ARD zeigt Profil

Mit einer großen Personalrochade ging die ARD Ende Juni In die Sommerferien: Tagesthemen-Anchorman Tom Buhrow wechselte auf den Intendantenstuhl des WDR nach Köln und New York-Korrespondent Thomas Roth trat die Nachfolge beim NDR in Hamburg an. Neben diesen Personalien ging es bei der ARD-Intendantenkonferenz beim SWR in Mainz vor allem um die Berichtersttattung zur Bundestagswahl, um die zukünftige Rolle der Digitalkanäle, um das geplante gemeinsame Jugendprogramm mit dem ZDF und um Einsparungen beim ARD-Hörfunk.

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ARD zeigt Profil

Thomas Roth hat seinen Tagesthemen-Posten am 1. August angetreten, wo er als 1. Moderator gleichberechtigt neben Caren Miosga die Nachrichtensendung im Wechsel moderiert. Ingo Zamperoni, der als dritter Moderator bislang beide Hauptmoderatoren vertreten hat, soll diese Aufgabe auch künftig erfüllen und verstärkt zum Einsatz kommen. Wieder besetzt wurde auch der Chefposten beim Kinderkanal in Erfurt, wo Michael Stumpf vom ZDF seit August die Geschicke des Krisen geschüttelten Kanals leitet. „Nehmen Sie das als ein Signal, wie einvernehmlich wir diese wichtige personelle Entscheidung mit dem ZDF getroffen haben“, unterstrich der ARD-Vorsitzende Lutz Marmor die guten Beziehungen zum Mainzer Lerchenberg. „Michael Stumpf bringt große Erfahrungen im Kinderfernsehen mit und ist eine gute Wahl. Der Beste sollte es werden.“

Seine Stärken als Informationssender wird die ARD im Vorfeld zur Bundestagswahl wieder unter Beweis stellen. Im Juni hatte das Erste mit zahlreichen Sondersendungen zur Hochwasserflut gepunktet. Ein Brennpunkt hatte laut ARD Programmchef Volker Herres über zehn Millionen Besucher erreicht und 30 Prozent Marktanteil. „Bei Liveberichten aus der Region, da sind wir gut aufgestellt. Da sind wir kaum zu schlagen“. Eines der Höhepunkte bei den Wahlsendungen im Vorfeld ist am 1. September 2013 das direkte Aufeinandertreffen der beiden Kanzlerkandidaten von CDU/CSU und SPD auf dem Bildschirm. In der Sendung „Das TV-Duell“ werden die Moderationspaare Anne Will (ARD)/Stefan Raab (ProSieben) sowie Maybrit Illner (ZDF)/Peter Kloeppel (RTL) Bundeskanzlerin Angela Merkel und ihrem Herausforderer Peer Steinbrück auf den Zahn fühlen. „Das TV-Duell“ wird von den vier Sendern um 20.30 Uhr aus Berlin-Adlershof übertragen.

Am Tag danach, am Montag, 2. September 2013, kommt es um 20.15 Uhr im Ersten zum „TV-Dreikampf“ zwischen den Spitzenkandidaten der anderen im Bundestag vertretenen Parteien. Der TV-Dreikampf soll auch im Internet und im Hörfunk übertragen werden. „Überzeugt uns! Der interaktive Politiker-Check“ (BR/MDR/SWR) am 28. August zielte dabei auf das junge Publikum und auf Jungwähler, die in dieser Sendung die speziellen Bedürfnisse ihrer Altersgruppe artikulieren und sich über das Internet und Social Media interaktiv beteiligen werden.

Das junge Publikum wieder zu erreichen, ist eines der großen Ziele der ARD-Intendanten. Offenbar voran geht es bei dem gemeinsamen Jugendkanal zwischen ARD und ZDF. Marmor sprach von einer „Grundbereitschaft des ZDF“; bis Ende des Jahres soll nun ein gemeinsames Programmkonzept erarbeitet werden. Mittlerweile erklärte Marmor öffentlich, dass das Konzept bereits im Herbst stehen könnte. Und im ersten Halbjahr 2014 könnte der Jugendkanal startklar sein. Grundsätzlich scheint auch geklärt zu sein, dass der digitale Jugendkanal trimedial angelegt sein soll.

Auch Volker Herres hat seine Vorstellungen über die Zukunft der Digitalkanäle weiter ausgeführt. Nach Ansicht des ARD-Programmdirektors sollen die Digitalkanäle seiner Rundfunkanstalt nicht zu „reinen Testplattformen für das Hauptprogramm verkommen“, sondern Inhalte für spezielle Zielgruppen anbieten, die sich im Hauptprogramm des Ersten zu wenig wiederfinden. Im Interview mit dem Magazin Promedia betonte Herres, dass die Spartensender auch ein eigenes Profil entwickeln müssten. Auch ein neuer Jugendkanal dürfte nicht zu einem Experimentierfeld für Formate verkommen, die eventuell auch im Hauptprogramm funktionieren könnten, sondern müsste in erster Linie attraktive Angebote für eine junge Zielgruppe bereithalten. „Insgesamt, denke ich, sollten wir die Digitalkanäle ebenso wie auch die Dritten Programme als Talentschmiede fürs Hauptprogramm weiter und vielleicht noch stärker nutzen, wie es ja unlängst auch ‘Die Zeit’ gefordert hat“, so Herres.

Neu strukturiert werden soll das Korrespondentennetz des ARD-Hörfunks, mit dem Ziel künftig noch mehr Synergiepotenziale zu erlangen. So werde das Hörfunkstudio in Washington mit dem TV-Studio zusammengelegt. Das Einsparpotenzial dort helfe eine Korrespondentenstelle in Madrid wieder zu besetzen. Und aus der Live-Hörfunkberichterstattung von der Formel 1 werde die ARD ab 1. Januar 2014 aussteigen.
Bernd Jetschin
(MB 09/13)
© NDR