Warum sich Disney+ gegen Netflix & Co. durchsetzen könnte

Walt Disney bringt mit Disney+ seinen Video-Streaming-Dienst auf den Markt und wirbelt damit die Streaming-Welt auf. Warum sich Disney+ gegen die harte Konkurrenz durchsetzen könnte und welche Rolle dabei eine effiziente Content Supply Chain spielt, erläutert Bea Alonso, Director of Global Product Marketing von Ooyala.

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Warum sich Disney+ gegen Netflix & Co. durchsetzen könnte

Content-Bibliothek von Netflix und Amazon Prime kann mit Disney+ nicht mithalten

Netflix war bisher in Deutschland führender Anbieter neben Amazon Prime. Die Wahrscheinlichkeit, dass Disney+ sich gegen die beiden Konkurrenten in Deutschland durchsetzen könnte, ist aber größer, als man auf den ersten Blick annehmen könnte. Beide Streaming-Dienste verlieren zum Start von Disney+ die Inhalte der Kernmarken von Disney wie Pixar, Marvel und Star Wars. Netflix hatte bisher die Exklusivrechte an der Ausstrahlung von Disney-Produktionen – durch den Wegfall dieser Inhalte wird die Filmauswahl nun erheblich geringer. Unter anderem durch diese hochkarätigen Produktionen besitzt Disney+ also eine viel größere Content-Bibliothek als beispielsweise Netflix.

Effizienz der Content Supply Chain ist entscheidend

Eine entscheidende Rolle beim Kampf um die Abonnenten spielt die Effizienz der Plattform. Dabei kommt es auf eine optimierte Mediendistribution an: Die Content Supply Chain sollte so aufgebaut sein, dass sie den Abonnenten die bestmögliche Nutzererfahrung bietet, gleichzeitig aber verhindert, dass das Budget explodiert.

Und genau da kann Disney+ ansetzen. Denn Netflix ist zwar bekannt für das besondere Zuschauer-Erlebnis, aber ebenso für die Mammutinvestitionen in Originalinhalte. Zum Vergleich: Disney+ plant jedes Jahr rund eine Milliarde Dollar für selbst produzierten Content auszugeben, bei Netflix rechnet man eher mit sieben bis acht Milliarden Dollar.

Automatisierung als Schlüsselwort für Effizienz

Der größte Pluspunkt auf dem Streaming-Dienst-Markt ist jedoch nach wie vor eine effizient aufgebaute Content Supply Chain. Insbesondere, wenn es darum geht, eine schnelle Expansion in Nischenmärkte jederzeit und überall zu ermöglichen. Doch wie wird eine Content Supply Chain möglichst effizient? Die Antwort: Indem all ihre Komponenten miteinander verbunden sind und so gemeinsam verwaltet werden können. Dadurch wird die Lieferkette so flexibel und organisch wie möglich gestaltet. Wäre das nicht der Fall, müsste ein Produzent möglicherweise mit einem Asset-Management-System, einem separaten Inhaltsarchiv und verschiedenen Ingest- sowie Distributionsplattformen arbeiten, die alle in unterschiedlichen Datensilos gespeichert werden. Das entspricht in keiner Weise einer zeitgemäßen Workflow-Orchestrierung und schafft Komplexität.

Aus genau diesem Grund ist Automatisierung in der Branche ein so großes Thema. So könnte beispielsweise ein Content-Produzent mithilfe von künstlicher Intelligenz die Zeit für die Lokalisierung eines bestimmten Inhalts um mehr als die Hälfte reduzieren. Dies wiederum erlaubt es ihm, Ressourcen einzusparen und so wettbewerbsfähig zu bleiben. Automatisierung ermöglicht es den Anbietern, sich auf einem sehr stark fragmentierten Markt zu behaupten, indem sie ihrem Publikum mehr Inhalte in kürzerer Zeit und zu niedrigeren Kosten zur Verfügung stellen können.

Disney+ punktet mit günstigeren Abo-Modellen

Niedrigere Kosten sind auch eine Kampfansage von Disney+ an Netflix, denn der Konzern möchte Abonnenten durch lukrative Gebührenmodelle gewinnen. Für Deutschland sind noch keine Zahlen bekannt, aber es ist kein Geheimnis, dass der neue Streaming-Dienst in den USA im November mit 6,99 Dollar für ein Abonnement Netflix unterbieten wird. Netflix hatte aufgrund der hohen Investitionen in den eigenen Content erst kürzlich die Preise angehoben – das günstigste Netflix-Abo in Deutschland kostet nun 7,99 Euro und 8,99 Dollar in den USA.

Es scheint, als habe Disney+ erkannt, dass der einzige Weg, mit Netflix oder Amazon Prime zu konkurrieren, über eine effiziente Content Supply Chain läuft. Es bleibt abzuwarten, wie sich der Markt nach Eintritt des neuen Streaming-Dienstes wirklich verändern wird und ob Disney+ die aktuell dominierenden Dienste mit dieser Strategie tatsächlich überholen kann. (5/19)

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