ARD stellt Weichen für den Reformweg

Die Intendantinnen und Intendanten der ARD haben bei ihrer zweitägigen Sitzung in Stuttgart Grundsatz-Entscheidungen gefällt, wie der Umbau der ARD mit Blick auf des veränderte Nutzungsverhalten des Publikums aussehen soll.

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ARD-Sitzung in Stuttgart
ARD-Sitzung in Stuttgart im Juni 2023 ©SWR/Patricia Neligan

Dafür rückt sie in der täglichen Arbeit enger zusammen, teilt noch mehr Aufgaben und orientiert ihre Programmangebote an den Medien-Bedürfnissen einer zunehmend digitalen Welt.

“Die Chefinnen und Chefs von neun starken und eigenständigen ARD Medienhäusern haben sich entschlossen hinter einer gemeinsamen Idee versammelt: Wir rücken enger zusammen und stärken das A in ARD – die Arbeitsgemeinschaft. Wir formen die ARD der Zukunft – für alle Menschen in Deutschland, die von uns zu Recht exzellente und effiziente Arbeit erwarten. Das ist ein entscheidender Schritt,” so der ARD-Vorsitzende Kai Gniffke.

Die Heimat und die Stärke der ARD liegen in den Regionen, in den Städten und Dörfern Deutschlands und in den Ländern, die gemeinsam den Auftrag des öffentlich-rechtlichen Rundfunks formulieren, heißt es in einer Mitteilung. Die ARD sei vor Ort bei den Menschen und erzähle die Geschichten aus ihrer Lebenswelt. Die regionale Verwurzelung gehöre zur DNA der ARD und sie würde konsequent zu einem regional verankerten Inhalte-Netzwerk weiterentwickelt. Dafür seien verstärkt gemeinsame Programmstrecken oder Kooperationen sinnvoll und möglich.

Vereinte Kraft für Klima, Verbraucher und Gesundheit

Die Intendantinnen und Intendanten haben beschlossen, bei den drei Themenfeldern Klima, Verbraucher und Gesundheit die Ressourcen in jeweils einem Kompetenzcenter zu fokussieren. Das Kompetenzcenter produziert künftig zentralisiert lineare und digitale Angebote, die von den Landesrundfunkanstalten übernommen werden können. Bei Kompetenzcentern liegt der Schwerpunkt auf überregionaler Berichterstattung. Damit entstehen mehr publizistische Exzellenz und mediale Wirksamkeit. Welche Medienhäuser in der ARD sich wie stark in den Kompetenzcentern einbringen, entscheidet die ARD noch in diesem Jahr, so dass die Kompetenzcenter bereits 2024 starten können.

Eine vernetzte Gemeinschaftsredaktion stärkt künftig die Wahrnehmbarkeit des traditionellen öffentlich-rechtlichen Genres “Hörspiel”. Auch die neue Hörspiel-Gemeinschaftsredaktion soll bereits im ersten Halbjahr 2024 die Arbeit aufnehmen.

Digitale Erneuerung der ARD

Jahrzehntelang waren lineares Fernsehen und Radio die Hauptverbreitungswege für Information, Bildung, Kultur, Sport und Unterhaltung aus den ARD-Medienhäusern. Inzwischen nutzen die Menschen in Deutschland immer mehr digitale Medien, vor allem die jüngeren. Die ARD erwirtschaftet deshalb rund 250 Millionen Euro in der kommenden Beitragsperiode 2025 bis 2028 zusätzlich für journalistische Angebote im Digitalen. Ziel ist, auch im Sinne der Generationengerechtigkeit, vor allem jüngere Menschen, die lineare Verbreitungswege wenig oder gar nicht nutzen, mit den vielfältigen Inhalten der ARD zu erreichen. So wird der gesetzliche Auftrag des öffentlich-rechtlichen Rundfunks weiter in der linearen und künftig noch stärker in der digitalen Welt erfüllt.

Die sog. digitale Erneuerung der ARD erfordert umfangreiche Entwicklungsarbeit bei der digitalen Infrastruktur, zum Beispiel beim Aufbau von Empfehlungs- und Personalisierungsdiensten oder dem Management der unterschiedlichen Inhalte. Das Projekt besteht aus 18 Bausteinen (Modulen) und ist auf mehrere Jahre angelegt. In Stuttgart haben die Intendantinnen und Intendanten der ARD festgelegt, welche ARD Medienhäuser bei den jeweiligen Modulen die Verantwortung übernehmen. Auch hier gilt das Prinzip intensiver Zusammenarbeit, Arbeitsteilung und gemeinsamer Standards. Im Rahmen der digitalen Erneuerung der ARD wird eine gemeinsame technische Infrastruktur für alle Landesrundfunkanstalten geschaffen, die auch auf die Zusammenarbeit mit dem ZDF bei dem gemeinsamen Streaming-Netzwerk einzahlt. So werden die Angebote und damit das Nutzungserlebnis verbessert. Bis Ende des Jahres sollen im nächsten Schritt die Details des Projekts ausgearbeitet werden.

Mehr gemeinsame Programmangebote

Im Hörfunk ist intensive Kooperation schon heute geübte Praxis bei der ARD. Insbesondere bei den Infowellen wird über die ARD-Auslandsstudios, das ARD-Hauptstadtstudio, die ARD-Sportberichterstattung oder den gemeinsamen Programmaustausch eng zusammengearbeitet: Teams aus verschiedenen ARD Medienhäusern stellen Inhalte für die gesamte ARD her. Es gibt Programmstrecken, die mehrere ARD Medienhäuser übernehmen, wie die ARD Infonacht, das ARD Nachtkonzert oder die ARD Popnacht. Künftig soll es zunächst bei den Kultur- und Infowellen eine noch engere Zusammenarbeit geben. In einen neuen Inhalte-Pool bringen die ARD Medienhäuser Beiträge, Reportagen und Sendungen ein, die dann allen zur Nutzung zur Verfügung stehen. Nach der Grundsatzentscheidung werden die Modelle nun weiter ausgearbeitet und praktisch umgesetzt.

In den Dritten Programmen, den eigenen TV-Programmen der ARD Medienhäuser, wird es ebenfalls definierte inhaltliche Kooperationen und Pool-Lösungen geben. So werden im ersten Schritt Beiträge für Gesundheits- und Verbraucher-Magazine künftig vorrangig im jeweiligen Kompetenzcenter produziert und den ARD Medienhäusern zur Verfügung gestellt. Nach den Grundsatzbeschlüssen von Stuttgart wird nun die konkrete Umsetzung gemeinsam erarbeitet.

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