Vorreiter beim Workflow-Management

Thomson Grass Valley hat auf der NAB 2007 mit ContentShare2 die neue Version der skalierbaren Enterprise Media Asset- und Workflow Management-Lösung vorgestellt. Die erste größere Broadcast-Installation, die bislang von ContentShare gemanagt wird, findet sich bei Network Seven in Australien. Die TV-Stationen der Sendergruppe arbeitet seit gut einem Jahr mit dem ContentShare2-Vorläufer.

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Erster Anwender von ContentShare ist die australische TV-Gruppe Seven Network. Mit dem Workflow-Management-System von Thomson Grass Valley steuert sie die Workflows von fünf eigenen und sieben angeschlossenen TV-Stationen. ContentShare unterstützt Medien-Unternehmen bei der Optimierung betriebsinterner Prozesse durch die Integration unterschiedlicher Produkte und Lösungen und erlaubt dabei individuelles Workflow-Design. Seven Network ist im asiatisch-pazifischen Raum der erste vollintegrierte Broadcaster, der ein facilityweites Workflow-Management-System operativ eingeführt hat“,“, betont Uwe Ritter, Market Developement Director bei Grass Valley, zuständig für Zentraleuropa, Asien und Australien. Das Unternehmen gehöre dort zu den Vorreitern beim Workflow-Management.

Bereits 2001 hatte Thomson Grass Valley den Auftrag erhalten, in Melbourne ein zentrales serverbasiertes Playoutsystem und in Sydney ein entsprechendes Back-Up Playoutsystem zu bauen, Filetransfertechnologie und Workflow-Management einzuführen und die vorhandenen anderen Rundfunkeinrichtungen in Brisbane, Adelaide und Perth zu digitalisieren und anzubinden. Hauptziel war es, die Betriebskosten der Sendergruppe signifikant zu senken.
Das Projekt wurde in zwei Phasen realisiert. Nach der Inbetriebnahme der neuen digitalen Playouts in Melbourne und Sydney im Jahre 2002 begann man mit der Planung eines Workflow-Management-Systems, der Realisierung des unternehmensweiten Filetransfers und eines Datenband-Archivs für 100.000 Programmstunden. Das Datenarchivsystem wurde als zentrale Ablage für das gesamte Sende-Material (Programm, Werbespots, Nachrichten, Promotions) integriert. Zur Kontrolle von Geschäftsabläufen und für Asset-Management im Produktionsbereich wurde das damals noch unter der Bezeichnung ContentShare.Net firmierende Workflow Management-System von Grass Valley gewählt. Das System wurde im Jahre 2006 erfolgreich im Melbourner Sendezentrum in Betrieb genommen.

Die wichtigsten Arbeitsabläufe von Seven Network wurden nach gründlicher Analyse in ContentShare integriert: Ingest, Qualitätskontrolle, Untertitelung, Segmentierung, Zensur, Archivierung, Bereitstellung von Programmmaterial und Werbebeiträgen zur Ausspielung von redundanten Video Servern. Zusätzlich wurde eine Schnittstelle zum existierenden Traffic-System von Network Seven geschaffen (Planung, Programmplanung, Abrechnung etc.). Das System erstellt neue Assets in ContentShare, Metadaten werden bidirektional ausgetauscht.

Abhängig von den Arbeitsabläufen wird das Personal an den entsprechenden Arbeitsplätzen über die Aufgaben informiert (Ingest, QC, Untertitelung etc.). ContentShare organisiert den kompletten Transfer von Content zwischen allen angeschlossenen Subsystemen auf der Basis von Sendeplänen vom Traffic-System und den implementierten Arbeitsabläufen. LowRes-Browse-Kopien werden nach Anforderung automatisch erstellt. ContentShare bietet ebenfalls einen automatisierten Lösch-Arbeitsablauf zur Optimierung der Speicherkapazität auf den Video-Servern.
Aus Redundanz- und Sicherheitsgründen wird ein zweites Archiv am Standort Sydney betrieben, der HighRes-Content wird dort automatisch hinkopiert. Einige der Aufgaben werden an externen Standorten ausgeführt, dafür wird das benötigte LowRes Material automatisch zugespielt.
„Grass Valleys ContentShare-Lösung automatisiert den Workflow bei Seven Network und sorgt für eine Reduzierung von doppeltem, manchmal auch dreifachem Material-Handling und damit für eine deutliche Kostenreduktion der Prozesse“,“, berichtet Paul Richardson, Presentation Media Services Manager von Seven Network.

Erweiterungen durch ContentShare2
Heute erweitert und konsolidiert Thomson Grass Valley seine Enterprise-Level Asset Management Lösung mit der Integration einer Workflow Engine. Auf der NAB 2007 in Las Vegas wurde ContentShare2 vorgestellt. Im zweiten Halbjahr 2007 soll die skalierbare Enterprise Media Asset- und Workflow Management-Lösung verfügbar sein.
Das neue System besteht im Wesentlichen aus zwei Kernkomponenten. Die Media Asset-Management- Komponente kontrolliert die Einspielung, das Verschieben und die Bearbeitung von Content. Sie nutzt eine Service-orientierte Architektur (SOA) und beinhaltet eine flexible Schnittstellen-Ebene für die Einbindung von Business-Management-Anwendungen und Traffic-Systemen. Die zweite Komponente ist eine leistungsstarke Workflow-Engine, die nicht nur die Geschäftsprozesse und die Arbeitsbereiche des Betriebes unterstützt, sondern sie vor allem auf der Basis von Vorgaben und Regeln automatisiert. Dieser innovative Lösungsansatz nutzt Aufgaben-orientierte Bedienoberflächen mit einem Arbeitsplatz-Konzept und wird nach Ansicht von Thomson Grass Valley die Produktion und die Arbeitsabläufe im Broadcast und im Rich-Media Markt nachhaltig verbessern.

