Neue Technik für Produzenten

Die Tage des Produzenten alter Schule sind gezählt. Es reicht nicht mehr eine gute Idee an einen Sender oder Verleih zu verkaufen und dann umzusetzen. Längst müssen Produzenten darüber nachdenken, wie sie ihre Ideen und das produzierte Material mehr als einmal zu Geld machen können. Das betrifft fiktionale Stoffe genauso wie nonfiktionale. Die technische Basis dafür schafft die Digitalisierung. Die Konferenz Changing the Picture in Potsdam-Babelsberg (19. und 20. November) will das Bewusstsein dafür schärfen.

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Neue Technik für Produzenten

„Unsere Produktionsmittel verändern sich, doch die Fähigkeiten und Kompetenzen, mit denen man das Workflow Design intelligent und profitabler zusammen stellt, machen zu oft noch Schwierigkeiten“, sagt Peter Effenberg von der transfer media, dem Veranstalter von Changing the Picture. Den Grund dafür sieht Effenberg darin, dass die Bewegtbildbranche und die IT-Branche im Grunde ganz viele Berührungspunkte haben, aber: Man versteht sich nicht und musste es bisher auch nicht. Zwar ist die Postproduktion längst digital. Gedacht wird sie in der Regel aber noch immer analog. Das ist nicht anders, als der Gebrauch eines Computers als Ersatz für eine Schreibmaschine. Die ein oder andere Annehmlichkeit, wie die Maus, wird zwar genutzt, doch das eigentliche Potential des PCs liegt brach. „Die Kerntechnologie von IT ist die dahinter liegende Infrastruktur“, betont Effenberg. „Es geht um Dienste. Es geht darum Daten indexiert, rechtssicher und physisch sicher in einer Cloud zu speichern.“ Wobei mit Cloud auch ein Teil des Firmenservers gemeint ist, Hauptsache alle Produktionsbeteiligten haben Zugriff auf die Daten. Im Grunde geht es für die effiziente Nutzung des Materials darum, zu wissen, was man in welchem Datenformat im Archiv hat, um jederzeit darauf zugreifen zu können. „Bei Changing the Picture stehen die Technologien, die Infrastruktur und die Abläufe im Vordergrund, mit denen Produzenten ihr Material besser monetarisieren können“, sagt Effenberg.

„Andere Konferenzen setzen nicht beim Produzenten, sondern beim Zuschauer an und fragen wie die neue Technik deren Sehverhalten ändert und wie dadurch die Geschäftsmodelle von Sendern und anderen Plattformbetreibern angepasst werden müssen. Oder sie stellen die Hersteller in den Vordergrund, die sich den Produzenten vorstellen. Changing the Picture hingegen stellt den Produzenten ins Zentrum und fragt, was Technologie für sie tun kann.“ Beispiele, warum ein Produzent seine Aktiva aktiv vermarkten sollte gibt es viele. Im fiktionalen Bereich lassen sich weitere Handlungsstränge auf weiteren Ebenen erzählen. Der Wechsel von Serie zu Spielfilm und umgekehrt ist wohl bekannt. Auch Erfahrungen mit ergänzenden Webserien sind bereits gemacht worden. Im nonfikionalen Bereich ist das Drehverhältnis so hoch, dass massenweise brauchbares Material nicht genutzt wird. Heute verschwindet es zumeist noch in den Archiven. Mit einer entsprechenden Pflege der Meta-Daten, die man gleich bei der Aufnahme erheben und mit abspeichern kann, wäre es ein leichtes auf Anfrage eine passende Clip-Auswahl zusammen zu stellen und nutzbar zu machen.

„Uns liegt mit Changing the Picture daran Lernprozesse zu begleiten und einen Mentalitätswandel herbei zu führen“, sagt Effenberg. Das ist nicht ganz leicht, da es letztendlich um mehr geht als Digitalisierung. „Denn die haben wir schon seit 20 Jahren, als die DigiBeta auf den Markt kam“, erinnert er. Es geht um file-basierte Produktion. Also eine Produktion, die aus einzelnen Datenpakten bestehen, die es aber in sich haben. Außer der Szenen beinhalten sie nicht nur sämtliche technischen Informationen über das Paket, sondern auch alle „weichen“ Informationen wie Stichworte, die beschreiben, was auf den Clips zu sehen ist, die Rechte, die Urheber und so weiter.

Bei Changing the Picture werden von der Drehbucherstellung über die Produktion und Postproduktion bis zu Ausspielung, Archivierung und Distribution auf international besetzten Panels alle Schritte vorgestellt, die bei der IT-basierten Herstellungsweise eine Rolle spielen. Etwa in „Tech Tools Rocking the Production Workflow“, wo die der neuesten Generation kollaborativer Werkzeuge für das Scheiben von Drehbüchern, für den Einsatz am Set, für den Schnitt und für komplexe Produktions-Workflows vorgestellt werden oder eine Casestudy über den 4k-Workflow, den die US-Firma Light Iron in der letzten Zeit bei der Produktion von US-Blockbustern implementiert hat.

Thomas Steiger

MB 7/2014

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