Fiktionale Unterhaltung mit Anspruch

Akzentuierte Themensetzung und frisches Profil verspricht Die ARD für ihr fiktionales Programm 2015. Natürlich soll dabei die Unterhaltung nicht zu kurz kommen. Und für Serien-freunde gibt es die dritte Staffel von „Weissensee“, sogar in einer soften Form des „Binge Watching“. Auch Nutzer von Streaming Diensten sollen das öffentlich-rechtliche Fernsehen entdecken.

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Fiktionale Unterhaltung mit Anspruch

Traditionell in der zweiten Januarwoche stellen ARD und Degeto in Hamburg das fiktionale Jahres-Programm vor, die zweite große Säule neben den Informations-Sendungen im Fernsehen der ARD. Für 2015 angekündigt sind 152 Erstausstrahlungen, darunter sieben große Event-Filme im Rahmen eines Themenabends, 43 Kinofilme, davon 33 Free TV-Premieren und 42 neue Serienfolgen.

In Abgrenzung zum neuen Bewegtbild-Trend im Netz sieht ARD-Programmdirektor Volker Herres im linearen Angebot des Senders die Aufgabe „Schneisen des Verstehens in den digitalen Dschungel der Bits und Bytes zu schlagen.” Das Fernsehen der ARD werde sich weiter in den Dienst von Orientierung, Gewichtung, Aufklärung und Relevanz stellen. Mit der für 2015 vorgesehenen Reihe des Erinnerns startet die ARD Ende Januar mit einem Schwerpunkt zum Jahrestag der Auschwitz-Befreiung mit verschiedenen Dokumentationssendungen; im Februar folgt die Neuverfilmung des Romans von Bruno Apitz „Nackt unter Wölfen“ über Häftlinge im KZ Buchenwald sowien die verfilmte Lebensgeschichte von Anne Frank „Meine Tochter Anne Frank”. Themenabende mit Fernsehfilm und anschließender Dokumentation sind angekündigt zu dem Film „Meister des Todes“, einem Thriller über illegale Waffenexporte, zum zweiteiligen Dokudrama „Hannelore Kohl – Die Frau im Schatten“ sowie zu dem Fernsehfilm „Spinnennetz“ mit Julia Koschitz als DDR/BRD-Doppelagentin. 2015 stellen sich auch drei neue „Tatort”-Kommissare im Ersten vor, wie ARD-Filmkoordinator Jörg Schönenborn ankündigte. Die älteste und beliebteste deutsche Krimireihe kommt auf durchschnittlich zehn Millionen Zuschauer und schafft es, alle Generationen vor dem Bildschirm zu vereinen. „Das letzte Lagerfeuer im deutschen Fernsehen“, sagt Schönenborn. Er bescheinigt dem Format weiter großes Entwicklungspotential. Der „Tatort” würde immer wieder neue inhaltliche und dramaturgische Akzente setzen.

Das Schmuckstück der fiktionalen Unterhaltung sieht er in den Filmen der Landesanstalten für den Mittwochabend, die relevante Themen in einer großen Vielfalt und Bandbreite erzählen. Auch wenn man sich bei den Programmverantwortlichen der ARD von den Online-Plattformen abgrenzt und sich zu profilieren versucht, lernt man auch von der neuen Konkurrenz. Die dritte Staffel „Weissensee“, eine Produktion der Ziegler Film über das Leben zweier DDR-Familien, die nun in den Strudel der Wendezeit geraten, werden zu je zwei Doppelfolgen an drei aufeinander folgenden Abenden ausgestrahlt. Damit kommt die ARD den Sehgewohnheiten von Serienfans entgegen, die episch durch erzählte Folgen am liebsten am Stück in einer Marathonsitzung erleben.

Einige neue Reihen und Filme kündigt Degeto-Chefin Christine Strobl für den Donnerstag- und Freitagabend an, die hinsichtlich der Entwicklung und Produktion neuer Stoffe von einem sehr produktiven Jahr sprach. 2015 werden am Donnerstag neue regionale Krimireihen wie „Kripo Bozen“, „Borcherts Fall“, „Rosa“, „Sara Stein“ Premiere feiern. Hinzu kommt „Die Diplomatin“ mit Natalia Wörner, als Karla Lorenz, die im Dienste des Auswärtigen Amtes knifflige Probleme jenseits von Protokoll und rotem Teppich löst. Der Freitagabend gehört Fernsehfilmen, die unterhalten wollen, aber auch lebensnahe Geschichten aus der heutigen gesellschaftlichen Realität erzählen. Die neue Degeto-Leitung hat hier mit neuen Geschichten, Stoffen und auch neuen Besetzungen für eine signifikante Auffrischung des Programmplatzes gesorgt. Im ARD Trend, nach Umfragewerten von TNS Infratest, genießt das Erste nach wie vor die höchste Wertschätzung des Fernsehpublikums und liegt noch deutlich vor ZDF und RTL. Neben den Informationssendungen sind es vor allem die TV-Filme, Reihen und Serien, mit der die föderale Gemeinschaftsanstalt beim Publikum punktet. Darauf wird die ARD gerade in einem Jahr ohne die ganz großen Sport-Highlights verstärkt setzen.

Bernd Jetschin

MB 1/2015

© ARD/Julia Terjung