Mammut-Produktion für die Champions League

DAZN und PLAZAMEDIA haben am 29. Januar einen historischen Meilenstein in der Sportberichterstattung gesetzt: Erstmals wurden 18 parallel stattfindende UEFA Champions League-Spiele live übertragen – sowohl als Einzelspiele als auch in einer bislang einzigartigen Konferenz.

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Signal-, Produktions- und Regie-Konzept

Die Produktion basierte auf einem ausgeklügelten Signal- und Produktionskonzept. Alle 18 Spiele wurden über den Master-Kontrollraum (MCR) von PLAZAMEDIA und den Production Control Room (PCR) von DAZN angenommen und in der Regie 3 sowie zur Bearbeitung im Highlight-Schnitt im Standard 3G/1080p50 bereitgestellt. Zusätzlich kamen zwölf weitere Signale aus den Stadien, die für Schaltgespräche, Interviews, Instant Highlights und spezielle Kameraperspektiven genutzt wurden. Insgesamt wurden 30 externe Signale für eine übersichtliche und effiziente Bearbeitung an allen relevanten Positionen bereitgestellt.

Das PLAZAMEDIA MCR bekam die Signale von der MTI Unterföhring zugespielt, das PCR von DAZN über das eigene Global Video Network. Beide Schalträume tauschen jedoch die diese Signale untereinander aus, so dass sie teilweise dort doppelt auflagen, und fütterten damit die Regie, die das Studio bediente. So waren gegenseitig Backups möglich und die Redundanz gesichert. Postproduktion und Grafik waren im DAZN-Gebäude untergebracht und ebenfalls an die Regie angedockt.

Schaltraum-Manager Moritz Kunzelmann von DAZN (li.) und Hansjörg Baumgartner, Director of Production Services von PLAZAMEDIA im DAZN-PCR
 

Technische Umsetzung in der Regie

Die gesamte Champions League-Sendung wurde von der PLAZAMEDIA-Regie 2 aus bedient. In der zweiten Reihe der Regie saßen, als Besonderheit, auch zwei sogenannte Spotter und MAZ-Redakteure, die dem Ablaufredakteur und dem Leiter der Sendung dabei halfen, die 18 Signale aus den Stadien zu sichten und gegebenenfalls wichtige Szenen, der von ihnen verfolgten Spiele dem Regisseur anzubieten. Als Vor- und Nachlauf-Regisseur zeichnete Jürgen Kress verantwortlich und für die Konferenzregie saß Patrick Blom am Bildmischer (Sony XVS 8000).

Regie 3 war von PLAZAMEDIA war mit Regie 2 gekoppelt. Hier arbeiteten vier 12-kanalige EVS-Systeme für Live-Ingest und weitere Aufgaben. Sie wurden von Operatoren aus Regie 2 und 3 bedient. Alle 18 Konferenz-Kommentatoren, die im Studio saßen, wurden in Regie 3 gemischt. Als Audio-Mischer kam dabei ein Lawo mc² 56 MKIII mit Lawo UHD Cores zum Einsatz. Die 18 Einzelspiel-Kommentatoren wurden bei DAZN im PCR und den angeschlossenen Galleries versorgt. „Bei insgesamt 36 Kommentatoren ist das ressourcentechnisch schon eine große Aufgabe. Der PCR ist das Herzstück im DAZN-Haus. Alles wird hier zentral geingestet“, erklärte PCR-Manager Moritz Kunzelmann.

Michael Bobenstetter, Head of Studio Operations bei PLAZAMEDIA.

Michael Bobenstetter: Herausforderungen der Produktion

Das komplette technische Konzept für die Champions League Mammut-Produktion stammte nach Absprache mit dem PLAZAMEDIA-Kunden DAZN von Michael Bobenstetter, Head of Studio Operations/Produktionsingenieur bei PLAZAMEDIA. „18 Spiele gleichzeitig und in Konferenz zu produzieren hat uns vor gewisse Herausforderungen gestellt, einerseits durch die schiere Anzahl an Signalen, die wir handeln mussten, andererseits aber auch dadurch, dass für jedes einzelne Spiel ein Kommentator im Studio sitzen und wiederum mit allen Signalen versorgt werden sollte, die für sein Spiel relevant sind“, erklärt er.

