Der Technologie-Evangelist

Louis Hernandez Jr. ist vor vier Jahren bei Avid Technology angetreten, um die Firma fit für die Herausforderungen der digitalen Medienzukunft zu machen. Vom Start weg präsentierte er Visionen, die viele für interessant aber kaum realisierbar betrachteten. Im Interview spricht er nun über den aktuellen Stand der Entwicklung und warum er nicht vor hat, Avid zu verlassen.

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Der Technologie-Evangelist

Sie haben viel bewegt, seit Sie vor vier Jahren bei Avid eingestiegen sind. Eigentlich haben Sie Ihren Job erledigt und könnten gehen. Aber Sie bleiben. Warum?

Ich bin Technologe. Für mich ist es deshalb die größte Freude, neue Dinge zu entwickeln und kreativ zu sein. Ich habe hart gearbeitet und eine halbe Milliarde Dollar investiert, um die Industrie mit einem neuen Ansatz zu inspirieren – mit Erfolg. Jetzt fangen wir an, erste Früchte zu ernten. Darauf können wir gut aufbauen. Und es gibt noch einiges zu tun.

Was ist mit Avid in den letzten Jahren passiert?

Seit wir 2013 mit unserer neuen Strategie an den Start gegangen sind, konnten wir 37 neue Patente anmelden sowie 44 Produkte und 25 Prozent unserer Code-Basis neu entwickeln. 65 Prozent unserer Angestellten und 70 Prozent unserer Offices sind neu, seit ich vor vier Jahren eingestiegen bin. Es wurde also der grundsätzliche Umbau einer tollen Marke vollzogen. Wir mussten uns den neuen Herausforderungen anpassen, so wie auch alle unsere Kunden.

Welche Markt-Veränderungen sehen Sie hauptsächlich?

Unser Markt definiert sich heute komplett anders. Ich spreche heute beispielsweise mit Apple oder Netflix, die unglaublich viel Geld investieren, um Content zu kreieren und zu distribuieren. Da wundern sich manche, warum die Kameraverkäufe nicht hoch gehen, wenngleich die Produktion von Inhalten zunimmt. Die Antwort darauf ist, dass heute auch iPhones dafür eingesetzt werden. Die Welt verändert sich schnell, und das müssen wir einfach akzeptieren. Für einige kann das sehr furchteinflößend sein, für andere aber berauschend.

Für Sie wohl eher berauschend. Was reizt Sie dabei an Avid?

Ich hatte immer das Gefühl, dass Avid groß genug ist, um ein führendes und inspirierendes Unternehmen zu sein und das auf einer wirtschaftlich erfolgreichen Basis. Außerdem habe ich immer nach beruflichen Herausforderungen in Branchen gesucht, in denen die Interaktion zwischen Menschen komplett digitalisiert werden kann. Meine Erfahrung ist, dass genau diese Branchen sehr disruptiv sind und neue wirtschaftliche Modelle zulassen. Ein gutes Beispiel ist immer das
geschriebene Wort. Man sagt, das Internet habe Print zerstört. Das stimmt nicht – es geht einfach darum, neue Wege zu gehen, um so Geld zu verdienen. Heute lesen wir mehr als je zuvor, aber eben nicht in klassischen Printmedien.

Wie sind Sie damals mit Avid zusammengekommen?

Ich habe vor Avid im Bankwesen gearbeitet, eine eigene Firma gegründet und dann verkauft. Zu dem Zeitpunkt hatte ich schon in Avid investiert, war später Teil des Vorstandes und wurde schließlich von den Investoren gefragt, ob ich nicht die Geschäftsführung übernehmen möchte. Ich habe mich dann, nach einer intensiven Evaluationsphase, dafür entschieden, weil ich gesehen habe, dass sich in der Broadcast-Industrie ein Wandel andeutet, der vieles verändern wird.

Wie geht es für Avid nun weiter? Was ist Ihr Ziel?

Wir müssen uns stetig fortentwickeln. Ich glaube, dass wir mit unseren aktuellen Bemühungen gerade eine kritische Masse erreicht haben. Unsere Kunden glauben an die aktuelle Avid Ausrichtung und daran, dass kein Weg an einer engen Zusammenarbeit vorbeiführt. Das beweist unsere erfolgreiche Community. Jetzt kann ich mich darauf konzentrieren, so viele Unternehmen wie möglich davon zu überzeugen, unserem Weg zu folgen. In Zeiten wie diesen kommt außerdem immer die Frage auf, wie viel von meinem Erbe behalte ich auf meinem Weg in die Zukunft. Ich denke, darauf gibt es keine magische Antwort. Ich weiß aber, dass man zu jeder Zeit gut daran tut, sich immer zuerst auf das übergeordnete Problem zu konzentrieren und nicht auf die eigenen Produkte. Unsere Community braucht bessere Inhalte und die dafür nötigen Werkzeuge. Sie muss so viele Menschen wie möglich mit ihren Inhalten erreichen und das zu einem möglichst niedrigen Preis. Wichtig ist, dass die Bedürfnisse der Kunden an erster Stelle kommen und man kreative Menschen beim Geschichten erzählen unterstützt. Das ist kein Luftschloss und man kann damit viel Geld verdienen – das konnte ich in der Vergangenheit schon beweisen. Letztendlich hält Storytelling unsere Gesellschaft zusammen und ich werde nicht aufhören den kreativen Geschichtenerzählern das Leben so einfach wie möglich zu machen.

Das gesamte Interview mit Louis Hernandez Jr. lesen Sie in der aktuellen Ausgabe von MEDIEN BULLETIN (4.2107) Bestellen Sie sich Ihre Ausgabe hier. (12/17)

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