äußerst wichtige Legacy-Distribution.
Reduzierung der Latenz
Der relativ neue JPEG XS Codec löst das Latenzproblem, das traditionell ein Stolperstein bei Remote-Produktionen war, insbesondere bei der Kommunikation zwischen Kameraleuten vor Ort und technischen Leitern im Studio. Mit herkömmlichen Codecs kann es mehrere Sekunden oder länger dauern, bis der Regisseur das Ergebnis sieht, nachdem er den Kameramann gebeten hat, etwas einzustellen, z.B. einen Zoom oder einen Schwenk nach links. Dies kann zu einem frustrierenden und unzusammenhängenden Prozess führen, der die kohärente Interaktion im Team behindert.
Durch die Reduzierung der Latenzzeit der Signale, die zwischen den Standorten übertragen werden, hat das gesamte Team das Gefühl, natürlicher zusammenzuarbeiten. JPEG XS reduziert die Latenz auf ein Minimum, ohne die Bildqualität der Produktion zu beeinträchtigen.
Bei Imagine Communications haben viele unserer Kunden festgestellt, dass der JPEG XS-Codec die ideale Kombination aus hoher Bildqualität, extrem niedriger Latenz und einer Bandbreitenersparnis von 8:1 im Vergleich zu unkomprimierten Signalen bietet. Unser Selenio Network Processor (SNP) ist mit seiner Unterstützung für JPEG XS und seinen ergänzenden UHD- und HDR-Konvertierungsfunktionen zu einem integralen Bestandteil von Remote-Produktions-Workflows geworden.
Mehr als 3.500 SNP-Einheiten sind weltweit im Einsatz – für mehr als 100.000 Videokanäle – und viele davon werden diesen Sommer in Paris vor Ort sein. Das wird ein Wendepunkt für die Remote-Produktion und wir freuen uns, dabei zu sein.