ContentShare2 bietet ein Asset-Konzept, das es dem Nutzer erlaubt, praktisch jede Essence mit einem Asset zu verknüpfen und im ganzen System zu handhaben. Das Asset-Modell von ContentShare2 ist daher in der Lage, den gleichen Content in unterschiedlichen Auflösungen und Formaten sowie mehrspurige Audio Signale zu managen. Zusätzlich können jedem Asset beliebige Dokumente hinzugefügt werden.
Im Asset können auch Vorkehrungen für ein Rechte Management getroffen werden. ContentShare2 speichert und verwaltet die Information über die Nutzungsrechte im gesamten Betrieb. Die Nutzung dieser Informationen verhindert beispielsweise die Ausstrahlung von Material für welches keine ausreichenden Rechte gegeben sind.

Neues Konzept
Ein neues Konzept im Rahmen von ContentShare2 ist die Group of Assets mit der Einführung einer weiteren Management-Ebene oberhalb des Assets. Damit können Tausende von zusammengehörigen Elementen, die eine Essence bilden, erfasst werden. Mit dieser Gruppierungsfunktion können Assets gemeinsam gehandhabt werden, zum Beispiel von einer Stelle zu einer anderen innerhalb eines Betriebes transferiert werden.
Die ContentShare2 Workflow-Engine wurde laut Thomson Grass Valley entwickelt, um die Kluft zwischen den Business Arbeitsabläufen und den technischen Arbeitsabläufen zu überbrücken. Sie empfängt Arbeitsaufträge vom Business System und führt sie im technischen Umfeld aus. Die Ausführung der technischen Arbeitsabläufe können vom Business-System über detaillierte Statusinformationen überwacht werden.

Die Basis für die Integration eines Workflow-Management-Systems in einem Medien-Betrieb ist laut Thomson Grass Valley die Analyse der vorhandenen Arbeitsabläufe. Die Arbeitsvorgänge werden sorgfältig untersucht und sich wiederholende Abläufe identifiziert. Diese Abläufe werden dann in einen Satz von Vorlagen umgesetzt, die in ContentShare2 WorkPackage Templates genannt werden. Sie enthalten Informationen über den Ablauf innerhalb des Betriebes, Ausführungsregeln und Standardparameter. Sie sind quasi die Blaupause eines Arbeitsablaufes.
Die WorkPackage Templates werden mit Hilfe eines graphischen Werkzeugs, dem Designer, erstellt. Im Designer stehen alle Funktionen, die die Workflow-Engine ausführen kann, als graphische Elemente (die so genannte Activities) zur Verfügung. Sie sind in Kategorien unterteilt und können einfach durch Drag&Drop zu Arbeitsabläufen kombiniert werden. So können auch sehr komplexe Arbeitsabläufe in Vorlagen abgebildet werden. Zu jeder Zeit können neue WorkPackage Templates hinzugefügt werden.

Werden neue Funktionen in der Workflow-Engine integriert, stehen diese auch automatisch im Designer zur Verfügung. Zusammen mit der Workflow-Engine bietet der Designer auch die Möglichkeit, Arbeitsabläufe zu simulieren bevor sie in der Produktion eingesetzt werden.

ContentShare2-Architektur
ContentShare2 beinhaltet eine flexible und erweiterbare Schnittstelle zu Geräten und Systemen. Das MAM-System innerhalb von ContentShare2 bietet als wesentliche Funktionen die Erkennung von Diensten (zum Beispiel Kopieren, Suchen, Anzeige von Dateninhalten), Metadaten-Management und die Lokalisierung von Assets im System. Das Proxy-Subsystem bietet die Funktionen Browse, Timecode gestützte bildgenaue Wiedergabe und Roh-Schnitt. Aufgesetzt über dem MAM System kommuniziert die Workflow-Engine mit dem Business-System und dem Traffic-System und steuert die technischen Prozessschritte innerhalb des MAM-Systems.
Eine neue, intuitive und Aufgaben-basierte Benutzeroberfläche unterstützt die Arbeit und deren Kontrolle.
Das ContentShare2 System ist agnostisch hinsichtlich Ingest und Playout. Bestehende Ingest- und Playout-Infrastrukturen können nahtlos integriert werden. Neue Sendeformate wie Mobile TV und IPTV können über den Packaging & Publishing Layer von ContentShare2 hinzugefügt werden.

Alle operationellen und technischen Systeminformationen (Logging) können konsolidiert werden und liefern eine komplette Übersicht über den aktuellen Zustand des gesamten Systems. Detaillierte Informationen können an verschiedene, an ContentShare2 angeschlossene Systeme (zum Beispiel Business-, Finanzsysteme) weitergegeben werden.
Aktuell arbeitet Thomson Grass Valley an einem weiteren ContentShare-Projekt beim US-Tochterunternehmen Technicolor. Dort wird das System im Bereich Postproduktion für das Management des Materials, das Technicolor mit seinen Kunden ausgetauscht, eingesetzt.
Eckhard Eckstein (MB 07/07)