„Bei der Produktion von ‚The Challenge’ wollten wir vor allen Dingen die Leistungsfähigkeit und verschiedene Funktionen der HPX 250 testen. Panasonic hat uns dazu die Kamera vor Verkaufsstart zur Verfügung gestellt“, erklärt Regisseur Jan C. Brockmann von der Werbefilmproduktion Saubere Filme im Haus der jungen Produzenten von Studio Hamburg. Filmidee war, das Training von Football-Spielern auf dem Dach eines Hamburger Parkhauses zu zeigen.
„Wir haben uns das Thema Sport ausgesucht, um möglichst dynamische Aufnahmen generieren zu können. Um coole Bilder mit einem visuell ganz anderen Touch zu erhalten, haben wir davon abgesehen, in einem alltäglichen Umfeld zu drehen. Auf dem Parkhausdach in Hamburg Mundsburg, mit Blick über die ganze Stadt, konnten wir das Football-Team der Lübeck Cougars mit ihren roten Trikots in eine graue, urbane Umwelt packen“, erklärt Brockmann das Szenario. Das Kamera-Setup der HPX 250 war bei dem Dreh sehr reduziert. „Wir wollten nicht allzu viel Brimborium weil das ja auch eine Kamera in einem Preissegment ist, die sich ja Nachwuchsfilmer leisten wollen. Da hat man nicht soviel Geld für andere Spielereien“, sagt Brockmann. Eingesetzt wurden lediglich ein Sachtler-Stativ, ein externer Monitor (TVLogic 5,6“) und ein normales Arbeitskompendium. „Wir hatten keinen Follow Focus aber zur Fernbedienung der Schärfeziehung eine bebob-Box mitgenommen“, sagt Brockmann.
Aufgezeichnet wurde ausschließlich auf P2-Karten im neuen AVC Intra 100 Codec in 1080/25p. „Manche Szenen haben wir auch mit in der Slomo-Variante im 720/50p-Modus, also mit 50 Bildern pro Sekunde, gedreht“, berichtet der Saubere Filme-Regisseur.
Auf einen Digitalrecorder wurde bewusst verzichtet, um den 10 Bit 422-Codec im Editing und in der Farbkorrektur auszutesten. Vier Speicherkarten à 32 GB wurden bei den Dreharbeiten mit jeweils 40 Minuten Material voll gespielt. „Wir waren mit den P2-Karten sehr zufrieden. Damit lässt sich solide und in hoher Qualität arbeiten“, betont Brockmann.
Das sieht auch Kameramann Bolliger so. Externe Digitalrecorder haben für ihn den Nachteil, dass sie das Kamera-Handling komplizieren, eine zusätzliche Stromversorgung benötigen und extra überwacht werden müssen. „Ich gehe davon aus, dass externe Digitalrecorder für Kamerasignale nur eine Übergangslösung darstellen und bald vom Markt verschwinden werden“, erklärte er in einem Vortrag auf dem Rhein-Main-Event 2011 in Mainz. Sehr zufrieden waren Kameramann und Regisseur beim Dreh von „The Challenge“ auch mit der Festoptik der HPX 250. Dabei handelt es sich um ein 22fach Zoomobjektiv mit einer Brennweite von 28mm bis 616mm (35mm Kleinbild). „Es ist enorm, was die Optik kann. Mit dem ausgezeichneten Zoom konnten wir Brennweitenbereiche von vier bis 86 Millimeter sehr gut abdecken“, betont Bolliger.
Und Brockmann ergänzt: „Es erlaubte uns, ziemlich schnell mit der Kamera zu arbeiten – insbesondere beim Einrichten neuer Einstellungen. Auch die Lichtempfindlichkeit der Zoomoptik, die bis Blende 1.6 reicht, ist ziemlich gut. Damit kann man auch schon mal bei schwächeren Lichtverhältnissen drehen. Wir hatten kein elektrisches Licht dabei und probierten anstelle von Aufhellungen bewusst den Empfindlichkeitsumfang der Kamera optimal auszunutzen.“ Das „The Challenge“-Team arbeitete beim Dreh bewusst mit Unschärfen. „So haben wir versucht, die Handlung etwas hektischer erscheinen zu lassen. Bei Szenen mit Zeitlupe haben wir mit höheren Shutterzeiten gearbeitet damit die Szenen weniger Motion Blur haben“, erklärt der Regisseur. Allgemein habe der neue Panasonic Camcorder mit 1/3“ 2.2-Megapixel 3MOS-Bildsensor auf Basis der Ultra Luminance Technology (U.L.T.) bei schnellen Sportaufnahmen überzeugen können.
