Am Puls des Geschehens

DAZN wird 2021 präsenter denn je und will Sky als Nummer 1 der Livesport-Anbieter in Deutschland ablösen. Für Thomas de Buhr, Deutschland-Chef bei DAZN, gehört dem Sport-Streaming die Zukunft, boulevardeske Themen sind für ihn tabu. Beim Expansionskurs bleibt er beim Multisport-Ansatz.

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Am Puls des Geschehens

Was für ein Fest: 23 Fußballspiele in 19 Tagen zeigte DAZN im August von den Finalturnieren der Champions League und Europa League. Fast täglich K.o.-Spiele live, im Re-Live oder als Highlights auf Abruf. Für die Live-Crew ein Marathon: 60 Personen waren im Dauereinsatz, Kommentator Uli Hebel und Field-Reporter Daniel Herzog wurden an jedem zweiten Spieltag in beiden Wettbewerben eingesetzt. Im Angebot: 50 Features, Interviews und Magazine rund um die Live-Events, Fans konnten zwischen Geisterspiel-Modus oder einer extra Tonspur mit eingespielten Fangesängen wählen. 78 Prozent der Zuschauer entschieden sich fürs pure Live-Erlebnis. Zwei von drei Fans nutzten DAZN auf einem TV-Gerät im eigenen Wohnzimmer, zwanzig Prozent unterwegs auf dem Smartphone und 15 Prozent auf einem Web-Device wie Notebook oder PC. Spitzenwerte erzielte DAZN immer in der Schlussviertelstunde, 90 Prozent der Fans blieben im Durchschnitt auch nach dem Halbzeitpfiff auf dem Livestream und verfolgten die Halbzeit-Analyse.

Konkrete Abonnentenzahlen kommentiert DAZN nicht, laut der Site „Sportspromedia“ sollen es im November 2019 acht Millionen Kunden weltweit gewesen sein. Laut DAZN verbrachten Fans im Jahr 2019 weltweit 507 Millionen Stunden auf der Plattform – eine imposante Zahl. „Streaming gehört eindeutig die Zukunft“, weiß Thomas de Buhr, der die Geschäfte der DAZN Group in Deutschland, Österreich und der Schweiz leitet. Seit 2016 am Start, ist das „Netflix des Sports“ auch in Italien, Japan, Kanada, den USA, Spanien und Brasilien präsent. In der näheren Zukunft ist eine globale Expansion geplant. Das Programm des globalen Services soll zu Beginn auf Box-Events basieren. Die Bedingungen fürs Sport-Streaming sind ideal. „Zum einen steigt die Verfügbarkeit von Breitbandverbindungen und smarten Endgeräten“, erklärt de Buhr. „Zum anderen hat der Konsument die Vorteile des Streamings mehr und mehr in seinen Alltag integriert und ist sehr wohl bereit, für Inhalte Geld zu bezahlen.“ Das DAZN-Business fußt auf Abonnements, flankiert von weiteren Erlösquellen wie Werbepartnern oder Kooperationen, wie die Distributions-Deals mit Vodafone oder der Deutschen Telekom. „Wir sind mit unserer App inzwischen auf über 96 Prozent aller Devices verfügbar“, verrät de Buhr. „Dazu gehören SmartTV’s, Peripherie-Geräte wie Apple TV, Amazon Fire TV oder die PlayStation genauso wie Set-Top-Boxen von Sky, Vodafone oder der Deutschen Telekom.“

