Eine Kamera für alle Fälle

Die Cinema Kamera von Blackmagic Design wurde für filmische Bilder und Videoformate entwickelt. Auf den ersten Blick sieht sie wie eine kompakte Consumer-Videokamera aus. Tatsächlich kann sie aber mit ihrem 2.5K-Bildsensor und einem Dynamikumfang von 13 Blenden elektronischen Profikamera im High End-Bereich durchaus Paroli bieten.

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Eine Kamera für alle Fälle

Blackmagic präsentierte die Kamera im Rahmen einer Europatour unlängst in Hamburg. Kameramann Sebastian Wiegärtner, der sie bereits getestet hat, lobte den filmischen Look der Bilder, die in Klarheit und Schärfe sich durchaus mit den Aufnahmen der Sony F3 messen lassen könnten. Das Glanzstück der Blackmagic Cinema Kamera ist der hochauflösende 2,5K-Sensor, dessen Dynamikumfang 13 Blendenstufen um-fasst (12 Bit). Damit die vom Sensor erfassten Helligkeitsdaten auch komplett eingelesen werden und für die Farbkorrektur und Postproduktion voll umfänglich verfügbar sind, kann die Kamera RAW-Daten aufzeichnen und sie im offenen Archivformat als Digitales Negativ speichern. Dafür sorgt der integrierte SSD-Recorder, der außer RAW (12 Bit-DNG) auch die Videoformate ProRes von Apple und Avid DNxHD unterstützt. Damit eignet sich die Kamera für vielfältige Produktionseinsätze, angefangen vom Dreh eines Independent- Spielfilms bis hin zur Werbespot- oder Musikclip-Produktion. Sobald die Aufnahmen eingefangen sind, kann der SSD-Recorder mit einem Computer verbunden und die Daten bearbeitet werden. Die integrierte Thunderbolt-Schnittstelle ermöglicht einen schnellen Zugang zu den Apple-Systemen. In die Kamera integriert ist eine DaVinci Resolve Software zur Farbkorrektur auf Mac- und Windows-Rechnern.

Wiegärtner zeigte sich fasziniert darüber, wie detailreich die Kamera selbst in den Schattenbereichen zeichnet und sogar Innenaufnahmen meistert, ohne an Detailwirkung zu verlieren. Die Kamera ist von Ingenieuren entwickelt worden, die aus der Postproduktions-Studiotechnik kommen. Je nach Einsatz hat der Nutzer die Wahl, in den komprimierten Formaten zu drehen, was ihm einen effizienten und schnellen Zugang für Schnitt und Postproduktion ermöglicht, oder aber sich alle kreativen Optionen für die finale Endbearbeitung zu erhalten. Um einen problemlosen Transfer des Materials in die Schnittsysteme zu gewähren und den Postproduktionsprozess zu beschleunigen, besitzt die Kamera einen eingebauten Metadatenzugang. Damit sind die Dateiinformationen mit den gängigen Editing-Softwaresystemen kompatibel. Die Metadaten lassen sich einfach über den LCD-Touchscreen eingeben. Die Kamera ist kompatibel mit EF und ZE Mount Objektiven und kann mit den Linsenoptiken der führenden Herstellern bestückt werden.

Einer, der die Kamera als Beta-Tester auf Herz und Nieren geprüft hat, ist der britische Kameramann James Tonkin vom Londoner Hangman Studio. Er hat den Kurzfilm „A Night at Nine Elms“ mit der Kamera gedreht und zum Hamburger Blackmagic-Event präsentiert. Es ist ein dokumentarischer Film, der mit kleiner Crew und ohne zusätzlichem Lichtequipment in nur zwölf Stunden in allen Tages- und Lichtsituationen einschließlich Lowlight- und Nachtaufnahmen realisiert wurde. Tonkin nennt als Hauptkriterien für die Wahl einer Kamera neben Kompaktheit und Preis vor allem auch die Fähigkeit, mit einer größeren Datentiefe operieren zu können, als dies mit den gängigen Videokameras möglich ist. Der Kameramann vergleicht die Blackmagic-Kamera sogar mit der RED, da diese die Option bietet, in RAW aufzuzeichnen und die vollen Bilddaten des Sensors zu verarbeiten. Ein großer Vorteil der Blackmagic Cinema Kamera liege darin, ebenso gut in den komprimierten Videoformaten ProRes oder DNxHD drehen zu können. Aufgrund des niedrigen Preises und ihrer Filmlook-Bilder kann sie laut Tolkin einen größeren Nutzerkreis ansprechen als die RED. Tonkin setzt für seine Produktionen wie Musikclips oder Commecials mit Vorliebe kleine bewegliche Kameras ein, die hervorragende Bildqualität liefern. Häufig drehe er mit den Sony-Kameras FS 700 oder FS 100. Nach den Tests mit der Blackmagic-Kamera lautet sein Fazit, die Aufnahmen können durchaus mit den genannten Sony-Kameras mithalten. Wer im ProRes-Modus drehe, profitiere vom nahtlosen und effizienten Editing. Dies sei ein Vorteil bei eilig zu erledigenden Aufträgen. Tolkin ist auch begeistert davon, in RAW aufzuzeichnen und bereits mit der in die Kamera integrierten DaVinci Resolve Software das Material zu bearbeiten. „Ich grade meine Aufnahmen gerne selbst“, sagte Tonkin, der beim Drehen von vornherein die Option berücksichtigt, den Look beim Graden endgültig bestimmen zu können. Bei den ersten Tests war Tonkin mit überbelichteten Einstellungen konfrontiert und konnte das korrigieren, ohne an Detailzeichnung einzubüßen, wie er sagt. „Das hat mir die Augen geöffnet, welchen Spielraum mir die Kamera lässt. Als Kameramann favorisiert man RAW, da es mehr Möglichkeiten in der Post bietet. Aber es ist so easy zum ProRes-Format zu wechseln, ohne dass der Verlust groß ist. Das ist ein guter Kompromiss.“
Bernd Jetschin
(MB 12/12_01/13)

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