Hohe Qualität bei niedrigen Bit-Raten

Die NAB 2007 in Las Vegas verzeichnete mit über 108.000 registrierten Besuchern einen neuen Rekord. Die vielen Gäste bekamen zahlreiche Neuheiten und an manchen Ständen auch interessante Einblicke in die Entwicklung künftiger Produkte und Lösungen geboten. Das betraf insbesondere auch den Bereich der Akquisition.

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Das Interesse an neuen Video-Kameras war auf der diesjährigen NAB riesig. Von Prosumer- bis hin zu absoluten High-End-Geräten war hier auch alles vertreten. In den Diskussionen an den Ständen ging es dabei oft weniger um technische Features als vielmehr um die Frage: Welche neuen Codecs und Standards setzen sich wann durch – insbesondere mit Blick auf HD?

Alec Shapiro brachte es auf den Punkt. „Broadcaster wollen hohe Qualität bei niedrigen Bit-Raten“, sagte Sonys Senior Vizepräsident Vertrieb und Marketing auf der NAB-Pressekonferenz seines Unternehmens. Sie wollten wissen, wie schnell HD-Material mit Software encodiert und decodiert werden kann, wie viel Bandbreite und Serverplatz encodiertes HD verbraucht und wie es mit der Unterstützung neuer Codecs durch andere Hersteller in der Branche aussieht.
Sonys erklärtes Ziel auf der NAB war es, Antworten auf diese Fragen zu geben. Unter dem Motto „HD for All: Real Systems right now“ gab das Unternehmen Einblicke in seine Strategie bei den Akqisitionsformaten.
Als Erfolgsgeschichte präsentierte man insbesondere die XDCAM-Entwicklung. Sony hat bereits über 21.000 Einheiten des XDCAM-Systems verkauft, darunter allein 6.000 XDCAM-HD-Systeme im Jahr der Markteinführung. „Das Format ist damit weltweit führend auf dem Markt für professionelle bandlose Aufzeichnungslösungen“, erklärte Shapiro. Mit 35 Interoperabilitätspartnern und mehr als 200 registrierten Sony-Händlern sei XDCAM das bandlose Format mit dem höchsten Wachstum.
Beim Thema XDCAM wurden auch einige Produkte gezeigt, die noch nicht „right now“, sondern frühestens 2008 zu haben sein werden. Dazu zählten der Camcorder XDCAM EX und ein XDCAM HD 422-Camcorder.

Der XDCAM EX zeichnet auf XpressCards auf. Claus Pfeiffer, Produktmanager Broadcast Solutions, Broadcast & Professional Sony Europe, erklärte dazu: „Wir haben PC Express gesetzt weil PCMCIA ein aussterbendes Format ist. Selbst die PCMCIA Association hat gesagt, dass Equipment-Hersteller besser zur ExpressCard wechseln sollen. Auch in den neuen MacBooks Pro von Apple sind keine PCMCIA- mehr, sondern nur noch ExpressCard-Slots. Wir meinen deshalb, dass dies ein gesundes Format ist. Es ist klein, günstig, schnell, genau das richtige Format, um aus so einem Camcorder rauszukommen.“
Der XDCAM EX verfügt über zwei Kartenslots. Zwei 16 GB-Medien reichen für maximal eine Stunde Video. Die bespielten Expresscards aus dem Camcorder können direkt in das Laptop gesteckt werden, um das Material dort zu bearbeiten. „Die Datenübertragungsrate bei ExpressCards ist 880 Mbit/s. Man kann also in vielfacher Echtzeit übertragen“, sagte Pfeiffer. Weitere Vorteile seien in dem 1/2“ Chip des Camcorders zu sehen und in der ausgezeichneten Haptik. Für News und kurze Aufnahmezeiten sei ein memorybasierter Camcorder wie der XDCAM EX ideal. Mit rund 8.000 Euro sei auch der Preis günstig. Interessant sei der Camcorder auch für kleinere Produktionsfirmen oder Filmstudenten, die kein großes Budget haben.

Wie beim XDCAM EX wurde auch beim neuen XDCAM HD 422-Camcorder nur ein Produkt-Muster auf der NAB gezeigt. Der Camcorder soll frühestens 2008 verfügbar sein. Auf der IBC will Sony das erste funktionsfähige Exemplar zeigen. Für XDCAM HD wird es dann auch ein weiteres Update geben. Sie sollen dann mit beidseitig beschreibbaren Disks (Dual-Layer) arbeiten können, die dann eine Aufnahmekapazität von 50 GB haben werden, was einer HD-Aufnahmezeit von 4,5 Stunden entspricht.

