Ambitionierte Aufgabe

Der Set-Top-Boxen-Hersteller Technotrend Görler firmiert seit diesem Mai nun unter dem neuen Namen Kathrein Technotrend. Der Fokus liegt seit einigen Jahren auf der internationalen Expansion, dennoch will das Unternehmen nun auch wieder stärker im deutschen Markt Flagge zeigen, wie das für den Vertrieb zuständige Geschäftsleitungsmitglied Volker Belz erklärt.

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Ambitionierte Aufgabe

Zeitgleich mit der Namensänderung diesen Mai stieg Volker Belz als Vertriebschef bei der Kathrein Technotrend GmbH ein. „Keine einfache aber dafür eine sehr ambitionierte Aufgabe“, beschreibt er selbst die Entscheidung. Kathrein hatte bei der Übernahme angekündigt, die Marke Technotrend erhalten und ausbauen zu wollen. Wie die Integration in die Unternehmensgruppe aussieht, ist inzwischen immer deutlicher erkennbar – nicht nur am neuen Namen. Im Set-top-Boxen-Bereich ist Kathrein selbst in der DACH-Region und da auch nur im Retail-Bereich aktiv, also im Verkauf von Sat-Receivern direkt an den Endkunden. Technotrend fokussierte bislang auf die internationale Expansion in Middle East, Osteuropa und vor allem aber in Lateinamerika. Dort allein wurden bereits über zwei Millionen, vor allem SD Boxen, verkauft. Aus dem Retail-Markt hat sich das Unternehmen jetzt zurückgezogen und konzentriert sich ganz auf das Geschäft mit den Netzbetreibern.

Kathrein insgesamt ist seit Jahren weltweit einer der führenden Antennen- und Satellitentechnikhersteller mit einem Umsatz im vergangenen Jahr von gut 1,3 Milliarden Euro und etwa 62 Tochterunternehmen mit ca. 6.800 Mitarbeitern weltweit. Etwa 60 Prozent des Umsatzes werden laut Unternehmensangaben im Ausland generiert. Dabei ist es ein klassisches Familienunternehmen, dessen Kern noch immer die 1919 gegründete Kathrein Werke KG in Rosenheim bei München ist, und das inzwischen in dritter Generation von Anton Klaus Kathrein geführt wird. Die Satellitentechnik ist dabei alles andere als ein Kerngeschäft. Rund 80 Prozent des Umsatzes dürften laut Branchenschätzungen inzwischen im Mobilfunk generiert werden. Das ist ein starker Verbund, von dem Kathrein Technotrend zukünftig noch stärker profitieren kann. „Mit einigen der weltweit verteilten Gesellschaften und Vertretungen klappt die Zusammenarbeit schon recht gut. Wir haben ja gerade erst damit angefangen das auszubauen. Hier entwickeln sich gute neue Anknüpfungspunkte“, sagt Vertriebschef Belz. Die Bedeutung der internationalen Märkte bleibe für das Unternehmen groß, der Mittlere Osten, aber auch Osteuropa und Afrika würden immer mehr an Bedeutung gewinnen. In dem Stammmarkt Lateinamerika tue sich aktuell sehr viel: „Da fängt jetzt gerade die Konversion auf HD erst richtig an. Da wollen wir natürlich weiter mit vorne dabei sein.“ Strategisch gewinnt aber auch der deutsche Markt wieder klar mehr an Bedeutung: „Hier wollen wir uns wieder eine starke Marktposition erarbeiten“, so die klare Aussage.

Das konnte man schon auf der diesjährigen Fachmesse ANGA COM feststellen, wo Kathrein Technotrend am Stand der Firmengruppe mit zahlreichen Neuigkeiten aufwartete, wie etwa die Kooperation mit der Softwareplattform Opera, oder dem technischen Lösungsanbieter FOXXUM, beide sind Teil der Anstrengungen, die nächste Set-top-Box-Generation voll in der SmartTV- und Multiscreen-Welt zu verankern. Momentan sieht Belz durchaus noch Potential für Set-Top-Boxen, auch wenn die TV-Geräte selbst immer intelligenter werden: „Klar, unser bedeutendster Wettbewerber wird immer mehr das Fernsehgerät selbst sein – und keiner kann genau sagen, wie sich der Markt in den nächsten Jahren entwickelt. Im Moment sind aber längst noch nicht alle Möglichkeiten im TV integriert. Unser Ansatz muss also sein, neue Wertschöpfungsmöglichkeiten für die Netzbetreiber technisch erschließbar zu machen“, so seine Analyse. Momentan jedenfalls versteht man vor allem noch TechniSat und Humax in Deutschland als seine direkten Wettbewerber. Bei dem Vertriebsansatz über Netzbetreiber stellt sich in Deutschland aber ein Problem: Um bei den großen Spielern einen Fuß in die Tür zu bekommen, muss man NDS integriert haben. „Wenn sich ein Projekt anbietet werden wir uns auch mit NDS CAS und MW beschäftigen.“ Wie stellte Volker Belz Eingangs, aber offenbar zu recht, fest? „Keine einfache aber dafür eine sehr ambitionierte Aufgabe!“
Dieter Brockmeyer
(MB 11/13)

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