„Wir haben aber das Glück, dass wir vor drei Jahren einen technischen Migrations- und Modernisierungsprozess der Studioproduktion bei PLAZAMEDIA hin zu SMPTE2110 durchgeführt haben. Und wir sind seither mit unserer Produktionstechnik komplett IP-basiert aufgestellt, was uns die Möglichkeit gibt, bei vorhandenen Bandbreiten, die Anzahl der Signale zu skalieren. Das kommt uns jetzt bei der Konferenz sehr zu Gute. Das Ganze ist auch formatagnostisch. Das bedeutet, das wir jetzt zwar in 1080p produzieren, aber genauso in UHD oder in HDR produzieren könnten. Das ist mit unserer neuen Technologie alles möglich.“ Auch das nahtlose Zusammenspiel mehrerer Produktionsregien sei einfach zu bewerkstelligen. „Vom zentralen Engineering unserer Studioproduktion aus können wir die nötigen Ressourcen dank Zentralisierung problemlos zuweisen. Das kommt uns bei dieser großen Champions League-Produktion sehr zu Gute“, betont er.

Großeinsatz für die Produktionsteams

An der Realisierung dieser Mammut-Produktion waren allein in Ismaning über 100 Fachkräfte beteiligt. Zählt man die Außenproduktionen hinzu, wuchs das Team auf rund 500 Personen an.

In den Stadien kamen je nach Spiel zwischen 20 und 45 Kameras zum Einsatz – beim Duell zwischen Bayern München und Bratislava war das Setup am umfangreichsten. Bei den vier Partien mit deutscher Beteiligung übernahm DAZN zudem die Rolle des Hostbroadcasters für die UEFA. Für die Produktion vor Ort arbeitete man mit den erfahrenen Ü-Wagen-Dienstleistern TVN, TV Skyline und TopVision zusammen.

Michael Bracher, Sportchef und SVP Programming von DAZN

DAZN setzt Meilenstein in der Übertragung

„Das ist ein Meilenstein für DAZN und den europäischen Fußball“, erklärt Michael Bracher, Sportchef und SVP Programming von DAZN. „Mit 18 parallelen Spielen, der größten Konferenz aller Zeiten und unserer umfassenden Studio-Produktion im briX|woRk.studio bei PLAZAMEDIA leisten wir Pionierarbeit und sind sehr stolz darauf.“ Mit Blick auf die Bundesliga-Konferenz, die DAZN ab der Saison 2025/2026 übertragen wird, verweist er darauf, dass DAZN bereits seit sieben Jahren Erfahrungen in der Übertragung von Fußball-Konferenzen habe.

„Wir wollen die Bundesliga-Konferenz mindestens genauso gut umsetzen wie Sky. Die haben da auch einen tollen Job gemacht“, lobt er. Mit der XXL-Champions League-Konferenz habe man nochmal eine Duftmarke setzen können und gezeigt, dass man sein Handwerk verstehe. „Derzeit gibt es bei uns viele Überlegungen, wie wir an die Sache herangehen wollen“, betont Bracher mit Blick auf die kommende Bundesliga-Saison. Man sei zuversichtlich, dass man mit der Konferenz dazu großen Zuschauerzuspruch finden werde. Konkrete Angaben dazu, ob und wie man dabei wieder mit PLAZAMEDIA kooperieren werde, konnte er noch nicht machen.

Stefan Hennhöfer, Produktionschef von DAZN, lobt indes die anhaltende gute Zusammenarbeit mit PLAZAMEDIA. „Seit es DAZN gibt, also seit 2016, ist PLAZAMEDIA hier am Standort Ismaning unser Produktionspartner. Wir kennen uns also lange genug und die Kooperation ist prima, was man ja auch wieder sehr gut bei der aktuellen Champions League-Produktion sieht”, sagt er abschließend.