Möglichst viele Auslassdüsen beliefern

Der Ismaninger Produktionsdienstleister PLAZAMEDIA bietet seinen Kunden mit der 2008 gestarteten digitalen Serviceplattform „eCenter“ umfassende filebasierte Archivierungslösungen an. Sie bilden die Basis für die bei TV-Sendern und anderen Inhalteanbietern zunehmend gefragte Multiscreen-Distribution. MEDIEN BULLETIN sprach darüber mit CEO Florian Nowosad und Abteilungsleiter Medienproduktion, Robert Zeithammel.

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Möglichst viele Auslassdüsen beliefern

Bereits vor gut zehn Jahren hat man bei PLAZAMEDIA damit begonnen, die Weichen für die Erfordernisse in der digitalen Welt zu stellen. Dabei wurde die Idee der digitalen Serviceplattform eCenter geboren. Mit ersten Teilfunktionalitäten wurde das eCenter 2008 gestartet. 2009 wurden das digitale Archiv in Betrieb genommen und sukzessive weitere Funktionalitäten integriert.

Heute bietet der Ismaninger Produktionsdienstleister mit dem eCenter eine umfassende Lösung für die effiziente Produktion, Verwaltung, Archivierung und Distribution multimedialer Inhalte an. „Mit dem eCenter können Ressourcen flexibler genutzt und die Organisation der Workflows optimiert werden. Sämtliche Prozesse werden beschleunigt und lassen sich kosteneffizienter ausführen. Das eCenter steht für Digitalisierung, Medienmanagement, Archivierung, Postproduktion und Sendeabwicklung (Playout). Es ist Multiclient-fähig, automatisiert, flexibel und bietet eine integrierte Suchfunktion zum schnellen Abruf sämtlicher Daten“, erklärt PLAZAMEDIA-Geschäftsführer Florian Nowosad. Robert Zeithammel, Abteilungsleiter Media Production bei PLAZAMEDIA, ergänzt: „Unabhängig davon, wie die Daten angeliefert werden, über das eCenter können diese einfach und automatisch in das benötigte Format umgewandelt werden. Jedes gewünschte Format kann ad-hoc auf Basis der Masterdatei erstellt werden und muss nicht dauerhaft und separat gespeichert werden. Das spart Zeit, Speicherkapazität und reduziert Kosten.“

Das Herz des eCenters bildet das zentrale, digitale Archiv. „Es erlaubt PLAZAMEDIA, ein deutlich erweitertes Servicespektrum im Bereich der Materialaufbewahrung und -verteilung anzubieten“, betont Nowosad.
Das digitale Archiv besteht aus einem Robotic-System (Scalar i2000 von Quantum) mit zu Zeit 2,3 Petabyte Speicherkapazität und einem baugleichen Back-up-System. Mit diesem „Near-Line“-Speichersystem sind die Server in der Sendeabwicklung (SAW) verbunden. Sie holen sich bei Bedarf fehlendes Material aus dem Archiv. Als HSM-System (HSM = Hierarchisches Speicher Management) dient FlashNet von SGL. „FlashNet bietet hinsichtlich Load Balancing und Redundanzen eine sehr flexible Architektur“, meint Zeithammel.
Das eCenter arbeitet auf Basis einer vernetzten Server-Infrastruktur. Im Ingest- und Playout-Bereich werden Omneon Spectrum Media Server eingesetzt. Als Verteil-Server beziehungsweise als Online-Speicher dient ein Omneon Mediagrid. Zeithammel: „Er wurde wegen seiner hohen Skalierbarkeit, Verfügbarkeit und Rechenleistung ausgewählt, die vor allem auch dem Transcoding und der Sendeabwicklung zugutekommt.“ Das MediaGrid von Omneon übernimmt Material aus dem Ingest- oder dem Studio-Bereich, reicht es an das Archiv weiter oder hält es für das Playout oder die Studioproduktion bereit. Die Speicherkapazität von 120 TB reicht derzeit für rund 4.500 Stunden Material im Fileformat XDCAM HD 4:2:2 oder MXF IMX 50.

„Der Online Speicher Media Grid wird kontinuierlich ausgebaut. Je nach Auslastung des Speichers können wir ihn modular erweitern. Durch den wachsenden Einsatz von Content in High Definition auf Kundenseite steigen auch die hierfür notwendigen Kapazitäten. Aktuell benötigen wir circa 100 TB Online-Speicherplatz“, berichtet Zeithammel.

