Hohe Quoten und überschaubare Technik

Die FIFA-Frauen-WM (26. Juni bis 17. Juli 2011) gehört zu den Sport-Highlights in diesem Sommer. Die Weltbild-Produktion des Events besorgt Hostbroadcaster HBS mit Unterstützung bewährter Partner wie MEDIA BROADCAST. ARD und ZDF berichten erstmals live über alle Partien.

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Hohe Quoten und überschaubare Technik

Frauen-Fußball verzeichnet neue TV-Quotenrekorde in Deutschland. Das Eröffnungsspiel Deutschland gegen Kanada sahen 15,37 Millionen Zuschauer, das zweite Match gegen Nigeria sogar 16,3 Millionen. Die bisherige Bestmarke von 10,48 Millionen Zuschauern hielt acht Jahre. Damals holten sich die deutsche Damen-Elf in den USA im Finale den WM-Titel. „Wenn die Einschaltquoten über zehn Millionen liegen und Deutschland am Ende wieder den WM-Titel holt, haben unsere TV-Sender alles richtig gemacht“, kommentiert Dortmunds Meistertrainer Jürgen Klopp augenzwinkernd. ARD und ZDF berichten erstmals live von allen Spielen.

2011 wird in Deutschland in neun und damit in so vielen Stadien wie nie zuvor bei einer FIFA Frauen-Weltmeisterschaft gespielt. 16 Nationalteams treten in den WM-Stadien von Augsburg, Berlin, Bochum, Dresden, Frankfurt am Main, Leverkusen, Mönchengladbach, Sinsheim und Wolfsburg zunächst in der Gruppenphase gegeneinander an. Danach wird im K.o.-System weitergespielt.

Die TV-Produktion des Weltbildes organisiert wie auch bei den FIFA Männer-WMs Hostbroadcaster HBS. Allerdings ist hier der getriebene Aufwand deutlich geringer. „Das Interesse an Frauen-Fußball ist nur in Deutschland und in den USA sehr groß“, erklärt HBS-CEO Francis Tellier. Das ist letztlich auch der Grund dafür, warum auf den Technik-Compounds der Stadien neben HBS nur US-Sportsender ESPN (mit mobilem Studio „Big Momma“) und ARD/ZDF Flagge zeigen. Auch ein IBC (International Broadcast Center) fehlt. An der Frankfurter Commerzbank-Arena wurde stattdessen ein IBCC (International Broadcast Coordination Center) errichtet. „Wir brauchen für die Frauen-WM nur ein Koordinationszentrum“, sagt HBS-Direktor Jörg Sander, Direktor der Host Broadcasting Division von HBS.

Nur 50 bis 80 Rechtehalter weltweit nutzen pro Partie die von HBS produzierten multilateralen FIFA-WM-Bilder. Die Technik im IBCC ist entsprechend überschaubar. In den HBS-Bürocontainern finden sich lediglich ein Qualitätskontrollraum, der Master Controll Raum zur Annahme und Verteilung der von den Stadien übertragenen Signale und der sogenannte Telko-Raum. „Der technische Aufwand bei der Produktion der FIFA-Frauen-WM 2011 ist insgesamt aber deutlich größer als bei allen bisherigen Frauen-WMs“, betont Sander. So werden alle Spiele mit 15 bis 18 Kameras aufgezeichnet.

Darunter ist bei sechs Partien erstmals auch die Seilkamera Spidercam (siehe Foto), die von PMT bereitgestellt wird. Bei Eröffnungs- und Endspiel kommt eine Helicopter-Kamera (Sony CineAlta HDC 1500, untergebracht in einem Cineflex HD Gehäuse) zum Einsatz. In den Tornetzen sind Minikameras von britischen Unternehmen Camera Corps. untergebracht. Dazu sind zwei Superslomotion-Kameras und zwei Steadycams im Einsatz. Als Ü-Wagen-Dienstleister hat der Hostbroadcaster TopVision, TVN und Studio Berlin engagiert. Vier Produktionsteams von HBS sind auf diesen Fahrzeugen wechselweise im Einsatz. Mit von der Partie sind die beiden „Dream-Team“-Regisseure Knut Fleischmann und Jürgen Straub, die auch bei den FIFA-Männer-WMs die Bildgestaltung besorgen.

ARD und ZDF sind in Frankfurt auf dem IBCC-Gelände mit ihrer Mobilen Produktionseinheit (MPE) vertreten, ESPN hat dort den HD-Ü-Wagen von SIVison als Schaltzentrale installiert.
MEDIA BROADCAST unterstützt HBS wie schon bei den FIFA-Männer-WMs 2006 und 2010 mit umfangreichen Dienstleistungen bei der Signalverteilung. Das Unternehmen hat sämtliche Stadien mit dem Frankfurter IBCC auf Basis seines Next Generation Networks (NGN) vernetzt. Es gestattet die IP-gestützte Übertragung sämtlicher Live-HD-Videosignale aus allen Austragungsorten in Echtzeit, ebenso wie die Übertragung von Audio-Inhalten und die Nutzung von Daten- und Sprachanwendungen. Zudem übernimmt MEDIA BROADCAST den Uplink des World Feed vom IBCC.

Die Live-Übertragung der vorproduzierten HDTV-Signale erfolgt mit einer Datenrate von 350 Mbit/s bis 1,485 GBit pro Signalweg. Redundanz ist durch parallel geschaltete HDTV-Satellitensignale zwischen allen Austragungsorten und dem IBCC gegeben. Dazu sind an allen Venues MEDIA BROADCAST SNGs präsent. „Sollte es Probleme mit der Glasfaser-Übertragung geben, können wir sofort auf SNG umschalten und die Signale via Usingen oder Genf übertragen“, sagt Sander.

Neben HBS versorgt MEDIA BROADCAST weitere nationale und internationale Sendeanstalten mit Übertragungs- und Produktionsleistung per SNG und NGN. Der Full Service-Provider setzte bereits in Südafrika seine eigens entwickelte IP-Übertragungsplattform zur Vernetzung der landesweiten Austragungsorte mit dem IBC in Johannesburg ein. „Wir freuen uns, dass MEDIA BROADCAST erneut als technischer Dienstleister der TV-Übertragung einer Fußball-Weltmeisterschaft ausgewählt wurde“, erklärte Bernd Kraus, CEO der MEDIA BROADCAST. „Mit unserem technischen Know-how sowie unserer Erfahrung im Broadcast-Management internationaler Medien-Großereignisse setzen wir alles daran, auch diesen Worldcup reibungslos und in bester HDTV-Qualität live zu den Millionen Fans in aller Welt zu übertragen.”

Die FIFA-Frauen-WM nutzt HBS übrigens auch, um im Frankfurter IBCC erste Betatests für ein eigenes Media Asset Management-System zu realisieren. Hierbei arbeitet man mit dem Kölner Systemhaus MEDIATEC zusammen. „Wir brauchen ein solches System, um unsere wachsenden Inhalte künftig plattformübergreifend besser zu organisieren und unsere Broadcast-Kunden so noch effektiver bedienen zu können“, erklärt Sander.
Eckhard Eckstein
(MB 07/08_11)

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