Quantensprung für die Zuschauer

Wie stehen die Chancen von 3D im deutschen Fernsehen? Die Meinungen hier gehen weit auseinander. Stephan Heimbecher, Head of Innovations & Standards, Technology von Sky Deutschland, gehört zu denen, die an ein positives Entwicklungsszenario glauben. Hier sagt er, warum.

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Quantensprung für die Zuschauer

Spätestens seit „Avatar“ Ende 2009 in die Kinos kam boomt dort 3D. 2010 belegten zahlreiche 3D-Filme die vordersten Plätze der Kino-Jahrescharts. Und auch im Jahr 2011 scheint das Interesse der Zuschauer an 3D ungebrochen – zumindest was das Kino anbelangt. Angespornt durch den Erfolg von 3D im Kino hat das Thema 3DTV nun erneut Fahrt aufgenommen. Und auf der Basis von 3D-Übertragungen in HD, deutlich verbesserten Möglichkeiten in der 3D-Produktion und wegen der eindrucksvollen Bildqualität der heutigen 3D-Displays (im Vergleich zur anaglyphen Lösung mit Rot-Grün-Brillen vor circa 30 Jahren) besteht diesmal durchaus Hoffnung auf einen längerfristigen Erfolg. Nicht zuletzt war diese Ausgangssituation Grund genug für Sky Deutschland, im Oktober 2010 den ersten 3D-Eventkanal in Deutschland und Österreich zu starten, der seither über Satellit und einige Kabelnetze empfangbar ist und 3D-Events aus den Bereichen Sport, Film, Dokumentation und Unterhaltung präsentiert.

In den ersten Monaten konnten die HD-Abonnenten von Sky Deutschland, für die Sky 3D noch bis Ende April 2011 kostenlos freigeschaltet ist, bereits zahlreiche Sportevents live und in 3D verfolgen, darunter Golf (Ryder Cup), Eishockey (DEL) und natürlich Fußball (Champions League, DFB-Pokal und seit Januar 2011 pro Spieltag eine Begegnung der Bundesliga).

Verwöhnt wurden die 3D-Zuschauer auch mit zahlreichen 3D-Filmen (wie zuletzt „Ich – Einfach unverbesserlich“ auf Abruf über Sky Select HD), Dokumentationen von History und NatGeo und musikalische Highlights in Form des Konzerts der Fantastischen Vier oder erst kürzlich die Live-Übertragung der Oper „Lucrezia Borgia“ aus der English National Opera in London. Erfahrung gesammelt hat Sky Deutschland auch mit der Produktion der Talk Show „Sky Lounge“, bei der wir keinen Geringeren als Kiefer Sutherland in all seinen Dimensionen präsentieren konnten.
Bisher hat 3DTV jeden begeistert, der die Gelegenheit hatte, 3D auch auf dem im Vergleich zur Kinoleinwand kleinen Bildschirm im eigenen Wohnzimmer zu erleben. Lediglich das Tragen der derzeit noch benötigten 3D-Brille scheint manchem Zuschauer in der Kino-Umgebung leichter zu fallen als in den eignen vier Wänden. Da jetzt jedoch bereits zu erkennen ist, dass sich die Hersteller um mehr Tragekomfort durch zum Beispiel leichtere Modelle bemühen, sollte diese Hürde in naher Zukunft fallen.

Gleichzeitig ist 3D heute im Grunde bereits ein Standard-Feature aller aktuellen Display-Modelle der großen Hersteller und wird damit über die Zeit mehr und mehr Einzug in deutsche Wohnzimmer halten. In 2010 lagen die Abverkäufe in Deutschland mit 178.000 3D-Displays bereits über den Erwartungen. Und Endkunden ohne eigenes 3DsTV haben die Möglichkeit, die Bundesliga und andere Sportevents live und in 3D in bundesweit über 20 Sky 3D Sportsbars zu erleben. Eine wachsende Zahl (potenzieller) 3D-Zuschauer wird dann langfristig auch die Produktion von mehr 3D-Inhalten rechtfertigen. Diese gestaltet sich heute – insbesondere live – noch sehr aufwändig und kostspielig, da 3D als völlig neues Stilmittel begriffen werden muss, was dazu führt, dass eine 3D-Produktion derzeit noch gänzlich unabhängig von der herkömmlichen Produktion in HD/2D parallel durchgeführt werden muss. Die Einführung einer neuen Technologie wie 3DTV, die Veränderungen sowohl auf Seiten des Anbieters als auch auf Seiten des Konsumenten erfordert, verläuft immer schleppend, zumal hier nicht vergessen werden darf, dass zahlreiche Zuschauer erst kürzlich auf ein HD-Display umgestiegen sind.

Langfristig jedoch sind wir davon überzeugt, dass sich 3D auch im Fernsehen zu einem Feature entwickelt, welches der Zuschauer nicht mehr missen will.
Übertragungen wie die Golf Masters Anfang April 2011, das Champions League Finale aus Wembley dann am 28. Mai, das Herren-Finale aus Wimbledon am 3. Juli und viele weitere Angebote stellen dieses Jahr unter Beweis, dass insbesondere der Live-Sport durch 3D nochmals einen Quantensprung für die Zuschauer macht. Da auch Hollywood für die kommenden Jahre zahlreiche weitere 3D-Produktionen angekündigt hat, besteht insgesamt die Hoffnung, dass 3D diesmal sowohl im Kino wie auch im Fernsehen seinen Durchbruch erlebt.
Stephan Heimbecher
(MB 04/11)

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