Der XDCAM HD 422-Camcorder ist der erste nicht bandbasierte Camcorder von Sony mit Full-HD-Unterstützung (1.920 × 1.080) und 4:2:2-Abtastung. Die bisherigen XDCAM HD-Camcorder (Sony intern: Phase 2 Camcorder) sind 1/2 Zoll-Geräte, die nur mit bis zu 35 Mbit/s aufzeichnen, dafür aber wesentlich kostengünstiger sind als die künftigen XDCAM HD 422-Camcorder (Phase 3 Camcorder). Die zeichnen mit 2/3“ und bis zu 50 Mbit/s auf. Eingesetzt wird derselbe CCD-Chip wie bei den HDCAM SR-Studiokameras von Sony. „Auf den XDCAM HD 422-Camcorder warten in Deutschland viele TV-Sender“, erklärte Pfeiffer. Die Weiterentwicklung von XDCAM HD in den oberen Qualitätsbereich hinein zeige, wie wichtig Sony das Thema XDCAM HD sehe, meinte er. Außerdem sei es ein Bekenntnis zu den Long-GOP MPEG2-Formaten. Damit produziertes Material ließ sich im Gegensatz zu Material auf Basis neuerer Formate wie AVC schneller verarbeiten, sei platzsparend und vor allem kompatibel. Pfeiffer: „Unsere Strategie ist es, komplett auf 50 MBit/s zu gehen – und zwar mit Long-GOP MPEG 2. Editieren ist da kein Problem. MPEG 2 ist da auch kein altes Pferd. AVC, wie es andere Hersteller gerne einsetzen wollen, ist leider noch viel zu komplex. Obwohl es ‚iframe only’ ist, verwendet AVC mathematisch viel komplexere Encodier-Algorythmen als Long-GOP MPEG 2, die sich leider auf softwarebasierenden Systemen nicht so leicht encodieren lassen. Erst in zwei bis drei Jahren wird man dahin kommen, dass man bei AVC zwei bis drei Streams gleichzeitig decodieren kann, was jetzt schon bei MPEG 2 geht.“ AVC sei zwar „ein tolles System“, das Sony auch mitentwickelt habe und bei Blu-ray, PSP und Videokonferenzsystemen auch verwende, für den Kamera-Anwendungsfall sei es aber derzeit leider nicht das richtige. „Vielleicht einmal in Zukunft“, meinte Pfeifer. Die Zukunft mag aber schneller beginnen als er dachte. Direkt nach der NAB kündigte Sony nämlich, zumindest schon mal für den Consumer-Bereich, drei neue AVCHD-Camcorder an (HDR-SR5, HDR-CX7, HDR-SR7). Die sollen im Juni in den USA auf den Markt kommen.

Als sehr positiv wurde von vielen die Tatsache gesehen, dass Sony einen XDCAM-Hardware-Codec auf den Markt bringt, der von Drittherstellern zum Beispiel für Schnittkarten lizenziert werden kann und die XDCAM-Nachbearbeitung damit auf eine breitere Basis stellt. Auf der NAB wurde neben dem Modul auch eine PCIex Karte mit HD-SDI Ein/Ausgang und eine PCMCIA-Erweiterungskarte gezeigt.
Auf der NAB zeigte Sony zudem ein erweitertes HDCAM Line-up. Mit der Einführung des neuen Camcorders HDW-790P präsentierte man auf der NAB einen Nachfolger der HDW-750P. Die HDW-790P ergänzt die HDCAM-Familie mit den bereits bestehenden Camcordern HDW-F900R und HDW-730S. Bedienung und Preis des neuen Camcorders basieren auf der HDW-750P, zusätzlich verfügt die HDW-790P über neue Funktionen des CineAlta HDCAM-Camcorders HDW-F900R.
Die HDW-790P ist zwischen 1080/25P und 1080/50i umschaltbar und verfügt über drei 2/3“-Power HAD FIT CCD-Sensoren mit einer Auflösung von je 2,2 Megapixel (1.920 × 1.080). Die von der HDW-F900R übernommenen Funktionen umfassen einen 12-Bit A/D-Wandler, vier verschiedene HyperGamma-Einstellungen, zwei HD-SDI- Ausgänge, vier digitale Audioeingänge (zwei AES/EBU-Kanalpaare) sowie Bildumkehrung (mit dem optionalen Board HKDW-905R).

