Gemeinsame Wissensbasis für Babelsberg

Das Potsdamer Hasso-Plattner-Institut (HPI) plant mit einer sogenannten „Linked Production Data Cloud“, dem Medienstandort Babelsberg zu einer einzigartigen modernen, effizienten Film- und Fernsehproduktion zu verhelfen.

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Gemeinsame Wissensbasis für Babelsberg

Die neue Cloud soll im Verbund-Forschungsprojekt „D-Werft“ entwickelt werden, an dem 15 Medien-Unternehmen, Hochschulen und Institutionen des Standortes Potsdam-Babelsberg beteiligt sind. Ziel des Projektes ist es, die Prozesse bei der Produktion, Archivierung und Distribution von Film- und Fernsehinhalten effizienter zu gestalten. Alle Teilschritte sollen „lückenlos digital unterstützt werden: von der Idee über Drehbuch, Aufzeichnung, Schnitt und Nachbearbeitung bis zur Speicherung, elektronischen Verbreitung und Suche in Archiven. Dabei sollen sämtliche produktionsbezogenen Daten aller Beteiligten „in eine gemeinsame Wissensbasis“ übersetzt werden, um so den Wertschöpfungsprozess, auch beispielsweise hinsichtlich der Distribution, zu vereinfachen. Dies gab das HPI bei einer Pressekonferenz zum Projekt „D-Werft“ am 30. April in Potsdam-Babelsberg bekannt.

Das Projekt, das vom Babelsberger Unternehmen media transfer (Geschäftsführer Andreas Vogel) imitiert worden ist, soll im Januar 2014 gestartet werden und soll nach drei Jahren Forschungsarbeit, an dem viele Studenten beteiligt werden sollen, erste Ergebnisse zeigen. Allerdings entstehe noch kein fertiges Produkt, da es sich um ein Forschungsprojekt handele. Die am D-Werft-Projekt beteiligten Partner, einschließlich HPI, bringen laut D-Werft-Pressemitteilung etwa 2,5 Mio. Euro selbst auf. Bis zu sechs Mio. Euro soll das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) über sein Programm „Innovative Regionale Wachstumskerne“ beisteuern, so die Empfehlung eines Gutachtergremiums im BMBF am 23. April. Eine endgültige Entscheidung gibt es aber noch nicht. Man sei erst im Prozess, die Anträge genau auszuformulieren, teilte das HPI mit. Beteiligt am Projekt D-Werft sind neben HPI und Initiator transfer media mit filmwerte und Schätze des deutschen Films zwei weitere Firmen, die ebenso von Andreas Vogel initiiert worden sind, sowie die Firmen Interlake media GmbH, WDR, mediagroup digital (mit einer neuen Dependance in Berlin) und Yovisto ebenso das Alexander von Humboldt Institut für Internet und Gesellschaft, das Deutsche Rundfunkarchiv, die Hochschule für Film und Fernsehen „Konrad Wolf“ sowie das Institut für Rundfunktechnik in München. Assoziierte Partner sind die Studio Babelsberg AG und die Grundy UFA Produktions GmbH sowie die e.discom GmbH und das SAP Innovation Center. Die vom Hasso-Plattner-Institut in das D-Werft-Projekt eingebrachte Kerntechnologie für die gemeinsame Wissensbasis wird „Linked Production Data Cloud“ genannt. Diese Bezeichnung lehnt sich an den Begriff „Linked Open Data“ an. Er ist von einer Initiative eingeführt worden, die zum Ziel hat, Informationen aus öffentlich verfügbaren Datenbanken in einem standardisierten Format zu publizieren und die enthaltenen Daten miteinander zu verknüpfen. Dabei werden die verfügbaren Daten mit einer standardisierten Kennzeichnung fürs Internet versehen (Uniform Resource Identifier, URI) und können – so identifiziert – direkt im Netz übertragen werden sowie auch auf andere Daten verweisen. Idealer Weise werden zur Kodierung und Verlinkung der Daten solche Methoden verwendet, die dafür sorgen, dass Linked Open Data gleichzeitig Teil des Semantic Web sind. Das heißt laut HPI, dass mit diesen Daten Hintergrundwissen (Ontologien) hinterlegt werde, das vom Rechner „verstanden“ werden könne.

Die im Babelsberger D-Werft-Projekt vorgesehene Datenvernetzung soll über eine dezentrale, verteilte Wissensbasis verwaltet werden. Einerseits soll jeder Projektpartner zunächst seine eigene Wissensbasis, „die sich aus den semantisch angereicherten Metadaten der von ihm verantworteten Prozesse zusammensetzt“, selber verwalten. Weil aber alle Partner „dasselbe Grundschema zur Verarbeitung der Angaben nutzen“, können laut HPI andererseits die autonomen Wissensbasen dann virtuell miteinander zu einer großen Datenbank verknüpft werden. „Gerne tragen wir als Informationstechnologen in Babelsberg dazu bei, dem Film- und Fernseh-Standort hier einen weltweit einzigartigen Vorsprung in der digitalen Produktion zu verschaffen”, erklärte HPI-Direktor Prof. Christoph Meinel. Nicht einmal in Hollywood gebe es eine derartige Know-how-Kombination und -Dichte von Film, Fernsehen und IT. In Babelsberg arbeiteten auf rund einem Quadratkilometer Fläche über 100 Unternehmen und Institutionen mit gut 2.600 Mitarbeitern im Film- und TV-Bereich.
Erika Butzek
(MB 06/13)

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