Gelobt wurde auch, dass die Optik-Bedienelemente des Camcorders an der richtigen Stelle sind und man sehr schnell und flexibel reagieren kann. „Das Handling ist gut, die Menueführung einfach“, bringt es Bolliger auf den Punkt. Allerdings äußert er auch Kritik. Sie betrifft den kleinen Sucher. Der Kameramann hätte gerne einen größeren und brillianteren. Sucher und Display ließen sich auch nur gleichzeitig nutzen, wenn HD-SDI auf off geschaltet ist. „Das ist ein Manko, fällt bei interner Aufzeichnung aber etwas weniger ins Gewicht“, sagt er.
Brockmann wiederum bemängelt, dass beim Wechsel von Normalaufnahme in 1080p/25 auf Zeitlupenmodus 720p/50 die Kamera ganz umständlich im Menue umstellt und neu gebootet werden muß. „Das dauert ungefähr eine halbe Minute. Das ist schon etwas heftig. Da sollte man mal bei Panasonic überlegen, ob man das nicht etwas schneller hin kriegt“, meint er.
Postproduktion
Die Postproduktion mit AVC Intra 100 war laut Brockmann „recht entspannt“. Schließlich würden alle Schnittprogramme mittlerweile damit gut klar kommen. Das „The Challenge“-Projekt wurde auf Avid MediaComposer 5.5 geschnitten. „Das Editieren nativ im AVC Intra 100 Codec ging ziemlich fix. Wir hatten da keinerlei Probleme“, berichtet Brockmann. Die Farbkorrektur wurde dann bei der Fernsehecke Postproduktions GmbH in Hamburg auf einem DaVinci-System von Blackmagic Design gemacht. „Auch da ging alles recht einfach in dem AVC Intra 100 Codec. Wir haben da verschiedenes ausprobiert, was man mit dem Codec so alles machen kann“, sagt Regisseur Brockmann. „Da AVC Intra 100 eine sehr angenehme Bitrate und einen großen Farbraum zum Arbeiten hat, konnten wir relativ viel in der Farbkorrektur machen. Der Look wurde ja noch mal eine Ecke verändert. Wir haben Sättigung rausgedreht, Kontraste verstärkt, nur die Rottöne drin behalten – das ging alles ganz gut in der Farbkorrektur am DaVinci. Da waren wir sehr positiv überrascht“, berichtet er.
„Das Grading des 10 Bit-Signals im Farbraum 4:2:2 bietet einfach deutlich mehr Möglichkeiten als beispielweise das mit DSLR-Kameras gedrehte 8 Bit 4:2:0 Material“, betont auch Bolliger. Nach Farbkorrektur wurden Ton und Bild wieder zusammen gefahren und dann im selben AVC Intra Codec ausgespielt. Der Ton war auch direkt auf P2 Karten in der Kamera aufgenommen worden. „Wir wollten testen, wie gut das funktioniert und waren auch damit am Ende zufrieden“, meint Brockmann.
Einsatzbereich
Den Einsatzbereich der Panasonic HPX 250 sieht er überall dort, wo nicht unbedingt ein filmähnlicher Look gefragt ist. Brockmann: „Das trifft für viele Bereiche zu, nicht aber für den High-end-Werbe- oder Spielfilmbereich. Bei Videoproduktionen für die aktuelle TV-Berichterstattung, bei kleinen Imagefilm-Produktionen, im Eventfilm-Bereich, bei Making-of-Produktionen und überall dort, wo ein hohes Materialpensum benötigt, wo schnell und tagesaktuell gearbeitet werden muss, da sehe ich auf jeden Fall Einsatzbereiche für die HPX250 – aber auch bei jungen Filmemachern, die eine solide professionelle Kamera wollen, um zum Beispiel einen Kurzfilm zu drehen.“
Die Bewertung einer Kamera, meint er, müsse man immer projektbezogen vornehmen. „Für unser Projekt und den entsprechenden Einsatzbereich war die HPX 250 jedenfalls gut geeignet“, erklärt der Regisseur. Gegenüber Vorgängermodellen wie Panasonics HVX 200 biete die HPX 250 „sehr viele deutliche Verbesserungen – von der Ergonomie über den Codec bis hin zur Qualität des Objektivs.
Panasonic selbst ist offensichtlich mit den Ergebnissen der „The Challenge“-Produktion auch zufrieden. Das Film-Material wurde erstmals auf der IBC 2011 zur Präsentation der HPX 250 eingesetzt und jetzt für Händler- und Vertriebsaktionen.
Eckhard Eckstein
(MB 11/2011)
Positiv überrascht
Ein Panasonic-Highlight auf der IBC 2011 war der neue 10-Bit 4:2:2 Full-HD-Camcorder AG-HPX 250. Seit Ende September ist er nun auf dem Markt. Ein Vorserienmodell wurde bei der Produktion des Team Trailers „The Challenge“ erstmals in Deutschland eingesetzt. MEDIEN BULLETIN sprach mit Kameramann Matthias Bolliger und Regisseur Jan C. Brockmann (Saubere Filme) über die dabei gemachten Erfahrungen.