Die HDW-790P ist mit zirka 5,4 kg leicht und kompakt gebaut. Anwender können sie sowohl mit einem Schwarzweiß-Sucher als auch mit dem 3,5“-HD-LCD-Farbsucher HDVF-C35W einsetzen, der ebenfalls auf der NAB vorgestellt wurde.
„Die HDW 790 ist prinzipiell wie die F 900R, unser Flagschiff, aufgebaut. Die gängige HDW 750 wurde verjüngt und mit dem Body von der moderneren F 900R versehen. Nur von den Features her bietet sie kein 24p, sondern nur 25i und 50i. Dafür ist sie auch günstiger“, erklärte Sony-Produktmanager Pfeiffer. Mit der Einführung der HDW-790P unterstreiche Sony sein Engagement für das HDCAM-Format und seine Anwender weltweit. Im vergangenen Jahr hätten die HDCAM-Verkaufszahlen die 30.000-Marke überschritten.
Als ein Geheimtipp im unteren Qualitätsbereich zeigte Pfeifer am Sony-Stand den ersten echten HDV Schultercamcorder. Auch er soll erst im nächsten Jahr auf den Markt kommen. Der Camcorder (3 × CMOS Chip, HD-SDI Ausgang) arbeitet in HDV/DVCam/DV und zeichnet dabei auf kleinen und großen Kassetten auf. Zielgruppe sind laut Pfeifer Industriefilmer ebenso wie die so genannten „Hochzeitsfilmer“.
Highlight im High-End-Bereich war am Sony-Stand natürlich die F23, neuester Zugang der CineAlta-Serie. 100 Stück davon hat Bandpro laut Pfeiffer zur NAB geordert.
Die F23 bietet volle HD-Auflösung (1.920 × 1.080), mit 50p und 4:4:4 RGB-Bildverarbeitung. Sie verfügt über verschiedene neue Funktionen, die laut Sony auf das Feedback von Anwendern aus der Film- und Fernsehproduktion zurückgehen. So ist die Kamera mit diversem Zubehör für Filmkameras kompatibel, einschließlich Bridge-Platten, Matte-Boxen und Schärfezieheinrichtungen. Dieses Zubehör kann ohne weitere Vorrichtungen direkt an das Gerät angeschlossen werden. Bedienoberfläche, Anzeigen und Menüs wurden wie bei einer Filmkamera konzipiert, so dass Anwender anderer Kameras mit der Benutzerumgebung sofort vertraut sind. Zudem kann mit einem einzigen Kabel ein „Assistant Panel“ an das System angeschlossen werden. Damit können die Benutzer auch aus einiger Entfernung grundlegende Kamera- und Videorecorderfunktionen ausführen, wie beispielsweise REC/STOP oder Änderungen der Bildwechselfrequenzen sowie Verschlusswinkel.

In Kombination mit dem Videorecorder SRW-1 kann die F23 Bilder bei Geschwindigkeiten von 1P bis 60P (1P bis 30 Bilder/s bei 4:4:4 sowie 1P bis 60 Bilder/s bei 4:2:2) bei einer vollen HD-Auflösung von 1.920 × 1.080 Pixel aufnehmen. Dies ermöglicht die in der High-End-Produktion gerne eingesetzten Zeitraffer- und Zeitlupenfunktionen (so genanntes „Undercranking“ und „Overcranking“). Die SRW- Videorecorder erlauben zudem eine sofortige Wiedergabe der aufgezeichneten Bilder.
Die Kamera verwendet drei progressive 2,2 Megabit 2/3“-CCD-Bildsensoren und einen 14-Bit-A/D-Wandler und ermöglicht Aufnahmen in den Formaten 1080/23.98P, 24P, 25P, 29.97P, 50P, 59.94P, 50i and 59.94i.
Der digitale 4:4:4 HDCAM SR-Recorder SRW-1 kann direkt an die Vorder- oder Rückseite der F23 montiert werden. Dies erspart dem Anwender die unpraktische Verkabelung zwischen Kamera und Recorder. Ein Dual-Link-Anschluss für den Recorder erhöht gleichzeitig die Mobilität, da die Kamera damit so klein und leicht wie möglich bleibt. Zudem wird auch die Windows-basierte Software CVP File Editor zur Erstellung von Gammakurven unterstützt. In Europa wird die F23 ab Sommer 2007 erhältlich sein.

