Begeisterte Zuhörer und Zuschauer

Am 10. und 11. Juni 2010 ging zum achten Mal die „Digitale Cinematographie“ im Forum am Deutschen Museum in München über die Bühne. Das Event für High-end-Production hat längst einen festen Platz im Termikalender der Video- und Film-Professionals. 1.000 Besucher kamen um sich in Workshops, Screenings und den Ausstellungshallen über neueste Trends und Lösungen zu informieren. Top-Thema war natürlich die 3D-Produktion.

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Begeisterte Zuhörer und Zuschauer

Veranstalter Martin Ludwig, (Ludwig Kameraverleih), Gerhard Baier (Band Pro Munich) und Martin Kreitl (MKMedia Production) können sich über mangelnden Zuspruch nicht beklagen. Die bereits zum achten Mal von ihnen veranstaltete Digitale Cinematographie kommt bei ihrem Klientel gut an. Die über 1.000 registrierten Gäste kommen dabei nicht nur aus dem Münchner Umland sondern mittlerweile aus ganz Deutschland und zunehmend auch aus dem Ausland angereist. In diesem Jahr konnten sie die Stände von 53 Ausstellern besuchen und allein am ersten Tag zwischen 20 Workshops wählen.

Die Thematik der praxisorientierten Seminare von und für Profis aus der digitalen Film- und Fernsehbranche reichten von Kamerahandling über Qualitätskontrolle im digitalen Postproductionworkflow bis hin zum digitalen Filmlabor und zur Distribution. Die Referenten veranschaulichten komplexe technische Inhalte oft mit Hands-on-Angeboten. Selbst ausprobieren war angesagt. Das war für viele so interessant, dass manche Seminar-Zeitpläne aus dem Ruder liefen. Der Workshop von Michael Radeck (DVE GmbH) zum Thema „Lösungen für Alltagsprobleme mit HD-Monitoring und HD-Workflows“ dauerte so statt der eingeplanten Stunde über dreieinhalb Stunden, ohne dass einer der Teilnehmer den Raum verließ. Philippe Ros, bekannter DOP und begehrter Referent der Digitalen, wurde in seinem Workshop zur Langzeit-Kino-Doku „Unsere Ozeane“ erst nach über zwei Stunden von den begeisterten Zuhörern entlassen.
SONY, auch in diesem Jahr Hauptsponsor der Veranstaltung, entsandte mit Gisbert Hochgürtel einen namhaften Referenten zu dem Thema „1080P / 3D-HD / 4K / RGB – Herausforderungen der neuen Formate an das Produktionsequipment“. Der zweite Tag mit Schwerpunkt auf Stereo 3D bot mit acht Workshops Einblicke in die Grundlagen, Theorie und Praxis von 3D. Die Veranstalter selbst machten Überstunden. So lief der Workshop „Workflow und Kosten digitaler Produktionen“, von Martin Ludwig am zweiten Tag bis in die späten Nachmittagsstunden.
In dem digital ausgestatteten IMAX Kino im Forum am Deutschen Museum mit einer Leinwandgröße von 300 qm wurde großes Kino gezeigt. Unter anderem war Richard Ladkani mit bisher unveröffentlichten Ausschnitten der Dokumentation „Jane’s Journey“, die 2010 in die Kinos kommt, vertreten. Eindrucksvoll waren die Bilder von Roland Emmerich („Anonymous“) und Tom Fährmann (u.a. „Model“, „Flowers“), die mit der neuen ARRI ALEXA gedreht und als Teil eines ARRI Showreels von Henning Rädlein präsentiert wurden. Gezeigt wurden auch Ausschnitte aus den Fernsehproduktionen „Bis nichts mehr bleibt“ (Arthur Ahrweiler), „Ihr Auftrag Pater Castell“ und „Frühlingserwachen“, alle auf RED gedreht.

Fantastische 3D Bilder zauberte P+S Technik, mit einer SI-2K Tierfilmproduktion auf die Leinwand, die selbst das kritische Publikum der Digitalen Cinematographie zum Staunen brachte. Der absolute Höhepunkt war der 3D PINA Trailer von Florian Rettich, der Ausschnitte aus der 3D Dokumentation von Wim Wenders über die verstorbene Choreografin Pina Bausch zeigte. Die Produktion übertraf die höchsten Erwartungen und viele der Experten waren sich darüber einig, dass sie so eine Zusammenführung von verwendeter Technik und Inhalt noch nie gesehen haben. Insgesamt war die Digitale Cinematographie 2010 wieder eine sehr gelungene Veranstaltung. Allerdings gab es einen Wermutstropfen. Das Forum am Deutschen Museum, über viele Jahre die optimale Location für den besonderen kommunikativen Charakter der Digitalen Cinematographie, wurde Ende Juni geschlossen. Die Veranstalter sind auf der Suche nach einer neuen, passenden Bleibe. Das wird nicht einfach. Aber: Die Digitale Cinematographie soll auch im kommenden Jahr auf jeden Fall wieder stattfinden.
Eckhard Eckstein
(MB 07/10)

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