Neue Märkte erschließen

Server-Hersteller Omneon ist im Mai 2010 von Harmonic, Anbieter von Video-Distributions-lösungen, übernommen worden. Beide Firmen werden auf der IBC 2010 dennoch mit eigenen Ständen Flagge zeigen. MEDIEN BULLETIN sprach inMünchen mit Geoff Stedman, Vice President Marketing von Omneon, und Sarah Lum, PR-Manager von Harmonic, über die Zukunftsstrategie des fusionierten Unternehmens.

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Neue Märkte erschließen

Für 274 Millionen US-Dollar hat Harmonic im Mai des Jahres zu 100 Prozent Omneon erworben. Durch den Kauf erweitert Harmonic sein Portfolio, das schwerpunktmäßig den Bereich Infrastrukturtechnik für Video-Verteilung umfasst, durch Digital Media-Lösungen für Produktion, Management undDistribution.
„Durch die Zusammenlegung der beiden Firmen wird Harmonic Weltmarktführer im Bereich Videoinfrastruktur in der Digital-Media-Industrie,“ erklärte Patrick Harshman, Präsident und CEO von Harmonic, bei der Bekanntgabe der Fusion.
Sie macht für beide Unternehmen viel Sinn. Das meint auch Geoff Stedman, Vice President Marketing von Omneon. „Es gibt nicht viele Überschneidungen zwischen Harmonic- und Omneon-Produkten, -Funktionen und -Märkten“, sagt er. Das Zusammengehen sei auch nicht getrieben durch Kostenreduktionsvorhaben etwa durch die Nutzung von Synergien. Über 90 Prozent der 280 Omneon-Mitarbeiter würden deshalb von Harmonic übernommen. Dazu gehöre das gesamte Management-Team mit Ausnahme von zwei Finanzleuten. „Aber unser Ingenieursmannschaft und unsere Marketing-, Sales- und Support-Mitarbeiter werden alle bleiben und als Einheiten innerhalb von Harmonic weiter arbeiten. Wir werden als Omneon weiter existieren, wenn auch als Teil von Harmonic”, betont Stedman.

Die Forschungs- und Entwicklungsabteilungen beider Unternehmen mit ihren 450 Mitarbeitern sollen enger zusammen arbeiten. „Das ist sehr formidabel. Wir verfügen nun über eines der größten auf Video spezialisierten R&D-Teams in der Industrie”, meint Stedman. Das Omneon-R&D-Team würde sich dabei weiterhin hauptsächlich um die eigenen Produkte kümmern. Stedman bemüht sich, den vielen Omneon-Kunden weltweit zu versichern, dass Omneon-Produkte weiterhin Bestand haben werden und ihre Entwicklung auch weiterhin mit Verve vorangetrie-ben wird. „Wir haben eine klare Produkt-Roadmap, die wir ausführen werden. Unsere Kunden können sich darauf verlassen. Wir stehen dazu und werden alles vermeiden, das Omneons Marktdynamik aus Produktsicht stören könnte. Und Harmonic wird auch nichts unternehmen, um unsere Produktpläne zu ändern. Vielmehr werden wir dabei nun stärker unterstützt“, betont der Omneon Vice President Marketing.

Harmonics PR-Manager Sarah Lum weist darauf hin, dass die räumlichen Nähe beider Unternehmen im kalifornischen Sunnyvale die Fusion vereinfacht habe. Die Unternehmenszentralen lagen da nur drei Meilen voneinander entfernt an der gleiche Straße. Das ist jetzt Geschichte. Harmonic hatte im August 2009 ein neues Firmengebäude mit reichlich Kapazität für eventuelle Expansionen bezogen. Nun ist dort auch Omneon untergebracht. Bei der Planung der neuen Zentrale war die Omneon-Übernahme, so Lum, indes noch kein Thema. Es habe in den letzten Jahren jedoch immer mal Gespräche zwischen den Firmen mit Blick auf eine partnerschaftliche Zusammenarbeit gegeben. „Das waren eher lockere Gespräche über Kooperationen, zum Beispiel darüber, wie wir das Omneon-Produktportfolio so ausbauen können, dass wir die Inhalte-Aufbereitung für alternative Distributions-wege neben dem reinen Broadcast-Geschäft unterstützen können. Mit Harmonic haben wir dabei insbesondere über die Integration der Rhozet-Transcoder-Technolo-gie gesprochen“, berichtet Stedman.

Die Idee, die Firmen zusammen zu legen, sei aber erst im Herbst 2009 aufgekom-men. Zur NAB 2009 hätten jedoch nur wenige Top-Manager beider Unternehmen davon gewusst. Sehr hilfreich für das Zusammengehen sei gewesen, dass man bei der Einschätzung von Technik-, Produkt- und Marktentwicklungen einen sehr hohen Grad an Gemeinsamkeiten festgestellt habe. Stedman: „Omneon will seine Produktlinie ausbauen und Zugang zu einem breiteren Markt gewinnen. Wir profitieren hier von Harmonic mit seinen sehr guten Geschäftsbeziehungen zum Service-Provider-Markt, um den wir uns bislang überhaupt nicht gekümmert haben.