Grass Valley
Am Stand von Grass Valley stand die neue LDK 8000 als Nachfolgemodell der LDK 6000 im Mittelpunkt des Interesses. „Wir haben davon bereits 400 Stück verkauft“, berichtete Jan Eveleens, Produktmanager Kameras bei Grass Valley.
„Wichtigste Vorteile der 8000er gegenüber der 6000er LDK sind, dass sie mit 14 statt mit 12 Bit arbeitet und 1080p 50/60 unterstützt, was die Kunden unbedingt haben wollten, um zukunftssicher zu investieren. Am Preis hat sich nichts geändert“, betont er.

Für „preisbewusste HD-Kunden“ stellte Grass Valley die LDK 4000 auf der NAB 2007 erstmals vor. Die LDK 4000 kann nur mit einem festen Aufnahmeformat von 1080i oder 720p erworben werden. „Wenn man keine Flexibilität braucht, dann ist man mit der LDK 4000 gut bedient, wenn man alle Funktionalitäten will, muss man mehr bezahlen und zur LDK 8.000 greifen“, sagte Eveleens.
Bei der Markteinführung des auf REV PRO-Medien aufzeichnenden Infinity-Camcorders im Sommer läuft nach seinen Worten „alles nach Plan“. „Wir sind sehr nahe am Punkt, wo alle Funktionalitäten implementiert sind. Auch mit der Qualität des neuen Sensors sind wir sehr zufrieden. Sie übertrifft das, was wir erwartet haben. Von unseren Kunden gab es hier auf der NAB ein entsprechend positives Feedback. Auch einige Infinity-Bestellungen sind hier eingegangen“, berichtete er.
Im High-End-Bereich setzt Grass Valley weiter auf die Viper. „Das ist noch immer ein starkes Produkt. Zwar haben wir die Viper schon vor vielen Jahren auf den Markt gebracht und letztlich einen sehr späten Start, was ihren Einsatz angeht, verzeichnen müssen, jetzt aber ist sie sehr gefragt. Weltweit wurden davon schon 130 Stück verkauft und es wurde damit bereits sehr viele hochwertiges Material produziert“, betonte Eveleens.
Die Viper sei indes nicht der einzige Trumpf, den Grass Valley im High-End-Bereich habe. „Wir haben Pläne für die Zukunft und arbeiten an neuen High-End-Systemen. Die Viper ist für uns keine Sackgasse“, betonte der Grass Valley Kamera-Experte. „Wir können das, was wir bereits haben, durchaus weiter ausbauen. Aber heute, denke ich, kann die Viper immer noch mit all den neuen Kameras, die da jetzt kommen, mithalten. Alle, die mit der Viper gearbeitet haben, sagen, dass die Bildqualität superb ist. Das ist am Ende das, was zählt.“
In den Prosumer-Markt will Grass Valley nicht einsteigen. „Im Gegensatz zu Sony und Panasonic machen wir keine Consumer-Geräte. Denen hilft das natürlich, etwas zwischen dem Profi- und dem Consumer-Markt anzubieten. Wir aber sind da nicht wettbewerbsfähig“, meinte Eveleens
Interessant ist nach seinen Worten die Tatsache, dass Grass Valley trotz des boomenden HD-Marktes immer noch so viele SD-Kameras wie vor fünf Jahren verkauft. „Das HD-Wachstum geht nicht zu Lasten von SD. Das heißt möglicherweise, dass unser Marktanteil gewachsen ist“, meinte er. Er räumte allerdings ein, dass die anhaltenden Verkäufe der SD-Kameras weniger die USA und Europa betreffen, als vielmehr Asien, Südamerika, den Mittleren Osten und Osteuropa.

Panasonic
Größtes Interesse der Besucher am Panasonic-Stand galt den neuen P2 Camcordern AG-HPX500 und HPX3000. „Letzterer ist insbesondere im Verleihgeschäft auf sehr gute Resonanz gestoßen. Dorthin werden wir sicher einige davon verkaufen können“, meinte Uwe Rohr von Panasonic Broadcast. Der 3-CCD Camcorder HPX3000 hat 2,2 Megapixel mit 1080i und ist Panasonics Antwort auf andere 2K-Geräte auf dem Markt.
Der AG-HPX500 ist der großer Bruder des P2 HD-Camcorders AG-HVX200. Mit umfangreichen Funktionen für die HD-Produktion und drei hoch empfindlichen CCDs unterstützt er DVCPROHD mit einer Datenrate von 100 Mbps sowie alle SD-Formate. Er verfügt über 4:2:2-Sampling und eine unabhängige Bildkodierung. Das flexible Kamerasystem hat ein Wechselbajonett für 2/3“-Objektive und ist multiformattauglich (1080i, 720p, 480i, and 576i). Der Camcorder beherrscht die Aufnahme von 32 verschiedenen Formaten mit den Datenraten 50 Mbps (DVCPRO50) und 25 Mbps (DVCPRO, DV).