Multisport-Ansatz bleibt

Covid-19 hat dem Sport-Business schwer zugesetzt – am Ende blieb der größte Teil der Fans DAZN treu. Sport wird heute lieber gestreamt, als ganze TV-Pakete zu buchen. Die Übertragungsqualität wird laufend besser, Server-Pannen wie 2016 beim Premier-League-Spiel zwischen Manchester United und Manchester City oder beim Eurosport Player 2017 scheinen passé. Der größte Trumpf: die Sportrechte. „Spätestens ab der Saison 2021/22 sind wir die neue Heimat für alle Fußball-Fans in Deutschland. Bei uns laufen dann 90 Prozent aller Champions-League-Spiele und zwei von drei Bundesliga-Tagen pro Woche exklusiv“, freut sich de Buhr. „Zusammen mit den internationalen Top-Ligen wie LaLiga und Serie A ist das ein einzigartiges Paket.“ Insgesamt zeigt DAZN von der Spielzeit 2021/22 bis 2023/24 exklusiv 121 der 138 Livespiele der Fußball-Champions-League, zusätzlich von 2021/22 bis 2024/25 pro Saison 106 Erstliga-Partien der Fußball-Bundesliga am Freitag und Sonntag – Sky bleibt der Bundesliga-Samstag mit 200 Punktspielen. Die Taktik beim Rechte-Poker ging auf – treu dem Prinzip, für alle erworbenen Rechte, einen soliden Business-Case zu erzielen. „Bei der Bundesliga haben wir am Ende unser favorisiertes Paket bekommen.“ Neben König ‘Fußball‘ gibt es Dutzende Sportevents wie Boxen, French Open, NFL oder NBA. In Japan wurde gerade mit der J-League ein langjähriges Abkommen geschlossen, das auf Performance basiert. „Der Multisport-Ansatz spielt eine tragende Rolle, daran wird sich auch nichts ändern“, so de Buhr. „Jeder Sportfan soll sich bei DAZN zuhause fühlen.“

„Unsere Übertragungen fokussieren sich auf den Sport und die Geschehnisse auf dem Platz. Wir haben bei den meisten Spielen einen Moderator, Kommentator und Experten, um durch starke Analysen und große Expertise zu überzeugen“, verrät er. „Boulevardeske Themen finden bei uns nicht statt. Der Stil erfährt seit nunmehr einigen Jahren sowohl von Spielern, Clubs, aber vor allem von den Fans sehr große Zustimmung.“ Die Community honoriert es, bei Sport-Events am Puls des Geschehens zu sein. DAZN spricht bewusst von Fans, die im Mittelpunkt stehen. Fast 2.000 Live-Veranstaltungen pro Monat zeigt DAZN in allen neun Märkten, 2019 wurden mehr als 25.000 Live-Events vom Hightech-Sendezentrum in White Rose, Leeds übertragen. Leeds fungiert als Nadelöhr für alle Live-Inhalte, TX-Betrieb, Master Control Room, TX-Engineering, Network Operations Center und TX- Scheduling. Alle Fäden laufen hier zusammen: Inhalt, Kreation, Redaktion, Produkt, Produktion, Sendeabwicklung, Technik sowie technischer Support. Weitere Übertragungsstandorte im walisischen Bangor und Nordirland stehen für den technischen Havariefall parat. Beim End-to-End-Produktionsprozess für ein Live-Feed beispielsweise beim Darts, Tennis, Beachvolleyball, aber auch den internationalen Fußball-Ligen, wird das Worldfeed vom Veranstaltungsort via Satellit, Glasfaser oder Datenleitung am Standort Leeds oder Bangor empfangen.

Von dort wird das Feed zur regionalen Produktion nach Ismaning gesendet, bevor es nach dem Hinzufügen von Kommentar oder extra produzierten Berichten und Datengrafiken zur endgültigen Übertragung zurück nach Leeds geschickt wird – Qualitätscheck, Hinzufügen von Markeninhalten und Werbeinhalten inklusive. Über das Vertriebsnetz landet das Feed auf der Plattform. Das heißt: Einen Großteil der Sport-Events produzieren die Ligen und Verbände selbst, DAZN erhält das Signal vom Host Broadcaster, lässt es durch Kommentatoren und Experten live vertonen, spielt extra produzierte Beiträge ein, produziert Daten und Statistik-Grafiken. Summa summarum: Alle Zutaten, die Fans von einer umfänglichen Berichterstattung erwarten.

Anders läuft das in der Champions League – hier fungiert PLAZAMEDIA als technischer Dienstleister. Im zweiten Teil des Beitrags (VÖ: 09.12.2020) geht es um das Production Control Room (PCR) und wie DAZN das meist gestreamte Live-Event auf DAZN in 2020 zwischen Borussia Dortmund und Paris Saint-Germain produzierte.

Bild: DAZN-Deutschlandchef Thomas de Buhr (li.) und Experte Jonas Hummels im Gespräch ©DAZN

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