Auf der anderen Seite hat Omneon sehr gute Beziehungen im Bereich der Content-Anbieter. Und es ist Teil der Harmonic-Strategie, sich in diese Richtung zu bewegen und nicht nur im Video-Distributionsbereich des Geschäfts zu verharren. Das zeigen ja bereits auch die Akquisitionen von Scopus Video Networks 2008 und von Rhozet Cooperations 2009.“ Die Übernahme von Omneon biete Harmonic nun eine ausgezeichnete Möglichkeit, „im großen Stil“ einen neuen Zielmarkt zu besetzen.

Stedman lobt die bislang von Harmonic erfahrene Unterstützung. „Wir sind von Harmonic immer wieder ermutigt worden, auf dem von uns eingeschlagenen Weg weiter zu gehen und nur das zu machen, was der dynamischen Entwicklung des Unternehmens dient. Die neuen Harmonic-Kollegen sind sehr konstruktiv und hilfreich“, betont er.

Vertrieb und Support läuft wie gewohnt weiter

Das internationale Vertrieb der Omneon-Produkte soll erst einmal in den gewohnten Strukturen weiter laufen. „Es gibt keine kurzfristigen Änderungen. Unsere Kunden werden auch künftig mit den gleichen Vertriebs- und Supportleuten und mit den gleichen Channel-Partnern zu tun haben. Langfristig mag sich das ändern, wenn sich im Vertrieb Konsolidierungsmöglichkeiten anbieten, wenn wir zum Beispiel zwei Vertriebsniederlassungen in einer Stadt zusammen legen“, meint Stedman.

Natürlich müsse man aber auch prüfen, ob die Channel-Partner auch in der Lage seien ein erweitertes Produktportfolio basierend auf der Fusion der beiden Firmen, anzubieten. Auch Channel-Konflikte müsse man bereinigen, wenn etwa Harmonic-Partner Wettbewerbsprodukte zu Omneon verkaufen oder umgekehrt. Beim deutschen Omneon-Vertriebspartner Netorium braucht man sich darüber am wenigsten Gedanken zu machen. Dort hat man schließlich auch Harmonic im Vertrieb. „Netorium ist unser bester Channel-Partner und wird auch für Harmonic immer wichtiger“, lobt Stedman.

Neben den bewährten Vertriebspartnern soll auch der Markenname weiter genutzt werden. „Omneon ist eine starke Marke mit ausgezeichneter Reputation im Server- und Produktions-Markt. Das wissen wir sehr wohl. Dennoch werden wir jetzt beginnen, den Namen Omneon stärker mit Harmonic in Verbindung zu bringen. Langfristig soll Harmonic als Marke davon profitiert“, sagt Sarah Lum. „Allerdings werden wir den Markt genau beobachten und versuchen, nicht zu schnell den Brand-Wechsel zu Harmonic zu vollziehen. Der Name Omneon wird mindestens noch zwei Jahre erhalten bleiben.“ Auf der IBC 2010 werden Omneon (Halle 7, Stand A10) und Harmonic (Halle 1, Stand C.61) ihre Produkte und Lösungen noch auf eigenen Ständen präsentieren. Einziger Unterschied am Omneon-Stand. Unter dem Namen Omneon wird diesmal „now part of Harmonic“ zu lesen sein. „Wir werden Omneon also als ein Unternehmensteil von Harmonic darstellen. Kunden und Channel Partner sollen nicht das Gefühl haben, Omneon würde es nicht mehr geben“, sagt Stedman. Am Omneon-Stand würden hauptsächlich die eigenen Produkte gezeigt, jedoch diesmal auch mit Rhozet-Integration.

Für Omneon wird der Broadcast-Markt auch im Zusammengehen mit Harmonic der wichtigste Zielmarkt bleiben. Nur der Fokus verändert sich. Stedman: „Wir sehen andere Märkte wachsen. Die Menschen nutzen Inhalte auch über andere Plattformen als Fernsehen. Viele unserer traditionellen Broadcast-Kunden suchen nach Möglichkeiten, ihre Programme auch dort verfügbar zu machen. Da Omneon-Server oft eine sehr zentrale Rolle in ihrer technischen Infrastruktur spielen – vom Ingest, über Produktion und Management bis hin zum Playout – wollen wir ihnen helfen, Inhalte zur Nutzung auf allen Screens aufzubereiten. Und hierbei ist die Integration von Harmonic-Produkten, insbesondere von Rhozet, in unsere Lösungen sehr nützlich.“

Der Omneon Vize-Präsident Marketing geht davon aus, dass sein Unternehmen im Verbund mit Harmonic künftig auch Lösungen anbieten kann, die nicht nur die TV-Sender sondern auch kleinere IPTV- oder Web-TV-Anbieter adressieren. „Auch MediaGrid wird bei wachsender Marktpräsenz immer kostengünstiger. Wir werden sicherlich auch hier kleinere Systeme konfigurieren können“, erklärt er. Eckhard Eckstein
(MB 09/10)

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