Wie bei der kleinen HVX200 steht auch bei der AG-HPX500 die variable Frame-Rate zur Verfügung: 24p für einen Filmlook, 60p für Zeitlupenaufnahmen im Sport sowie weitere elf Stufen zwischen 12 fps und 60 fps. In Kombination mit geeigneten HD-Objektiven, so Panasonic, ist der Preis dieses Camcorders in dieser Klasse unschlagbar. „Er bietet 2/3“- mit 3CCDs zum Preis von 1/3“-Technologie“, meinte dann auch Panasonic Sales Manager Thomas Frank.
Der neue Camcorder AG-HPX500 zeichnet ausschließlich auf die P2-Speicherkarten auf. Die Kamera bietet vier Steckplätze für P2-Speicherkarten. Zu den wesentlichen Interfaces zählen IEEE1394 („Firewire”), USB 2.0, HD SDI/SDI, Komponenten und vier Audio-Eingänge mit XLR.
Der Multiformat-Camcorder hat gegenüber der teureren P2-Camcorder-Version AG-HPX2100 aber auch ein paar Einschränkungen. Laut Frank ist er zum Beispiel nicht mit dem neuen Codec AVCHD nachrüstbar. Der HPX2100 schon.
Der Camcorder ziele aber auch ganz klar auf Einsteiger, die Wert auf eine HD-Option legen, meinte Frank. Auch für den breiten Newsproduktions-Flächenmarkt sei die Kamera interessant. Markteinführung ist im Juni 2007.
Doppelte Aufnahmekapazität für P2Cams und P2Decks bietet jetzt übrigens die zur NAB auf den Markt eingeführte 16-GB-Karte AJ-P2C016H. Auf eine einzige AJ-P2C016H passen bis zu 16 Minuten in DVCPROHD, 40 Minuten DVCPROHD im nativen 24p-Modus, 32 Minuten DVCPRO50 und 64 Minuten DVCPRO. Die neue P2Card kann in allen P2-Geräten verwendet werden. Gezeigt wurde auf der NAB auch schon das erste funktionsfähige Muster der P2Card AJ-P2C032H mit 32 GB Speicherkapazität. Die Markteinführung ist für Ende 2007 angekündigt. Mit dieser Karte sind folgende Aufnahmezeiten möglich: 32 Minuten bei DVCPROHD, 80 Minuten im nativen 720p-Modus bei DVCPROHD, 64 Minuten bei DVCPRO50 und 128 Minuten bei DVCPRO.

Erstmals von Panasonic gezeigt wurde auf der NAB auch ein nur 500 Gramm schwerer AVCHD-Camcorder mit 3CCD-Technik (AG-HSC1U) für den Prosumer-Markt. Er bietet 1080i-Aufnahme und nimmt den Ton im 5.1-Surround-Verfahren auf. Das dafür notwendige Mikrofon mit Zoomfunktion ist in die Kamera integriert. Das Leica Dicomar-Objektiv (F1,8, 43 mm Filterdurchmesser) besteht aus 13 Linsen in zehn Gruppen mit 21 vergüteten Oberflächen. Ein optischer Bildstabilisator trägt zur Qualität der Aufnahmen bei. Der Camcorder AG-HSC1U unterstützt das AVCHD-Videoformat (H.264) und zeichnet bis zu 88 Minuten (oder 41 Minuten in der höchsten Qualitätsstufe) auf eine High-Speed SDHC-Speicherkarte mit 4 GB auf. Während einer laufenden Produktion können die Daten von bis zu zehn Karten auf einer akkubetriebenen 40-GB-Festplatte zwischengespeichert werden, die ebenfalls zum Lieferumfang gehört. Weiterhin gehören zur AG-HSC1U die Software HD Writer 1.0, mit deren Hilfe eine einfache Bearbeitung und die Kopierung der Daten auf eine DVD-R möglich ist.
Panasonic-Manager Frank geht davon aus, dass schon bald Schnittsysteme von Drittherstellern Systeme auf den Markt bringen werden, auf denen die Nachbearbeitung von AVCHD-Material möglich sein wird. „AVCHD ist ein Standard, der nicht unbedingt schwer zu handeln ist. Das ist MPEG4 Long-GOP. Für diese Kompression müssen jetzt nur Software-Codecs entwickelt werden, damit die Schnittsoftware-Hersteller damit arbeiten können. Es ist natürlich relativ aufwändig, aus der Kompression herauszukommen. Die Datenraten dabei sind hoch. Das heißt, man braucht ordentlich Rechenleistung. Aber die Rechner werden ja immer schneller. Da sehe ich langfristig nicht das Problem“, betonte er. AVCHD sieht Frank als eine Art „Türöffner in die P2-Welt“. Im AVC-Bereich solle es künftig professionelle Camcorder ab 6.000 Euro geben, die dann nicht mehr in ähnlicher Form im Consumer-Bereich angeboten würden.