Media Asset Management

Metadaten- und Programmfluss bei PLAZAMEDIA werden durch das Media Asset Management (MAM) System Avid Interplay MAM unterstützt. Es bietet den PLAZAMEDIA-Kunden eine transparente, effiziente Materialverwaltung und einen schnellen Materialzugriff. „Die Prozess-Effizienz der Produktionen lässt sich so deutlich verbessern“, betont Nowosad.
PLAZAMEDIA setzt auf offene Schnittstellen für Import und Implementierung kundenspezifischer Datenbanken und Anforderungen. Für unterschiedliche Aufgaben lassen sich Oberflächen-Layouts für Benutzer definieren und speichern. Das Media Asset Management System dient auch als Schnittstelle zwischen den zuvor unabhängig voneinander eingesetzten Produktionsinseln und erlaubt so einen vollständig integrierten, abteilungsübergreifenden Datei-Workflow innerhalb von PLAZAMEDIA.

Großen Wert legt man beim eCenter auch auf die Sicherheitsstandards im Bereich physikalischer Netzwerke. Ein kontrollierter Zugriff über Active Directory und essenzbasiertes Rechtemanagement erfolgt über MPLS (Multi-Protocol Label Switching). Geboten wird zudem eine redundante Systeminfrastruktur, Rund-um-die-Uhr-Service und -Überwachung sämtlicher Netzkomponenten, eine komplette Ausfallsicherung der Stromversorgung einschließlich USV und Dieselgeneratoren. Die Qualitätskontrolle im eCenter wird mit DCA Aurora- und Baton-Systemen realisiert. „Die Qualitätskontrolle wird bei der Belieferung von Plattformen immer wichtiger. Unser Ziel ist, überall ein möglichst gleichbleibend hohes Niveau zu bieten. Neben der automatisierten Überwachung setzen wir dabei auch auf die manuelle Kontrolle durch speziell geschultes Personal“, erklärt der PLAZAMEDIA-Geschäftsführer.

eCenter-Kunden

„Das eCenter hat sich mittlerweile als ‚Backbone‘ der PLAZAMEDIA entwickelt. Es integriert sämtliche Funktionalitäten im Haus – Sendeabwicklung, Postproduktion oder Grafik sind mittlerweile komplett HD-tauglich“, sagt Nowosad. Davon profitierten alle PLAZAMEDIA-Kunden. Die Möglichkeiten des eCenters würden deshalb auch zunehmend genutzt.
Zu den wichtigsten Kunden des Ismaninger Dienstleisters gehören unter anderem Disney, Sky Deutschland, SPORT1, Constantin Sport Medien als Veranstalter von LIGA total! oder Kabel Deutschland.
„Wir haben den Vertrag mit Disney im vergangenen Jahr um weitere vier Jahre verlängert und konnten auch einige neue Inhalte-Anbieter als Distributionspartner für Video-on-Demand-Themen gewinnen. Unsere eCenter-Strategie beginnt jetzt Früchte zu tragen“, meint Nowosad.

PLAZAMEDIA will nach seinen Angaben die eCenter-Möglichkeiten jetzt auch verstärkt der Filmwirtschaft schmackhaft machen und so ein neues strategisches „Digital Cinema“-Geschäftsfeld eröffnen. Filmproduzenten und Filmstudios können ihre Inhalte im eCenter archivieren und für die Distribution auf diversen Plattformen aufbereiten und verfügbar machen. Dazu arbeitet PLAZAMEDIA am Aufbau einer Kooperation mit ARRI und Constantin Film. „Film-Kunden haben die Möglichkeit von hier aus die ganze Vielfalt der On-Demand- Plattformen zu bedienen und zu testen, was am besten funktioniert. Wir verfügen schon heute über alle Schnittstellen und sind so in der Lage, vom eCenter aus alle Plattformen zu bedienen. Die Einstiegskosten für solche Services sind deshalb bei uns gering“, meint Nowosad. Die ersten eindigitalisierten Filme liegen bereits vor.
Neben den umfassenden Archiv- und Verteilmöglichkeiten bietet das eCenter laut Nowosad auch den großen Vorteil, dass man weltweit Zugriff auf das im eCenter abgelegte Material hat und darin browsen und schneiden kann. Der Zugang erfolgt dabei über den rein softwarebasiert eClient.

