Individuelle TV-Ton-Leistungsmerkmale

Digitalmischpulte bieten heutzutage eine ganze Reihe von zugeschnittenen Funktionen für die Abwicklung von TV-Produktionen. MEDIEN BULLETIN stellt einige dieser Funktionen exemplarisch vor, die helfen, die Qualität des TV-Tons zu verbessern beziehungsweise die Produktionsabwicklung zu vereinfachen.

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Stagetec Aurus
Stagetecs Aurus-Konsole ist direkt als Mehrkanal-Konsole konzipiert worden. Die Panoramaaufteilung wird beim Aurus erst am Eingang eines Busses berechnet, auf den der Kanal geroutet ist und nicht im Kanalzug. Dies ermöglicht, den Kanal (mit Mono/Stereo/Mehrkanal) auf Busse mit unterschiedlichem Format aufzuschalten, und für denselben Kanalzug werden in jedem Bus entsprechend unterschiedliche Pannings berechnet. Durch dieses Prinzip lassen sich mit denselben Kanalzügen parallel Mischungen in verschiedenen Audioformaten erstellen. Dadurch lassen sich also eine Stereo- und eine 5.1-Mischung auf einem Pult mit den gleichen Kanalzügen realisieren.
Das AURUS-Pult gestattet unterschiedliche Gruppenbildungen. Mit der „klassischen“ Master/Slave-Gruppe fasst man mehrere Kanäle zusammen, die sich über einen Masterfader steuern lassen. Im AURUS ist dieser Masterfader ein beliebiger Gruppen-Faderer. Man verliert also keinen Fader-Zug im Mischpult. Die Besonderheit der 24 Master-Slave-Gruppen im AURUS ist, dass sich auch mehrere Kanalzüge der Gruppe als Master definieren lassen. Alle Funktionen des Audiokanals lassen sich Master-Slave-verkoppelt steuern. Die Flexibilität geht so weit, dass grundsätzlich alle Einstellungen vom Limiter bis zum Equalizer sich miteinander verkoppeln lassen beziehungsweise beliebige Parameter, wie zum Beispiel das Panorama, aus der Verkopplung gelöst werden können. Weiter bietet AURUS 16 Link-Gruppen an. Jeder Kanal der Gruppe ist dabei gleichzeitig auch Master. Zwischen den Kanälen einer Gruppe lassen sich sehr einfach Offsets einstellen, sowohl bei Master-Slave-Gruppen als auch bei Link-Gruppen. Das Ganze erfordert einen erheblichen Rechenaufwand. Die Gruppenbildungen sind sehr praktisch und erleichtern insbesondere die Arbeit bei großen Projekten, bei denen mehrere Mischpultebenen zum Einsatz kommen.

Lawo mc2
Ein weiteres Problem beim TV-Ton ist der Bezug zwischen Bild und Ton. Beim TV-Ton und gerade hier bei Sportveranstaltungen oder umfangreichen Reportagen und Live-Berichterstattungen ist es wichtig, dass die Tonkanäle angewählt sind, die auch zu der aktuell ausgewählten Kamera passen. Die Korrelation zwischen Bild und Ton kann bei einer hohen Anzahl von Audiokanälen, wie beispielsweise bei einem großen Motorsportereignis, nicht mehr manuell bewältigt werden, sie ist aber immens wichtig für die Wahrnehmung des Konsumenten im Wohnzimmer. Es müssen also immer die richtigen Mikrofone selektiert beziehungsweise stumm geschaltet sein. Aber auch bei Einspielungen, wo kein O-Ton benutzt wird, sondern eine Zuspielung aus der Konserve oder ein Loop aus einem Sampler, müssen dann die richtigen Kanäle selektiert werden.
Und genau hier hilft die Audio-Follows-Video-Funktion der mc²-Serie von Lawo. Über GPI-Signale wird dem Mischpult signalisieren, welche Kamera gerade On-Air ist. Ein GPI-Signal wird so einem von 128 möglichen Events zugeordnet, und die Auswahl der richtigen Kanäle beziehungsweise Audioquellen erfolgt so automatisch. Es muss im Vorfeld nur einmal eine Definition erfolgen, bei welcher Kameraauswahl was passieren soll. Zwischen den Umschnitten werden entsprechende Kreuzblenden generiert, so dass die Umschaltung von einer auf die andere Quelle ganz smooth abläuft. Ein Event bietet die Definition der Anstiegs-, Halte- und Abfallzeit sowie ein definierten Pegel.

Studer Vista
Bei der Vista-Serie von Studer ist ab der Software-Version 4.0 eine neue Funktionalität hinzugekommen, die besonders für den Broadcast-Bereich von Bedeutung ist. Es wurde ein neues Surround-Panning-Modul für Stereokanäle implementiert. Es ist ja auch bei einer Surround-Produktion häufig so, dass man mit Stereo-Quellen arbeitet, die aber entsprechend auf den 5.1-Surround-Bus gepanned werden müssen. Studer hat mit seiner neuen Funktion einen Panner implementiert, der es vermag, Stereosignale in einem Surround-Schallfeld abzubilden. Jeder Stereokanal lässt sich mit diesem Upmix-Panner ausstatten. Dieser arbeitet in drei Betriebsarten, und zwar LR, 5.1 und 5.1-Width-Mode. Bei der letzten Betriebsart wird ein spezieller Algorithmus benutzt, bei dem die Stereobasisbreite auch auf die Surround-Kanäle erweitert wird. Statt nur zwischen rechts und links lässt sich die 5.1-Width über alle Kanäle von 0 bis 180 Grad einstellen. Beim normalen 5.1-Panning erfolgt ein reines Amplituden-Panning, also eine Pegelzuordnung auf die einzelnen Surround-Kanäle. Mit dem 5.1-Width-Mode lässt sich jedes Stereo-Signal in ein realistisches Surround-Signal überführen.
Peter Kaminski (MB 12/07)

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