Mit den neuen AVC-Codecs seien die P2-Camcorder HPX-2100er (nachrüstbar) und HPX3000 in der Lage „nahezu transparente HD-Qualität“ zu liefern. Frank: „Mit AVC50 Intra können wir mit 50 Mbit/s Qualität bekommen wie mit DVCPRO HD mit 100 Mbit/s. Das heißt, auch der nötige Speicherplatz lässt sich noch mal halbieren. Und wenn wir in Kürze auch noch die 32 GB P2-Karten haben, dann gibt es gar keine Diskussion über Speicherplatz mehr.“ Die modernen Codecs seien einfach viel effizienter als der nunmehr bald vor 15 Jahren entwickelte DV-Codec. „Schön für unsere Kunden ist aber, dass wir beide Codecs weiter parallel fahren und dass wir keinen über die Technologie zwingen werden, seinen 30.000 Euro teuren Camcorder in die Ecke zu stellen“, betonte Frank. „Der Kamera-Nutzer braucht nur ein neues Board reinschieben und kann weiter im DV-Bereich arbeiten, mit 100 oder 25 Mbit/s, was er will. Er kann aber zusätzlich auch die Option des neuen Codecs nutzen.“ Sehr viele Kunden würden das mittlerweile als Riesenvorteil bei Panasonic sehen. „Sie wissen, dass wir jetzt mit DVCPRO seit 1996 eine konstante Strategie fahren und immer, ganz homogen, ein Schritt nach dem anderen machen“, meinte der Panasonic-Manager.

RED One
Einen Massenauflauf verursachte derweil die neue 4k-Kamera RED (4.520 × 2.540 Pixel, 12 Bit Farbtiefe, CMOS Full-Frame-Sensor, bis zu 120 Vollbilder pro Sekunde etc.). Das rote Zelt des Herstellers im Untergeschoss der South Hall war durchgehend von Hunderten belagert. Jeder wollte einen Blick auf die RED-Bilder im Zelt werfen, auch wenn man sich dafür eine halbe Stunde anstellen musste. Gezeigt wurde ein Testfilm, den Peter Jackson (Regisseur von „Herr der Ringe“) in Neuseeland mit den beiden Alpha-Versionen der Kamera gedreht hatte. Die Bewertungen fielen aber sehr unterschiedlich aus. Die einen fanden die gezeigten Aufnahmen „absolute Spitzenklasse“, die anderen entdeckten „immer noch Bildfehler“ und warfen die Frage auf, ob RED sein ambitioniertes Kamera-Projekt tatsächlich wie geplant durchziehen kann. Schließlich sollte die Auslieferung der ersten Serienmodelle schon beginnen. Auf der RED-Website (www.red.com) heißt es aber derzeit „RED is currently on an engineering delay“. Unter anderem müsse noch die Signalverarbeitung optimiert werden. Das Auslieferungsdatum würde deshalb verschoben und erst später bekannt gegeben werden. „Unsere Schätzung geht in Richtung August“, meint nun Kamera-Verleih-Ludwig, der in Deutschland die ersten REDs haben wird, zur RED-Markteinführung.
1.500 Kameras sollten eigentlich bis Ende des Jahres ausgeliefert werden. Angeblich gibt es schon deutlich mehr Vorbestellungen. Wer jetzt erst ordert, muss also noch lange warten. Auch beim Preis scheiden sich übrigens die Geister. Die einen sprechen von einem „tollen Preis-Leistungsverhältnis“, die anderen meinen „nicht besonders günstig, wenn man das Zubehör mitrechnet“. Der RED-Kamerabody kostet 17.500 Dollar, ein produktionsfähiges System mit der nötigen Peripherie aber mindestens 25.000 Dollar.
Eckhard Eckstein (MB 05/07)



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