Multiscreen-Distribution

„Die eCenter-Architektur ist so strukturiert, dass möglichst viele Auslassdüsen beliefert werden können“, betont Zeithammel. Das Archiv diene heute nicht mehr allein dazu, etwas langfristig abzulegen, sondern die PLAZAMEDIA-Kunden vor allem bei der Distribution ihrer Inhalte zu unterstützen. Zeithammel: „Die Zahl der Plattformen und Verbreitungswege wächst und das Thema Distribution wird dadurch komplexer und schwieriger. Vor diesem Hintergrund müssen wir die Möglichkeit haben, linear und non-linear flexibel zu arbeiten.“
Und Nowosad ergänzt: „Durch diese Vielzahl an neuen Endgeräten, Ausspielmöglichkeiten und Plattformen hat sich beim eCenter der Fokus von der reinen Archivierung hin zur Weiterverarbeitung und Distribuierung verlagert. Das Thema Archiv hat vor diesem Hintergrund mittlerweile eine ganz andere Bedeutung gewonnen. Back-Kataloge wie auch Live-Produktionen müssen über deutlich mehr Verteilwege geschickt werden. Die Entwicklung dahin ging schneller als gedacht und hat uns natürlich in die Hände gespielt. Sie gibt uns im Nachhinein recht, den Schritt zum eCenter so frühzeitig gemacht zu haben.“ Bei der Planung des eCenters vor zehn Jahren sei dabei vieles gar nicht absehbar gewesen. „Und auch heute wissen weder wir noch die Plattformbetreiber, welche Inhalte in zwei oder drei Jahren über welche Verbreitungswege erfolgreich sein werden. Nächstes Jahr kann schon wieder ein neues Endgerät mit anderen Spezifikationen so erfolgreich sein, dass der ganze Content darauf auszurichten und dafür aufzubereiten ist. Das geht nur mit einer sehr hochwertigen, intelligenten und flexiblen Archivlösung.

Vollautomatisierte Produkte

Ein solches Archiv sei nicht in erster Linie zeitkritisch zu sehen, sondern müsse vielmehr eine gleichbleibend hohe Materialqualität sicherstellen. „Das Near-line-Archiv bietet dafür genau die richtige Lösung“, sagt Nowosad.
Im Bereich New Media produziert PLAZAMEDIA heute vollautomatisierte Produkte. In der eCenter-Grundkonzeption war das ursprünglich so nicht vorgesehen. „Aber die vorhandene Technologie ist dazu in der Lage und deshalb entwickeln wir heute für unsere Kunden neue Produkte und agieren als Enabler für ihre Ideen“, betont Zeithammel. Ein Beispiel dafür ist LIGA total! Interaktiv, ein Service, der alle relevanten Spielzüge einer Fußball-Partie zeitnah anbietet. Die entsprechenden Clips werden automatisiert auf Basis von Live-Scouting-Daten generiert und für den Einsatz auf verschiedenen Distributionsplattformen encodiert.

Wachsende Anforderungen

Die Multidistributionsfähigkeiten des eCenters lassen sich kundenspezifisch nutzen und gestalten. „Dabei kommt es auf die jeweiligen Produktions-Workflows und Leistungsangebote an“, sagt Zeithammel. Bei Großkunden wie Sky Deutschland müssten sämtliche Aspekte der Produktion berücksichtigt werden. Hier tauschen alle Abteilungen von der Studio-, über die Postproduktion bis hin zur Sendeabwicklung ihren Content über das eCenter aus und stellen diesen für die verschiedensten New Media-Plattformen von Sky Deutschland – Internet, iPad, Mobile oder 7-Tage-Archiv – zur Verfügung.

Nowosad: „In der Planungsphase des eCenters war die rasante Entwicklung bei weitem nicht absehbar. Da die Anforderungen des Marktes und die unserer Kunden steigen ist es unser Ziel, unseren Kunden immer die leistungs- und zukunftsfähigste Technik zur Verfügung stellen zu können. Daher steht das eCenter für ‚Work in Progress’ und wird ständig weiter entwickelt, insbesondere mit Blick auf Datendurchsatzraten, Speicherkapazitäten, Funktionalitäten oder technische Innovationen wie 3D-TV.
Eckhard Eckstein
(MB 02/12)

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